2-Rad- oder 4-Rad-Antrieb?

3 Antworten

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Heckantrieb ist höchstens in den Händen von Leuten Murks, die mit so was nicht umgehen können. Fährt sich aber präziser und angenehmer, weil man keine Antriebseinflüsse in der Lenkung hat. Zudem klauen die Antriebsräder den gelenkten Rädern keine Traktion und umgekehrt. Von daher ist Heckantrieb schon vom Prinzip her fahrdynamisch besser.

Bergauf bei Schnee ist der Fronttriebler zugegeben im Vorteil, weil die Vorderachse durch den Motor in der Regel stärker belastet ist. Andererseits wird hier die Antriebsachse beim Beschleunigen grundsätzlich entlastet infolge der dynamischen Achslastverlagerung. Selbst das lässt sich im Winter natürlich noch umgehen, indem man Steigungen im Rückwärtsgang bewältigt. Andererseits wird der Nachteil bei modernen Hecktrieblern längst durch elektronische Assistenzsysteme kompensiert, zumal die eh nur noch von Premiumherstellern angeboten werden.

Das mit dem Aquaplaning ist beim Fronttriebler lediglich deutlicher spürbar, weil die Vorderräder halt immer zuerst aufschwimmen und man das dort dann am Ruck im Antrieb merkt. Andererseits lässt sich das Phänomen in den allermeisten Fällen durch ein wenig Mitdenken ohnedies völlig vermeiden.

Von der Theorie her argumentieren manche Leute für ein inhärentes fahrdynamisches Sicherheitsplus bei Frontantrieb auch auf trockener und griffiger Strecke, denn wenn man mit einem Fronttriebler zu schnell in die Kurve geht und er untersteuert, kann man da durch simples Gas wegnehmen wieder raus kommen. Der Hecktriebler dagegen wird eher übersteuern, und das wird sich durch die dynamische Achslastverlagerung eher noch verstärken, wenn man vom Gas geht, Resultat: Dreher.

In der Praxis hing das jedoch selbst in der Ära vor ESP bereits von zahlreichen weiteren Faktoren ab, unter anderem von der Bereifung. Achslastverteilung und überhaupt von der konkreten Fahrwerksauslegung. Außerdem stabilisiert sich ein Fronttriebler keineswegs unbedingt sofort, wenn man vom Gas geht, sondern man kann in dieser Phase des Rutschens problemlos ebenfalls von der Straße abkommen oder in eine Leidplanke krachen. Es spricht also einiges dafür, im Straßenverkehr einfach nicht zu schnell in Kurven einzufahren.

Kommen wir zum Allrad: Im ganz normalen Straßenverkehr, wo man sicher fahren und mitschwimmen sollte, sehe ich für Allrad fahrdynamisch keine echte Notwendigkeit. Schon überhaupt nicht für einen technisch so schlecht gemachten Allrad wie bei allen Nicht-Subarus in dem schon mehrfach verlinkten Video unten. Klar kann man damit (theoretisch) mehr Fahrdynamik realisieren, mehr PS auf die Straße bringen und dadurch letztlich höhere Kurvengeschwindigkeiten erzielen. Aber nicht in Bereichen, die für den ganz normalen Straßenverkehr von Belang wären.

Trotzdem haben wir zwei Allradler in der Familie ;-) einen davon hab ich persönlich bezahlt.

Der andere wurde beschafft, weil Allrad Vorteile im Anhängerbetrieb bietet. Bessere Steigfähigkeit und bessere Traktion auf glatten Oberflächen. Darum haben viele Allradler eine höhere zulässige Anhängelast als etwa das gleiche Modell in der Version mit Frontantrieb hätte. Auch im Winter auf nicht geräumten Straßen kommt man bergauf besser durch. Draußen auf dem platten Land, wo die nächste Autobahn und das nächste Krankenhaus jeweils 25 Kilometer entfernt sind, ist das schon mal ganz beruhigend.

Im Fahrverhalten dagegen ist der Legacy vor allem deswegen deutlich besser, weil das ganze Fahrwerk einfach viel aufwändiger gemacht und abgestimmt ist als bei einer 08/15 Frontantriebsgurke. Ähnlich gut fahren aber auch Autos wie der Ford Focus und Mondeo mit Frontantrieb, deren Fahrwerke in England abgestimmt wurden.

Und natürlich schicke Hecktriebler <g>

BurkeUndCo 
Fragesteller
 19.03.2015, 22:25

Wirklich gute und überzeugende Argumentation.

Und natürlich völlige Zustimmung.

Zugegeben meine Erfahrungen mit Hecktrieblern ist schon über 30 Jahre her. Aber da habe ich es mit einem VW-Käfer geschafft statt einer 90-Grad-Kurve (an einer Kreuzung) eine 180-Grad-Kehre zu fahren; und beim Käfer ist der Motor auch auf der Antriebsachse - gut es war natürlich spiegelglatt. Und später habe ich es mit einem anderen Hecktriebler mehrmals auf schnee- und/oder eisglatter Fläche mit leichter Steigung erlebt, dass mich mein eigenes Heck überholen wollte. Das ist mir bisher (danach) mit einem Fronttriebler nicht passiert. Allerdings hatten bisher alle meine Autos noch keine so hübschen automatischen Regler, wie sie jetzt mehr oder weniger üblich sind.

Deshalb meine Frage, ob 4-Rad-Antriebe wirklich nochmals besser sind. Und/oder ob diese Eelektronischen Regler nicht auch Nachteile haben. Frontantrieb ist bei "normaler" Fahrweise relativ gutmütig und zeigt wenn er in den Grenzbereich kommt, das so an, dass es meist recht einfach zu korrigieren ist. Der Heckantrieb ist von Profis sicher besser zu beherrschen und erlaubt mit gewissen gewollten Driften eventuell sogar höhere Kurvengeschwindigkeiten (bis Audi mit den Quattros kam).

Stellt sich die Frage, ob das mehr an Sicherheit auch fühlbar iost, oder ob man sich eben generell nur sicher fühlt - und beuim Annähern/Überschreiten der Grenzue ist das Fahrzeuig dann von der Fahrbaghn weg - eben weil man nichts fühlt solange der 4-Rad-Antrieb noch Kraft übertragen kann und die Elektronik alles ausregeln kann. Aber die Grenzen der Physik sind unerbittlich.

Deshalb elektronische Regler hin und her, nochmals die Frage: Ist 4-Rad-Antrieb im Normalfall (ohne Anhänger, aber doch mit gewissen Fahrfähigkeiten auch im Winter) wirklich generell besser als Vorderradantrieb? Und zwar soviel, wie der Mehrverbrauch und die Anschaffung den Preis erhöhen?

P.S. Das Video ist toll, allerdings fehlen noch ein paar weitere Marken: VW, Audi, Mazda, ... aktuell sogar noch BMW und Merzedes. Ist nur der Subaru wirklich gut, oder sind einige der anderen Firmen auf ähnlichem Niveau?

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Skinman  19.03.2015, 22:31
@BurkeUndCo

Nicht vergessen: Beim Käfer kommt der Heckmotor dazu. Das ist dann schon wirklich eine extreme Heckschleuder-Kombination. Das in den Griff zu kriegen und ein wirklich schnelles Auto zu bauen hat selbst Porsche Jahrzehnte gekostet.

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Ich hatte einmal einen Audi A4 quattro. Der war auch auf trockener Fahrbahn deutlich souveräner als ein Fronttriebler. Im schnellen Fahrrhytmus hält er länger in der Kurve, fliegt aber bei Überschreiten der Physikgrenzen sofort ab!

Bei nasser Fahrbahn oder gar bei Schnee ist der 4-Radler so gut, dass man fast keinen Unterschied zu trockener Fahrbahn merkt.

Ich denke, dass ein Allradantrieb in Extremsituationen ein wenig mehr Sicherheiten bietet, über kurz oder lang eine Ausgabe ist, die man sich gut überlegen sollte. Hätte ich die Wahl, ich würd' mir den 911er sicher als 4S holen ;-)

ronnyarmin  19.03.2015, 17:42

4-Rad-Antrieb bietet nicht mehr Sicherheit. Bei jedem Auto werden alle 4 Räder gebremst.

Indem man auf rutschiger Strasse schneller beschleunigen kann, ist das Auto nicht sicherer geworden.

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BurkeUndCo 
Fragesteller
 19.03.2015, 22:27
@ronnyarmin

Allerdings werden bei gleicher Beschleunigung die Antriebskräfte auf 4 Räder verteilt, so dass diese noch Reserven besitzen, die zur Seitenführung eingesetzt werden können.

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wenn Du nicht gerade auf eine Alm mit dem Kfz willst, reicht ein Einachsantrieb. Ich finde einen Vorderradantrieb ausreichend.