Wieso werden bei solchen internationalen Statistiken immer westliche Kriterien genommen?

4 Antworten

Man muss sich natürlich auf bestimmte Kriterien einigen und wer diese Statistiken erheb(en kann) der macht das nun mal.

Es gäbe so viele andere Kriterien, wo nicht immer der Westen besser abschneiden würde,

Das klingt mir jetzt ein wenig nach der "Teilnehmer-Urkunden-Philosophie" - jeder soll mal toll sein in irgendwas. Was für Dinge wären das, wo z.B Afrika besser ist, als Europa?

  • Lebensmittelanbau zuhause: Was verstehst du darunter? Ich glaube, Europäer haben sehr viele Kleingärten bzw. Gärten außerhalb der Großstädte. Ich denke nicht, dass die Menschen in Dehli oder einer afrikanischen "Großstadt" uns hier schlagen.
  • Mehr Kinder: Ist das etwas gutes? Wenn die Hälfte davon an Hunger stirbt, oder an Krankheiten, ist das jetzt nichts, wo ich "erster" sein wollen würde.
  • "Handwerkliches Geschick:" Das ist auch so eine Sache - ich behaupte, da sind die Afrikaner nicht besser, im Gegenteil. Schau dir an, wie sie oft leben, und dass sie z.B anstatt Brunnen zu bohren und zu graben, lieber Wasser über Kilometer vom Fluss holen. Gibt es da "handwerkliches Geschick" das unseres überflügelt? Wohl kaum.
  • Ohne Strom: Wenn du sowieso keinen hast, ist das "ohne" natürlich einfacher. Auch das ist kein Kriterium, worauf man stolz sein sollte! Das zeigt doch nur, dass sie sehr viel weniger erreicht haben und sehr viel schlechter als wir leben. Wir haben unsere Vorzüge hart erarbeitet.
  • Arbeit und Studium: Unsere aktuelle Version ist nicht ideal - das ist richtig. Dennoch ist unser "schlechter" Lebensstandard immer noch besser als der "gute" in großen Teilen Afrikas. Studium heißt ja am Ende nur "mehr spezialisierte Bildung" und potenziell mehr Verdienst und ein besseres, sicheres, angenehmeres Leben.
ch als Studentin kann aber bestätigen, dass man in vielen Studiengänge nicht das lernt was man im Leben braucht, sondern eher etwas was sehr interessant ist, aber nicht überlebensrelevant ist.

Ja. Deshalb studiert man etwas "nützliches" und nicht feministische Ausdruckstanztherapie oder Genderstudies.

Gebe es einen Zusammenbruch der staatlichen Strukturen beispielsweise, wären wir hier komplett aufgeschmissen.

Genau wie die Afrikaner und Asiaten. Wie jeder, das ist jetzt nichts, was irgnedwen ausschließt. Glaubst du, dass Millionen Afrikaner auch ohne Strukturen zurechtkommen? Die sind noch sehr viel mehr auf diese angewiesen, weil sie weit weit über ihren Verhältnissen leben, was z.B Nahrungsmittelerzeugung betrifft.

Was dann gebraucht werden würde wären Leute die sich mit Viehzucht und Gemüßeanbau auskennen sowie beispielsweise Handwerker.

Wenn du praktisch von 0 anfangen würdest, schon eher. Aber ich kann dich beruhigen: In einem von dir postulierten Apokalypseszenario wärst du wahlweise bei den ersten Opfern, aber du hättest immer noch "dich" als Handeslware. Ich hätte da schon eher ein Problem, da handwerklich unbegabt ... aber ich kenne mich ein wenig mit der Zucht von Gemüse aus. Wie viele Tomaten bist du wohl wert? ;)

Aber so zu tun als wäre hier alles so viel besser als überall sonst ist auch sehr einseitig.

Nein, das ist die schlichte Wahrheit. Simpel gesagt: Die Afrikaner wollen alle zu uns fliehen und nicht wir nach Afrika ;) Das hat seinen Grund.

Kritik gibt es an verschiedenen Indices und das nicht erst seit gestern: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Index_der_menschlichen_Entwicklung

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Fragile_States_Index

siehe Abschnitte „Kritik“. Die Indices werden wohl auch im Westen entwickelt und haben dementsprechend die Aussagekraft. Andererseits würde ich einer Statistik aus Russland nicht trauen, die die demokratischsten Staaten auflistet (sofern es solch eine gibt).


DieSara2004 
Beitragsersteller
 07.04.2025, 13:34

Dass Russland jetzt kein Musterbeispiel eines Rechtsstaates ist, würde ich auch unterstreichen. Glauben tue ich generell nichts aus russischer Quelle.

Jedoch ist weder im Westen alles super, noch außerhalb des Westens alles schlecht.

Es geht nicht um "westliche Kriterien". Es geht um Kriterien.

Hier gibt es mit Sicherheit einen gewissen Bias. Wir finden Dinge gut die vielleicht jemand anderes schlecht findet.

Wenn wir nach Kindersterblichkeit gucken ist der Westen grün und die Dritte Welt rot.

Weil wir Kindersterblichkeit schlecht finden. Wenn man es gut findet, dass Kinder sterben, kann man die Sache auch umdrehen.

Es ist richtig, dass man mit solchen Farben auch Assoziationen schafft.

Dabei ist ein Fehler den du begehst- und sehr viele andere Menschen- es als "westliche Werte" oder wie du sagst "westliche Kriterien" zu sehen.

Aber sie sind nicht westlich! Sie sind menschlich! Kindersterblichkeit ist schlecht! Diktaturen sind schlecht! Mord ist schlecht! Früher Tod ist schlecht. Umweltverschmutzung ist schlecht!

Du versuchst ein paar Beispiele zu bringen

  • Prozentsatz von Leuten, die in der Lage sind Zuhause Lebensmittel anzubauen nimmt
  • Anzahl an Kindern pro Familie
  • wie viel handwerkliches Geschick die Leute haben
  • Anzahl an Tagen wie lange die Leute ohne Strom und Internet überleben würden

Das ist größtenteils nichts Gutes. Seit der Erfindung des Ackerbaus lebte der bei weitem größte Teil der Bevölkerung von Subsistenzwirtschaft. Das ist nichts Gutes! Das ist Armut und Unsicherheit. Eine schlechte Ernte kann eine Hungersnot zur Folge haben. Diesen Umständen entkommen zu sein, ist eine der größten Errungenschaften der Menschheit!

"handwerkliches Geschick" ist keine Statistik die irgendwo erhoben wird und es ist wohl deine studentische Blase die annimmt, diese Fähigkeit wäre im Westen ausgestorben.

Auch die Anzahl an Tagen die man ohne Strom und Internet überleben würde, wird nirgendwo erfasst. Doch wollen wir das um jeden Preis verhindern!

Hast du ein Beispiel für eine Statistik in dem der Westen als positiv dargestellt wird, während du findest, dass dies eher etwas negatives ist?

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Darüber hinaus sollte "Nützlichkeit nach einer Apokalypse" nicht das Maß sein an dem du oder sonst jemand messen sollte wie wertvoll ein Beruf ist.

Im Westen haben wir umfangreiche Maßnahmen die so einen Zusammenbruch verhindern. Wir haben eine hochgradig arbeitsteilige Gesellschaft und so wie es jemanden gibt der Gedicht analysieren kann (oder was immer du studierst), gibt es Leute die Maschinen instandhalten, Häuser bauen oder in Katastrophen bereit stehen Menschen zu helfen.

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So wie ich das verstehe, möchtest du eine Kritik gegen die Farbgebung von Statistiken vorbringen. Da diese bereits eine Geschichte erzählen und einen Bias darstellen. Das ist legitim.

Doch du verrennst dich dabei in eine Zivilisationskritik die damit nichts mehr zu tun hat und schlussendlich nirgendwo hin führt.