Wie viel von Orwells ‚1984‘ steckt heute wirklich in unserer Gesellschaft?

7 Antworten

Orwell warnt vor Entwicklungen.

Wenn die nicht genauso stattfinden, ist es im Sinne des Warnenden. Ich sehe nicht, weshalb man da von Überinterpretieren sprechen sollte.

Ja, sehr vieles davon wurde in den letzten Jahren umgesetzt.

Neusprech

Denkverbote

Lies mal das Buch "Der begeisterte Selbstmord", ein Tatsachenbericht über China in den 50er Jahren, und vergleiche die Inhalte, was alles damals schon verwirklicht war ("Neusprech") und inzwischen noch dazugekommen ist (totale digitale Überwachung, "Sozialkonten" und so weiter). In China läuft längst, wovor Orwell gewarnt hat.

Das hat mit Überinterpretation nichts zu tun. Das Buch ist eine (zornige) Warnung und arbeitet mit Übertreibungen, Stilmittel jedes utopischen Textes.

lg up

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktische Erfahrung, Fortbildungen

Nun, zumindest gewisse Technologien, die sich Orwell vorstellen konnte, sind heute in ähnlicher Form verbreitet. Man denke vor allem an all die Technik, die ihre Nutzer abhört und Unmengen an Daten sammelt. Der Unterschied ist, dass wir von Konzernen ausspioniert werden, während die Menschen im Roman "1984" sich mit einem totalitären Staat herumschlagen müssen. Und dass wir uns diese Technik freiwillig anschaffen, während sie unter Androhung von Strafen dazu gezwungen werden.

Insgesamt hat unsere Gesellschaft eher wenig mit der Dystopie gemein, die Orwell beschreibt. Auch der immer wieder auftauchende Vergleich des "Genderns" mit dem orwellschen "Neusprech" ist Unsinn und zeigt mir immer sehr zuverlässig, wer das Buch "1984" wirklich gelesen hat und wer nur irgendeine rechte Grütze nachplappert.