Werden Menschen durch Schule eher schlau oder dumm gehalten?

Unholdi  21.08.2025, 09:00

Was heißt in diesem Fall "gehalten"?

SpezialAntwort 
Beitragsersteller
 21.08.2025, 09:01

Am Entfalten des Potentials gehindert werden, um Schüler auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen.

4 Antworten

Es ist wie mit allem im Leben. Ohne Interesse und Mitwirkung wird das nichts.

Donald Trump hat auch eine Uni besucht und ist trotzdem ungebildet geblieben.


der Ansatz "gehalten" ist - IMHO - schon falsch...

in der Schule wird man schlau, wenn man sich anstrengt und bleibt dumm, wenn man nix tut...

...dazu braucht es keine "Steuerung von oben"...

Non vitae sed scholae discimus

(nicht für das Leben, für die Schule lernen wir)

das Zitat von Seneca (ca. 62 n.Chr.) zeigt, dass sowas schon sehr lange diskutiert wird. Bereitet Schule auf das Leben vor oder ist Schule eine Scheinwelt, wo das gelernte nur für dieses System Schule taugt.

Diktatorische Systeme haben jedenfalls Schule schon immer mißbraucht um junge Menschen in das Denken und das gewünschte Verhalten dieser Diktatur zu sozialisieren. Also hält Schule dann auch ggf. eher dumm.

Ich selbst hatte den Vorteil, eine etwas verrückte Schule besucht zu haben, die mich motiviert und befähigt hat kritisch zu denken, Dinge zu hinterfragen und insbesondere waren dort Partizipation und Mitwirkungsrechte von Schülern tatsächlich gelebt worden. Dort wurden wir absolut nicht "dumm gehalten", lernten uns (vor dem Internetzeitalter) selbstständig Informationen zu beschaffen und kontrovers über alle möglichen Themen, einschließlich Politik und Religion zu diskutieren. Dort wurde (weitgehend) auch eine Toleranz gelebt, die man heute nirgendwo so findet. Allerdings war z.B. auch der KBW (kommunistischer Bund Westdeutschland) dort sehr aktiv.

Gemessen an dem, was nach 10 bis 13 Jahren Schulbesuch übrig bleibt, schlägt der Zeiger wohl eher in Richtung dumm aus.

Man muss allerdings sagen, dass den Lehrern in der Schule, die vorgeben lehren zu wollen, nicht bewusst ist, dass sie die jungen Leute daran hintern schlau zu werden. Im Gegenteil: Die meisten würden das vehement bestreiten

Es gibt einen Text über die Schule, der ihren heutigen Zweck sehr gut beschreibt. Geschrieben von einer Person, die aus dem System kommt. Sie war Lehrerin und ist schon geraume Zeit Professorin für Erziehungswissenschaften. Es ist ein Vortrag aus dem Jahr 2012.

https://www.streifzuege.org/2013/bildung-braucht-gastlichkeit/

Außerdem gibt es einige amerikanische (ehemalige) Lehrer, die einen sehr kritischen Blick auf die Schule haben. Wenn Du englisch kannst, such mal nach John Taylor Gatto. Es existieren einige Videos von ihm. Außerdem wird er oft zitiert (hier auf deutsch übersetzt).

https://www.birkenbihl.com/www-birkenbihl-de/texte/john-taylor-gatto-wie-und-warum-das-allgemeine-bildungswesen-unsere-kinder-verkruppelt/

Ein anderer, John Holt, ist schon in den 1980ern verstorben, aber er hat eine Reihe an Bücher hinterlassen. Eins trägt den bezeichnenden Titel »Aus schlauen Kindern werden Schüler«; passt perfekt zu Deiner Frage. Hier einige Fragmente aus seinen Veröffentlichungen (deutsch)

http://www.leben-ohne-schule.de/john.holt/auszuege_lernen.html

Gruß Matthias