Was sind die Vorteile und Chance bei der laufenden Deindustrialisierung?

7 Antworten

Die Vorteile bestehen darin, dass nach der zunehmenden Verarmung des Landes die Karawane der „Fachkräfte“ ziemlich schnell weiterziehen wird…

Wachstum im Dienstleistungssektor

Ich bin kein Fan der Deindustrialisierung, die jedoch faktisch und in Relation zum Weltmarkt stattfindet. Aber wir müssen lernen, damit umzugehen und Chancen zu ergreifen. Denn ob uns das gefällt oder nicht: Dieser Prozess ist nicht einfach aufzuhalten und wahrscheinlich nicht umkehrbar.

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Deutschland ist über alle Sektoren hinweg eher unterdurchschnittlich diversifiziert. Im Vergleich zu anderen westlichen Ländern haben wir einen starken Fokus auf die exportorientierte Industrie und weniger auf den Binnenmarkt oder auf Dienstleistungen. Das verarbeitende Gewerbe nimmt mit knapp einem Viertel einen überdurchschnittlich großen Teil in unserer Gesamtwirtschaft ein. Insb. im Bereich der Prozessindustrie und Stückgüterfertigung haben wir viele Weltmarktführer und auch sog. Hidden Champions. Zudem ein großes Netzwerk inhabergeführter KMU. Diese Unternehmen sind seit über 50 Jahren sehr erfolgreich. Doch irgendwann in den letzten Jahren ist die allgemeine Produktivität konvergiert...

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Die Gründe sind vielfältig:

  • Viele Unternehmen werden mittlerweile als sog. Cashcow betrieben. D. h. Gewinne werden abgeschöpft, statt hier im Land reinvestiert. Kapital fließt verstärkt ins Ausland. Dies führt dazu, dass viel weniger innoviert wird, Risiken nicht eingegangen werden und die Unternehmen irgendwann Anschluss im globalen Wettbewerb verlieren.
  • Energie- und Lohnkosten sind im internationalen Vergleich zu hoch, was Investitionen in produktivere Prozesse unattraktiver macht. Unternehmen gehen auch deshalb vermehrt ins Ausland.
  • Bürokratie und viel zu lange Genehmigungsprozesse nerven die Unternehmen, bremsen Innovationen und machen Investitionen unattraktiv. Ich spreche beruflich oft mit mittelständischen Unternehmen. Dieser Punkt ist ein Dauerthema und aus psychologischer Sicht nicht zu vernachlässigen. Immer mehr Unternehmen spielen nachweislich mit dem Gedanken, Deutschland zu verlassen (siehe z.B. https://www.ey.com/de_de/newsroom/2024/11/ey-industriestandort-deutschland-november-24).

Zudem hat Deutschland in modernen Schlüsselbereichen wie Digitalisierung/KI den Anschluss verloren. Wir haben unsere Cashcows gemolken, im Allgemeinen politisch viel zu wenig reformiert, zu wenig gefördert und uns schließlich an den Rand der Krise verwaltet. Unsere Leistungsbilanzüberschüsse sind zu hoch und das Geld wird nicht mehr lokal investiert.

Wenn wir hier nicht grundlegend etwas ändern, wird der Wohlstand in diesem Land abnehmen. Und das ist schlicht und ergreifend eine simple logische Schlussfolgerung aus den vorliegenden Zahlen und beobachtbaren Dynamiken. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Und Einsicht setzt oft erst dann ein, wenn es anfängt weh zu tun.

Also können wir anhand der laufenden Deindustrialisierung die Medizin ableiten, die wir uns selbst verabreichen müssen:

  • Wir müssen mehr diversifizieren.
  • Wir müssen Risiken eingehen und investieren.
  • Wir müssen Vorreiter in Zukunftstechnologien werden.
  • Wir müssen entbürokratisieren und attraktive Standortbedingungen schaffen.

Ehrlich gesagt, bin ich jedoch eher pessimistisch, dass dies gelingen wird.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Theoretische und praktische Erfahrungen in diesem Feld.
 - (Politik, Geld, Deutschland)  - (Politik, Geld, Deutschland)

Es gibt keine Deindustrialisierung.

Die Wirtschaft unterliegt einem stetigen Wandel. Seit ewigen Zeiten wächst die Bedeutung des tertiären Sektors, gerade im Zuge der Digitalisierung. Eine relative Abnahme des industriellen Sektors ist selbst dann unausweichlich, wenn dieser absolut wächst.

Harter Begriff der falsch benutzt wird von vielen wenn das wirtschaftliche Wachstum kurzzeitig aussetzt ist dies etwas was zum Wirtschaftszyklus dazu gehört das was du beschreibst ist viel heftiger als das was wir erleben und es ist eine Panikmache