Was ist eigentlich die Definition des Begriffes "Fehler"?
Hallo an Alle,
ich bin mir in diesem Fall nicht sicher, ob dies nun eine "dumme" Frage ist, aber ich habe eine Aussage in einem Buch gelesen, die mich auf oben erwähnte Frage bringt.
Ich arbeite gerade das Buch "How to kill in Comedy" durch und lese die Regel: Um sich/seine Figur authentisch zu präsentieren, muss der Comedian einen eigenen Fehler von sich so auf die Spitze treiben, dass es wirklich zum Brüllen komisch ist.
Dabei darf der Fehler nicht ausgedacht sein. Das Publikum wird es merken, wenn die Figur, die man spielt, etwas darstellt, was man nicht ist.
Zuerst dachte ich: Dürfte ja kein Problem sein, Fehler habe ich ja weitaus mehr als Finger an meiner ...und dann stutzte ich. Hatte ich wirklich Fehler?
Zugegeben, ich habe einige Charakterschwächen wie zum Beispiel meine Schüchternheit, wenn ich nicht auf der Bühne bin. Oder das ich mich schwer entscheiden kann (um jetzt nur mal zwei Beispiel zu nennen).
Zugegeben, das ist zwar etwas, was zu meinen suboptimalen Charaktereigenschaften zählt und mir manchmal Stolpersteine in den Weg legt, aber sind das wirklich Fehler?
Ich bin irgendwann auf den Gedanken gekommen, dass man zwar Fehler machen kann (so würden sich wohl manchem die Zehennägel nach oben rollen, wenn ich jetzt schreiben würde "Wer nämlich mit "h" schreibt ist dehmlich!"), aber das scheint mir persönlich jetzt eher der Fall zu sein, weil es ein Regelwerk gibt, das aufzeigt, wie man Wörter richtig schreibt.
Ist ein Fehler also etwas, was der Mensch/die Gesellschaft/das soziale Gefüge als Fehler festgelegt hat? Und wenn ja, auf welcher Grundlage?
Was meint ihr dazu?
Neugierige Grüße
Tichuspieler
4 Antworten
Im Englischunterricht lernt man: "Fault" ist ein Fehler, den
man hat, "mistake" ist einer, den man macht. Das stimmt nicht
so absolut, aber das Wesentliche ist, dass es im Englischen verschiedene
Wörter dafür gibt.
Hier geht es natürlich nur um den ersten Fall.
Der ist größtenteils Definitionssache. Das wird ja
oft in der Kinderliteratur thematisiert, wo jemand
eine Unzulänglichkeit in Stärke ummünzt. Im RL
funktioniert das natürlich nicht, aber es wird auch
nicht jede Macke als Fehler betrachtet. Es kommt auf die
Auswirkungen an. Wenn jemand z. B. eine Brille braucht,
wird das nicht als so schwerwiegend betrachtet wie wenn er
auf einen Rollstuhl angewiesen wäre.
Hallo,
danke erst einmal für Deine Antwort.
aber es wird auch
nicht jede Macke als Fehler betrachtet
Dem stimme ich zu. Es gibt in meinem Bekanntenkreis zwar Menschen, die ihre (mich teilweise nervenden) Unarten haben, aber ehrlich gesagt habe ich diese nie als einen Fehler betrachtet. Eigentlich immer als Charaktereigenschaft.
Wenn jemand z. B. eine Brille braucht, wird das nicht als so schwerwiegend betrachtet wie wenn er auf einen Rollstuhl angewiesen wäre.
Da bin ich auch bei Dir, wobei ich weder beim einen noch beim anderen ein differenziertes Weltbild an den Tag lege; ich sehe grundsätzlich Menschen, egal ob sie eine (körperliche) Behinderung haben oder nicht.
Deswegen bin ich auch nicht so ganz glücklich mit der Definition, die Vanni aus dem DWDS (die Seite kannte ich übrigens noch gar nicht) als Punkt 5 aufgeführt hat ( ja, das stammt jetzt nicht von ihr, ich weiß).
Ob Charaktereigenschaften als Fehler gesehen werden, hängt von een Erwartungen der Gesellschaft ab. Das ist ein Selbstläufer und ändert sich nicht von heute auf morgen.
Es gab Zeiten, da war es ein Fehler, wenn Frauen nicht schüchtern und zurückhaltend waren und Männer nicht emotionslos.
Heute wird es oft andersrum von der Gesellschaft erwartet. Hier bei uns.
Anderswo ist das wieder anders.
Ob eine Charaktereigenschaft als Fehler gesehen wird, kommt auch darauf an, wie derjenige damit umgeht. Mit Humor ist der ehemaliger Fehler eine witzige Eigenschaft.
Ich denke, das es da um die Mehrheit geht. Eine Art Erwartungsdurchschnitt.
Wobei man bei Individuen aneckt, wenn man deren Erwartung nicht entspricht.
Diese Individuen haben ihre Ansichten aber durch die Gesellschaft um sie herum erlangt.
Daher ist Selbstreflektion so wichtig.
Das ist eine sehr tolle Erklärung! Chapeau! :-)
DWDS:
1. als Vorgang oder Ergebnis: etw., das man tut oder denkt, das sich danach als falsch herausstellt; negative Folgen, an denen man schuld ist
2. Eigenschaft, die nicht der erwarteten oder üblichen Qualität von Dingen oder Systemen entspricht
3. störende Eigenschaft, die das positive Gesamtbild beeinträchtigt
4. negative Eigenschaft des Charakters einer Person
5. dauerhafte Einschränkung einer körperlichen Funktion einer Person
Hallo Vanni292,
auch Dir erst einmal vielen lieben Dank für Deine Antwort.
Die Punkte 1 und 2 sehe ich auch so, wobei 1 sich auf das Handeln (eventuell auch das Nichthandeln) bezieht und 2 auf Gegenstände oder Systeme, die jetzt nicht unbedingt den Menschen betreffen.
Bei 3 ...nun ja, da könnte man sich auch wieder hinstellen und eine Gegendarstellung a la "Bewusst in Szene gesetzt um bewusst zu provozieren" Manche Künstler wie zum Beispiel Autoren oder Maler setzten da meiner Meinung nach schon mal gewisse Hebel in Gang.
Aber ich weiß, was das DWDS (die Seite kannte ich übrigens noch nicht. Danke für den Tipp) damit meint.
Den 4. Punkt finde ich nun wiederum interessant, weil ich gerade dies zwar als Charaktereigenschaft sehe (nervig/unbeliebt), aber nicht unbedingt als Fehler.
Aus Neugier gefragt: Findest Du negative Charaktereigenschaften als Fehler?
Die Definition: Eine Abweichung der Richtigkeit.
Hallo marie07834,
auch Dir ein herzliches Dankeschön für Deine Antwort, wobei ich mir mal wieder erlaube, des Teufels Advokat zu spielen und zu fragen: Was ist denn Richtigkeit?
Interessant. Darüber muss ich erst einmal nachdenken. Danke Dir für den Anstoß :-)
Danke auch Dir für Deine Antwort.
Das finde ich eine spannende Aussage, wobei ich mir sogar noch eine Gegenfrage erlaube: Ist die Gesellschaft das, was die Mehrheit erwartet oder das, was das Individuum erwartet?
Das ist jetzt nicht als Provokation meinerseits gemeint, mich interessiert das Ganze wirklich.
Bei dem zweiten Satz stimme ich Dir zu: Ein Umdenken passiert nicht von jetzt auf gleich.