Wahrheit und Fortschritt
Habe vorhin beim Verfassen einer Nachricht ein „Zitat“ geschrieben, welches mir einfach plötzlich in den Sinn kam. Würde nun gerne wissen, was ihr davon haltet.
„Die Wahrheit ist immer ein Zeichen des Fortschrittes.“
Ergibt dieser Satz irgendwo Sinn im Leben oder gibt´s Gegenargumente?
7 Antworten
Sowohl Wahrheit als auch Fortschritt sind ideologisch überladene Begriffe, die ich deshalb nicht mag. Je nachdem, wer sie benutzt, bedeuten sie etwas anderes.
Zustimmen würde ich zu: "Mit weniger Lügen gäbe es eine Besserung."
„Die Wahrheit ist immer ein Zeichen des Fortschrittes.“
Nach einigem Grübeln über diesen Satz empfinde ich mehr, als dass ich es wüsste, dass hier eine Ergänzung her muss, um dem Satz Sinn zu verleihen. Dafür nähme ich dein Zitat gern als 'Skelett' oder 'Rohmaterial', wenn du gestattest, und philosophiere ein bisschen drauflos. :-)
„Die frei zugängliche Wahrheit ist immer ein Zeichen demokratischen Fortschritts.“
„Die Wahrheit zu verbieten, ist immer ein Zeichen von Angst."
„Die Wahrheit frei aussprechen zu lassen, ist immer ein Zeichen von Weisheit.“
„Die Wahrheit zu unterdrücken, sprengt irgendwann immer den Deckel.“
Ich weiß nicht, ob diese Wahrheiten schon mal so oder so ähnlich geäußert wurden - ich habe mich hier von meinem bevorzugten Zitat leiten lassen.
Es geht auf Voltaire zurück, dem es zugeschrieben wird. Er soll gesagt haben: 'Mein Herr, ich teile nicht Ihre Meinung, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass Sie sie äußern können!'
Dass wir uns diesbezüglich derzeit im Rückschritt befinden, finde ich betrüblich.
Den Wahrheitsbegriff als philosophischen Terminus sollte man am besten ganz vermeiden. Die damit belasteten Aussagen sind fast immer unbrauchbar, weil "Wahrheit" ein völlig offenes Konstrukt des Denkens ist, das immer dann, wenn es irgendwo gebraucht wird, erst umfangreich definiert werden muss - dann aber ist der kurze knackige Sinn der getätigten Aussage schon "vermurkst".
Viel besser ist es von "in sich stimmigen oder logischen oder auch kohärenten Aussagen zu sprechen. Man kann auch Aussagen tätigen, die sich als "wahr" herausgestellt haben, wie z.B. dass alle Menschen geboren wurden, ein zeitlich begrenztes Leben haben, indem sie altern und an dessen Ende sie sterben und alle Merkmale eines lebendigen Menschen verlieren.
Über den Fortschritt kannst du auch zahlreiche Aussagen tätigen, indem du z.B. versuchst herauszuarbeiten, was man unter Fortschritt verstehen könnte, so z.B. dass der Mensch als zu Fuß gehendes Wesen einen Zugewinn an Mobilität durch geeignete Maschinen gewonnen hat, oder dass die Kommunikation, die ursprünglich nur über Laut- oder Lichtsignale möglich war, nun durch elektronische Hilfsgeräte wesentlich verbessert und erweitert werden konnte.
Bilanz: Wenn man einen sinnvollen Beitrag zur Erweiterung menschlicher Erkenntnis leisten will, ist es immer günstig sog. "Kleingeld" zu geben, d.h. im bescheidenen Bereich unmittelbar verständlicher Bereiche gehaltvolle Aussagen zu tätigen.
Das kommt auf den Kontext an.
Spontan würde ich sagen, im sozialen Bereich ja, in den meisten anderen Bereichen nicht.
Man könnte zumindest als Gegenargument bringen, dass Wahrheit auch subjektiv sein kann.