Sind Männer um die 30 heute "netter" und "jünger" als in den 90ern?
Guten Abend,
in meiner Kindheit (Anfang 90er) wirkten mir bekannte Männer zwischen 25-35 Jahren meist rüde, alt, ernst und "verkrampft-vernünftig". Sie hatten "Erwachsenenhobbys", wussten irgendwie alles besser und schienen nicht in der Lage zu sein, zu lachen oder Spaß zu haben. Selbst Hobbys waren "eine ernste Sache", man redete sich eher in Rage deswegen, als dabei zu entspannen. Sie zogen sich eintönig an, waren nicht sehr freundlich, einsilbig, tiefe Stimme, man wollte sie gar nicht näher kennen. Wenn sie eigene Kinder hatten, waren sie in der Regel sehr barsch zu ihnen.
Die einzigen Männer aus der Zeit in dem Alter, die einfach nur nett waren, waren meine Onkels und ein Freund der Familie. Sie waren damals auch zwischen 25 und 35, aber trotz oft stressigen Jobs lebensfroh, freundlich, musikinteressiert, gingen gern weg, besuchten Konzerte, fuhren schöne sportliche Autos und waren auch zu uns Kindern viel netter und freundlicher. Sie wirkten "jugendlicher", offener, sympathischer.
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Wenn ich HEUTE nachdenke, wo ich selbst grad noch in dem Alter bin, in dem diese Männer damals waren, sind (inklusive mir) in meinem Umfeld fast alle so wie meine Onkels damals waren (heute noch sind) und keiner käme auf die Idee, einem Kind zu drohen oder extrem ernst, rüde und spaßbefreit zu sein, im Gegenteil.
Wie seht ihr das und woran mag das liegen? Oder waren die "mürrischen" Männer von damals Momentaufnahmen oder kam es uns als Kindern einfach nur so vor?
Danke & Grüße!
Hat dein Name mit der Band "Rotersand" zu tun? ;-)
Das waren die mit dem Lied "Wellenreiter" ... ja, der Name stand Pate :-)
War wohl irgendwie im Kopf, als ich vor 11 Jahren hier eintraf.
3 Antworten
Als Kind hat man eine vollkommen andere Perspektive und allgemein andere Einschätzung gegenüber Erwachsenen.
Zusätzlich kommt es auch darauf an in welchem sozialen Umfeld man aufwächst/ in welcher Gegend man aufwächst. Je nachdem können da völlig verschiedene Erfahrungen innerhalb der Kindheit gesammelt werden.
So wie es damals ernste/ gestresste Erwachsene gab, die nicht so viel mit kindlichen Aktivitäten/ Interessen anfangen konnten, so gibt es das auch heute noch.
Und so wie es damals lockere/ entspannte/Kinderfreundliche Erwachsene gab, so gibt es das auch heute noch.
Vielen Dank!
Ich sage es mal so: ich wuchs in einem ziemlich tristen Arbeitermilieu auf und war einer der wenigen, der dort nicht in einer Arbeiterfamilie aufwuchs - bei uns gab es andere Werte, der Umgangston war bei uns immer gut. Vielleicht kamen mir deswegen andere Männer aus dem "Arbeiterbereich" so unfreundlich vor, weil bei uns das Klima immer freundlich und offen war.
Meine Onkels waren nicht so auf "harte Kerle" gedrillt worden in ihrer Erziehung (so wie ich auch nicht), vielleicht macht das was aus.
👍 So ist es! Danke! Seine eigenen speziellen Erfahrungen lassen sich nicht unbedingt auf eine Zielgruppe der gesamten Gesellschaft verallgemeinern!
Es gibt sicherlich ein Generationsunterschied die alte Generation die 30 Jahre alt wurde ist natürlich anders aufgewachsen als die heutige Generation die heute 30 Jahre alt wird.
Man hat verschiedene Zeiten erlebt und auch waren die Prioritäten und die Welt völlig andere als heute.
Was du beschreibst, klingt eher nach den 60s, 70s, 80s.
War und ist auch milieuspezifisch.
Ängste und Unsicherheiten kommen noch dazu. (Angst vor dem Verdacht, Homo oder Pädo)
Auch heute erlebe ich, daß Männer, die nett zu Kindern sind, verdächtigt werden.
In den 60/70s gab es im Ruhrgebiet triste Arbeiterviertel. Häusliche Gewalt war dort normal.
Auf der Straße war Gewalt unter den Kids normal. Die Rangordnung wurde ausgekämpft. Die Größeren schlugen die Kleineren. Vermutlich waren die Männer, die du meinst, auch so aufgewachsen.
M.E. sind das Themen, die Soziologen fast nicht bearbeiten wollen. Passt nicht in die Ideologien.
Vor wenigen Jahren mal beobachtet: Ein älterer Mann schaute bei einem Fußballverein dem Training von Jungs zu. Eine Mutter, die ihren Sohn abholte, schaute ihn sehr böse, aggressiv an.
Mir wurde erzählt, früher im Ruhrgebiet galten lächelnde Männer schnell als schwul.
Kann ich nicht beurteilen, aber bei uns war es ähnlich. Nicht ganz so extrem, aber es ging in die Richtung. Sie galten nicht als schwul, aber als Feiglinge und als schwach.
"Weicheier" 😀 Nicht breitbeinig, Nichtraucher, Nichtsäufer usw.
So, wie Du es hier in Deinem Kommentar beschreibst, lieber rotesand, klingt das schon etwas anders als in Deiner Frage und ich kann mir nun eher ein Bild von der damaligen Situation in Deiner Familie und vor allem Deinem Umfeld machen. Du hast Dich ja von Deiner damaligen Umwelt gelöst, daher wäre es interessant, zu erfahren, ob die dortigen Männer/Menschen der heute 30-35-Jährigen noch genau-so ticken wie damals ihre Väter und ihr Umfeld und ob sich ihre Werte inzwischen etwas in Richtung mehr Umgänglichkeit und Miteinander den Anderen gegenüber verschoben haben?
Auf jeden Fall Danke für Deinen Beitrag, der zum Nachdenken führt! LG!
Die sind, soweit ich das beurteilen kann sicherlich immer noch so und in der Regel in den selben Industriejobs gelandet, meist im selben Unternehmen wie Vater und Opa (waren es vor wenigen Jahren noch) und die Frauen in meinem Alter haben meist die selben Fehler wie ihre Mütter gemacht, die ihre Männer "aber ach so sehr lieb haben" und durchaus zugeben, dass sie geschlagen werden "aber nur, wenn man es verdient hat". Ich denke, das ist auch auf den Bildungsstand zurückzuführen.
Die Männer, die "anders" sind von ihrer Art her, z.B. mein damals bester Kumpel und ich, sind alle weggezogen und woanders erfolgreich und glücklich geworden.
Habe hin und wieder losen Kontakt zu einer ehemaligen Mitschülerin (sie ist jetzt entweder gerade noch 33 oder wie ich 34), die ständig WhatsApps in die Klassengruppe und an alle Leute schickt und mich privat oft um Rat frägt, weil ihr daheim so elend langweilig sei mit zwei Kindern und einem (Eigenzitat) brummigen und unfreundlichen Mann, der zwar arbeitet und schafft, sie aber daheim sitzen und den Haushalt machen lässt, mit den beiden kleinen Buben in der Regel stoffelig rumbrüllt und sie auch nicht sehr nett behandle; sie beklagt sich auch darüber, dass die Schwiegerfamilie zu ihr unfreundlich und gemein ist und ihr Vorschriften macht und sie bespitzelt, so dass sie sich oft mit den Buben zu ihrer Mutter flüchtet und sonst was. Sie ist dort kein Einzelfall - aber so hart ihr Los auch ist, sie tut mir nicht leid, weil zu so was immer zwei gehören und sie es sich offenbar so rausgesucht hat & es ändern könnte anstatt immer nur zu klagen.
Ich sage es mal so: Wenn man aus jener Stadt stammt und sich als Partner auf jemanden aus DIESER Familie einlässt, in der die Männer bisher immer primitive Brummbären waren, die nur für ihre Arbeit, einen bestimmten Verein, Bier und Fußball und ihr Häuschen leben (sorry) und die Frauen immer gedemütigt und schurigelt wurden, dann weiß man doch, was man kriegt bzw. hätte es wissen müssen und hätte es auch besser haben können.
Aber - typische Vita für diesen Moloch; er arbeitete schon, während sie noch zur Schule ging, er hatte ein Auto, sie stammte aus einer schwierigen Familie, er mimte den starken Helden und sie fand ihn cool, er gab die Drinks aus, er wirkte "freundlich", er zahlte dies und jenes, dann war es halt passiert. Wenn man es sich so einfach macht, dann sollte man auch mit den emotionalen Konsequenzen leben.
Danke! Am Ende Deines ersten Satzes dachte ich unvermittelt: "Bildungsmangel"! Und im nächsten Satz schreibst Du dann bedeutungsvoll: "Ich denke, das ist auch auf den Bildungsstand zurückzuführen".
Nicht nur der Bildungsstand, vor allem auch das Millieu macht es aus, dass sich Menschen, auch eine oder zwei Generationen später, i.d.R. kaum weiterentwickeln. Das kann man Deiner Schilderung entnehmen.
Du hattest das Glück, in einer anderen Familie aufzuwachen und hattest dann so viel innere Kraft, Dein Leben selbst in die Hand zu nehmen und die Chancen, die sich Dir boten, zu erkennen und zu ergreifen!
Das ist einmalig und solche Menschen bewundere ich sehr! Alles Gute!
Vielen Dank!
Ich sage es mal so: ich wuchs in einem ziemlich tristen Arbeitermilieu auf und war einer der wenigen, der dort nicht in einer Arbeiterfamilie aufwuchs - bei uns gab es andere Werte, der Umgangston war bei uns immer gut. Vielleicht kamen mir deswegen andere Männer aus dem "Arbeiterbereich" so unfreundlich vor, weil bei uns das Klima immer freundlich und offen war.
Die Stimmung in meiner Heimatstadt war reaktionär und spießig, es kann sein, dass in den 90ern manches noch wie in den 70ern lief bzw. so, wie es anderswo in den 70ern gelaufen war. Das Milieu war auch nicht allzu "gebildet" und oft galt die Meinung, Gewalt sei schon eine Lösung.
Freundliche Männer wurden nicht verdächtigt, galten aber als "Weichlinge", denen vorgehalten wurde, sie hätten "bestimmt einen Bürojob" und sie würden "Flatterhosen" tragen (keine dicken Jeans jedenfalls). Diese Sprüche kenne ich noch.
Meine Onkels waren nicht so auf "harte Kerle" gedrillt worden in ihrer Erziehung (so wie ich auch nicht), vielleicht macht das was aus.