Paradies

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Das „Paradies“ ist keine Erfindung einer Religionsgemeinschaft, sondern ein biblischer Begriff. Schon in 1. Mose 2–3 wird der Garten Eden beschrieben, in dem Gott den Menschen ursprünglich in vollkommener Gemeinschaft mit sich leben ließ. Nach dem Sündenfall wurde der Mensch daraus vertrieben – deshalb sprechen wir bis heute vom „verlorenen Paradies“.

Das Neue Testament greift das Bild auf: Jesus sagt zum reuigen Verbrecher am Kreuz: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lukas 23,43). Paulus berichtet von einer Entrückung „bis ins Paradies“ (2. Korinther 12,4), und in Offenbarung 2,7 ist vom „Baum des Lebens im Paradies Gottes“ die Rede.

Das zeigt: Die Bibel kennt das Paradies als Realität – sowohl in der Vergangenheit (Eden) als auch in der Zukunft (ewige Gemeinschaft mit Gott). Unterschiedliche Kirchen deuten die Zukunftsperspektive etwas verschieden, aber alle biblisch orientierten Christen sind sich einig: Paradies bedeutet vollkommene Gemeinschaft mit Gott, frei von Sünde, Tod und Leid.

Es ist also kein Sonderlehrpunkt der Zeugen Jehovas, sondern ein biblisches Thema – die entscheidende Frage ist nur, wie und wo man diese Gemeinschaft mit Gott versteht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Seit Jahren lese und studiere ich die Bibel

Es geht dabei um die Aussagen der Bibel für die Zeit nach dem Tod.

Nach der Bibel gibt es nach dem Tod "Himmel" oder "Hölle": Fragen über Himmel und Hölle

Den "Himmel" (Paradies) im Sinne von Gottes neuer Schöpfung stelle ich mir "unvorstellbar" schön vor. Die Bibel verheißt dazu z. B.:

  • "Was kein Auge jemals gesehen und kein Ohr gehört hat, worauf kein Mensch jemals gekommen ist, das hält Gott bereit für die, die ihn lieben" (1.Korinther 2,9).
  • "Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!" (Offenbarung 21,4-5a).
  • "Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde, sodass man an die früheren nicht mehr gedenkt und sie nicht mehr in den Sinn kommen werden; sondern ihr sollt euch allezeit freuen und frohlocken über das, was ich erschaffe" (Jesaja 65,17-18a).

Auf die Ewigkeit in Gottes Herrlichkeit freue ich mich schon sehr!

Zeugen Jehovas bilden, wie andere christliche Fundamentalisten, die geistigen Nachfahren der mittelalterlichen Auslegungsgelehrten und übernehmen somit im Wesentlichen deren Interpretationen. Das christliche Weltbild ist im Grunde ein verquastes Mashup zwischen den ersten biblischen Texten, insbesondere dem Sechstagewerk und der Paradiesgeschichte. In der Edenerzählung glaubte man alles vorzufinden, was es für ein stimmiges und patriarchenfreundliches Weltbild brauchte: Ausgangsmaterial für die Schöpfung von Mensch und Tier, Namen, eine eindeutige Geschlechterordnung, geografische Koordinaten und nicht zuletzt ,,Action" (Bösewicht, Verführung, Sünde, Bestrafung). Das kryptisch anmutende Sechstagewerk durfte hingegen nur als grobe Übersicht über die ,,Schöpfung" und natürlich als eisegetische Ausweichmöglichkeit herhalten.

Die Paradiesgeschichte wird jedenfalls als zweite, angeblich detailliertere Schöpfungsgeschichte verstanden, wobei Adam und Eva mit den ersten Menschen aus Gen. 1.27 gleichgesetzt werden. In diesem Weltbild ist alles Entscheidende erst in der jüngeren Vergangenheit geschehen. Ein zentraler, grotesk unsinniger Lehrsatz von extremer Tragweite ist die nachträgliche Einführung des biologischen Todes und Fressen und Gefressenwerdens als Strafe für den ,,Sündenfall". Das ist ein wesentlicher Grund, warum Strenggläubige solche Mühe mit langen Zeiträumen haben, diese machen nämlich eine nachträgliche Änderung fundamentaler Naturgesetze, noch dazu als Strafe für das Fehlverhalten der angeblich ersten Menschen, unglaubwürdig. Aber auch den Bibeltexten ist diese krude Lehre nicht zu entnehmen.

Das ,,Paradies" war ein profaner Ort im jungsteinzeitlichen Südmesopotamien (siehe Edenbeschreibung). So ist die Paradiesgeschichte keine primitive Wiederholung des Sechstagewerks, sondern beschreibt die neolithische Kultivierung eines konkreten Gebietes innerhalb der bestehenden Schöpfung. Eine als Sintflut bekannt gewordene Überschwemmung verschlang diesen paradiesischen Landstrich im Zuge der Klimaerwärmung. Er war ein bedeutendes Siedlungsgebiet mit idealen Lebensbedingungen. Sein Verschwinden war ein großer Verlust, der unzählige Menschen nicht nur die Heimat, sondern auch das Leben kostete. Das Ergebnis war nicht zuletzt der Persische Golf.

Buchtipps: ,,Auch Adam hatte eine Mutter" von Paul Hengge

,,Klima und Kulturen - Die Geschichte von Paradies und Sintflut" von Elmar Buchner

,,Das Tagebuch der Menschheit - Was die Bibel über unsere Evolution verrät" und ,,Die Wahrheit über Eva: Die Erfindung der Ungleichheit von Frauen und Männern" von Carel v. Schaik

Woher ich das weiß:Recherche

Das Paradies ist eine menschliche Erfindung. Aber ich finde andere Erfindungen viel interessanter.

Wenn du dich mit dem Paradies beschäftigst und mit den Zeugen, dann hast du das Thema von der falschen Seite aufgegriffen, denn das Paradies, was in der Bibel nie so genannt wird, ist eine Auswirkung von etwas Grundsätzlichen, das du nur durch das Lesen der Bibel herausfindest. Dort heißt es z.B.:

„Dies redete Jesus und hob seine Augen zum Himmel empor und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn, damit auch dein Sohn dich verherrliche. Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Ich habe deinen Namen den Menschen offenbar gemacht, die du mir aus der Welt gegeben hast; sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit. Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.“

‭‭Johannes‬ ‭17‬:‭1‬, ‭3‬, ‭6‬, ‭15‬, ‭17‬, ‭24‬ ‭SCH2000‬‬

https://bible.com/bible/157/jhn.17.1-24.SCH2000