Nimmt die Widersprüchlichkeit (Politik) immer mehr zu und ist es der Anfang vom Ende (ähnlich zur spätrömischen Dekadenz)?
"Spätrömische Dekadenz" bezieht sich auf die Vorstellung eines Verfalls oder Niedergangs des Römischen Reiches in seiner Spätzeit, also im Übergang von der Antike zur Völkerwanderungszeit. Es ist ein viel diskutierter Begriff, der oft mit dem Untergang des Weströmischen Reiches im Jahr 476 n. Chr. in Verbindung gebracht wird.
Die Idee der "spätrömischen Dekadenz" beinhaltet die Vorstellung, dass innere Faktoren wie strukturelle Probleme, Verfall von Moral und Werten, soziale Unruhen und Bürgerkriege eine Rolle beim Niedergang des Reiches spielten, zusätzlich zu äußeren Faktoren wie den Angriffen germanischer Stämme und anderer Völker.
Der Begriff "Dekadenz" selbst leitet sich vom lateinischen Wort "decadere" ab, was "verfallen" oder "zerfallen" bedeutet, und beschreibt eine negative Entwicklung oder einen Verfallsprozess. Im Kontext des Römischen Reiches wurde dieser Begriff verwendet, um die Wahrnehmung eines moralischen, kulturellen oder politischen Niedergangs zu beschreiben, der mit dem Ende des Weströmischen Reiches verbunden wurde.
5 Antworten
Nimmt die Widersprüchlichkeit (Politik) immer mehr zu
Inwiefern soll denn in der Politik überhaupt eine Widersprüchlichkeit, die angeblich auch noch zunimmt, vorhanden sein? Die in der Fragestellung geäußerte Behauptung erschließt sich nicht!
und ist es der Anfang vom Ende (ähnlich zur spätrömischen Dekadenz)?
Ach, der Anfang vom Ende – woher kommt nur dieser sinnlose, krankhafte Defätismus in manchen Teilen der deutschen Bevölkerung?
Nebenbei bemerkt: die sog. spätrömische Dekadenz als gesellschaftliche Erscheinung ist ebenso ein Mythos wie ein Missverständnis aufgrund mangelnder Geschichtskenntnisse!
"Spätrömische Dekadenz" bezieht sich auf die Vorstellung eines Verfalls oder Niedergangs des Römischen Reiches in seiner Spätzeit, also im Übergang von der Antike zur Völkerwanderungszeit. Es ist ein viel diskutierter Begriff, der oft mit dem Untergang des Weströmischen Reiches im Jahr 476 n. Chr. in Verbindung gebracht wird.
Die Geschichtswissenschaft diskutiert diese sog. spätrömische Dekadenz schon sehr lange nicht mehr, weil es sie nie gegeben hat. Der Ursprung dieser Deutung liegt in Vorstellungen des nationalistischen Zeitalters, besonders des 19. Jahrhunderts. Auch der sog. Untergang des Weströmischen Reiches wird heute so undifferenziert nicht mehr behauptet.
Daher eignen sich beide Begrifflichkeiten in keinem Falle, sie auf die gesellschaftlichen und politischen Zustände des heutigen Deutschlands anzuwenden. Warum werden sie dennoch bemüht?
Die Idee der "spätrömischen Dekadenz" beinhaltet die Vorstellung, dass innere Faktoren wie strukturelle Probleme, Verfall von Moral und Werten, soziale Unruhen und Bürgerkriege eine Rolle beim Niedergang des Reiches spielten, zusätzlich zu äußeren Faktoren wie den Angriffen germanischer Stämme und anderer Völker.
Der Begriff der sog. spätrömischen Dekadenz bezog sich insbesondere auf gesellschaftliche Zustände. Die römische Gesellschaft aber zeigte keine Anzeichen eines Verfalls, sondern lediglich eines Wandels von Haltungen und Werten, der sich langfristig vollzog! Gerade die Zeit, die das 19. Jahrhundert in den Blick genommen hatte, nämlich die Spätantike, war eine Zeit der inneren Konsolidierung des römischen Staates und seiner militärischen Schlagkraft. Selbst das Jahr 476 n. Chr. wurde von den Zeitgenossen nicht als Untergang wahrgenommen. Vielmehr war eine altbekannte Erscheinung eingetreten, die es immer schon in der römischen Geschichte gegeben hatte: die Regierung des ganzen Römischen Reiches durch nur einen Kaiser. Selbst die germanischen Stämme, die schon lange kulturell mit der römischen Welt in engen Beziehungen standen und in der Spätantike teilweise dann auf Reichsgebiet auch siedelten, fügten sich als Stellvertreter des Kaisers und Funktionsträger des Römischen Reiches in ihren Herrschaftsbereichen in die Reichsstruktur ein. In der Spätantike wandelte sich das Römische Reich, seine Gesellschaft, seine Wertvorstellungen und bildeten sich die Grundlagen der mittelalterlichen Entwicklungen heraus. Das sich ausbreitende Christentum und die aufstrebende Reichskirche mit ihrem Papsttum, das sich als Nachfolger des weströmischen Kaisertums etablierte, trugen Wesentliches dazu bei. Kurz: Wandlungen ja, Dekadenz nein!
Der Begriff "Dekadenz" selbst leitet sich vom lateinischen Wort "decadere" ab, was "verfallen" oder "zerfallen" bedeutet, und beschreibt eine negative Entwicklung oder einen Verfallsprozess. Im Kontext des Römischen Reiches wurde dieser Begriff verwendet, um die Wahrnehmung eines moralischen, kulturellen oder politischen Niedergangs zu beschreiben, der mit dem Ende des Weströmischen Reiches verbunden wurde.
Der Fragesteller wiederholt seine historischen Ergüsse, die dem Stand vergangener Zeiten entsprechen. Offenbar will er dem heutigen Deutschland und seinen leitenden Politikern und ihren Wählern Dekadenz und Verfall in jeder Hinsicht unterstellen, sie diskreditieren und den Untergang des Landes und der deutschen Gesellschaft vorhersagen. Warum, bleibt offen.
Fazit: Die Fragestellung entpuppt sich als dümmliche, antideutsche Propaganda, die sich insbesondere gegen die deutsche Politik – vermutlich mit Ausnahme der AfD - richtet! Gerade AfDler zeichnen sich durch mangelhafte historische Bildung aus bzw. neigen anscheinend besonders in ihren Führerkreisen zu Geschichtsklitterungen, die selbst einen Faschisten wie Hitler zum Sozialisten oder gar Kommunisten erklären.
Vielen herzlichen Dank für Deine überaus freundlichen Worte! 😊
nein.
Die populäre Vorstellung, „spätrömische Dekadenz“ habe zum Ende des Imperiums geführt, wird von der großen Mehrheit der Fachhistoriker schon seit Jahrzehnten nicht mehr vertreten. Heute wird die Spätantike, in deren Zeitraum (etwa 300 bis 600) der Fall Roms fiel, viel differenzierter gedeutet als beispielsweise noch von Otto Seeck.[14]
Die lange so dominante Dekadenztheorie wird heute in Fachkreisen als obsolet betrachtet, zumal viele neuere Arbeiten die Vitalität der Epoche betonen, wobei sich jedoch Akzente (etwa im kulturellen Bereich) verschoben. Diese Neubewertung hängt auch damit zusammen, dass man die „klassische Antike“ inzwischen weit weniger idealisiert als früher, sondern sich zumeist um eine neutralere Bewertung der anschließenden Epoche bemüht.
Gleichwohl lässt sich ab dem 6. Jahrhundert im Westen, im 7. Jahrhundert auch im Osten (allerdings deutlich weniger ausgeprägt als im Westen) ein starker Rückgang der Bildungsaktivitäten und -einrichtungen feststellen. Dieser Prozess war keineswegs einheitlich und regional zudem sehr unterschiedlich: So erlebte beispielsweise die spätantike Kultur in Italien unter der Herrschaft des Ostgotenkönigs Theoderich im frühen 6. Jahrhundert eine Spätblüte (siehe Boethius und Quintus Aurelius Memmius Symmachus). Erst der Gotenkrieg (535–554) und der Einfall der Langobarden 568 verwüsteten das Land.
Die aktuelle Forschung betont jedoch statt einer Verfalls- und Untergangstheorie den Transformationsansatz
Transformation: Weit verbreitet ist in der gegenwärtigen Forschung die Ansicht, es sei irreführend, von den politischen Veränderungen überhaupt auf einen Untergang Roms zu schließen. Vielmehr lasse sich in kultureller, sozialer und ökonomischer Hinsicht stattdessen ein langsamer Wandlungsprozess beobachten, an dessen Ende sich das Imperium Romanum in die Welt des Mittelalters transformiert habe, ohne dass radikale Brüche zu konstatieren seien. Aktuelle Vertreter dieser Position sind unter anderem Peter Brown, der dabei vor allem die Entwicklung der Religion und das Oströmische Reich im Blick hat, ferner Walter A. Goffart und Averil Cameron. Auch Max Weber vertrat die These, dass sich das Römische Reich in der späten Kaiserzeit in eine vorfeudale Gesellschaft transformierte; er betonte jedoch die Krisenhaftigkeit dieser Entwicklung
Die "Spätrömische Dekadenz" ist eine Erfindung von Gibbon, die in der Fachwelt bereits seit langem verworfen ist
https://de.wikipedia.org/wiki/Dekadenz#Edward_Gibbon
https://de.wikipedia.org/wiki/Sp%C3%A4tantike#Forschungsstand
So wird die Ansicht, die Spätantike sei von Dekadenz und vom Untergang des Römischen Reiches geprägt gewesen, in der neueren Forschung weitgehend abgelehnt und kommt selbst in Entwürfen, die das Ende des Westreiches betonen (Heather, Ward-Perkins), nicht mehr als Faktor vor. Vielmehr wird oft die Vitalität der Epoche – vor allem, doch nicht nur im oströmischen Bereich – betont. Klagen in verschiedenen Quellen über angeblichen Sittenverfall, besonders in der Oberschicht, können hingegen kaum verallgemeinert werden, zumal es derlei zu allen Zeiten gab. Allerdings veränderten sich gegenüber der sogenannten klassischen Antike in der Spätantike viele Interessen bzw. verlagerten sich Aktivitäten in Bereiche, die eher für das Mittelalter typisch waren, was mit ein Grund für das abwertende Urteil der älteren Forschung war.
Eine Anwendung dieses Begriffs auf die heutige Zeit ist damit völlig absurd.
Wir leben auch in einer Zeit des Verfalls. Diese Gesellschaft liegt im Sterben. Die heutigen Menschen sägen nicht nur den Ast ab, auf dem sie sitzen, sie fällen gleich den ganzen Baum.
Ich würde sagen die Widersprüchlichkeit in der Politik nimmt nicht zu, sie liegt nur immer mehr im Fokus der Öffentlichkeit.
Wie immer, sachlich und detailliert ausgeführt.
Ganz besonders freut mich deine ausführliche Analyse an dem sinnbefreiten Begriff der sogenannten spatrömische Dekadenz.
Etwas was mir selbst ständig aufstößt.
Du bist und bleibst mit deinen Antworten, eine Bereicherung für diese Plattform.