Negative Strompreise – was bedeutet das für Haushalte mit PV-Anlagen?
Diese Woche lag der Strompreis in Deutschland mittags bei -250 €/MWh. Haushalte mit dynamischen Stromverträgen (z. B. Tibber oder aWATTar) konnten in diesem Zeitfenster Strom verbrauchen – und gleichzeitig finanziell profitieren. Zum ersten Mal wurde ein negativer Strompreis auf Haushaltsebene spürbar.
Auf den ersten Blick scheint das ein Vorteil zu sein – aber dahinter steckt ein deutliches strukturelles Problem: zu viel PV-Strom zur falschen Zeit, ein Netz mit begrenzter Aufnahmefähigkeit und zu wenig Verbrauch, wenn die Einspeisung hoch ist.
Preissignale werden zunehmend zur Steuergröße im Strommarkt.
Auch das EEG passt sich an: Neue Anlagen mit mehr als 2 kW erhalten bei anhaltend negativen Strompreisen keine Einspeisevergütung mehr. Das stellt klassische Strategien – wie Einspeisung gegen Vergütung – grundsätzlich in Frage.
Hat jemand im Haushalt bereits darauf reagiert? Wird z. B. der Heizstab oder die E-Auto-Ladung auf Mittagsstunden gelegt?
Gibt es funktionierende Automatisierungen – oder wird das bisher eher als Ausnahme betrachtet?
5 Antworten
In der Vergangenheit wurden die allermeisten PV-Anlagen (mittlerweile sehr viele) ohne Stromspeicher gebaut. Aufgrund der mittlerweile sehr niedrigen Einspeisevergütung werden neue Anlagen fast immer auch mit einem Speichersystem ausgestattet. Wenn man nun einen Anreiz setzen würde für alle, die bisher keinen Batteriespeicher haben, sich einen anzuschaffen und zusätzlich die Steuerung der Anlagen so einrichten könnte, dass sie nur dann speichern, wenn Strom im Netz im Überfluss ist, könnte ein Großteil des Problems gelöst werden.
PV-Anlage in Verbindung mit einem flexiblen Stromtarif und einer Steuerung, die den Batteriespeicher erst dann auflädt, wenn der Strompreis sehr niedrig oder gar negativ ist, würde dafür sorgen, dass viel Sonnenstrom gar nicht erst ins Netz kommt.
Jetzt ist es so, dass morgens, wenn die Sonne scheint, immer erst der Speicher vollgeladen wird. Das ist nach max. 2 Sonnenstunden passiert und dann geht der Überschuss, der nicht verbraucht wird, ins Netz. Mittags schieben dann alle PV-Anlagen den Strom ins Netz und das sorgt dann für Probleme.
Im Übrigen können nicht nur die Batteriespeicher der PV-Anlage Strom zwischen speichern, sondern auch jedes E-Auto, das gerade nicht gebraucht wird. Auch hier könnten sich in Zukunft gigantische Stromspeicherkapazitäten ergeben. Man muss nur die Systeme intelligent verknüpfen.
Batterien laden wenn es Geld bringt
Das ist als Scheinargument für Verkäufer geeignet, aber keine Basis für eine Investitionsentscheidung.
Wie oft kommt es denn vor, dass der Endkundenpreis bei oder unter Null liegt?
Auf Anlagen ohne Fernsteuermöglichkeit durch den Netzbetreiber (Grenze aktuell bei 25 kWp, in der Vergangenheit auch weniger) und ohne Direktvermarktung hat das momentan keine Auswirkungen.
Die gesetzliche Einspeisevergütung muss trotzdem ausgeschüttet werden.
Mit der Fernsteuerung kann der Netzbetreiber die Anlage in ca. 4 Stufen "dimmen", d.h. die Einspeiseleistung bis auf "0" absenken.
In der Vergangenheit wurde dies teilweise fälschlich als Dimmung der Generatorleistung implementiert, so dass z.B. Firmen mit einer großen Anlage und hohem Eigenverbrauch trotz voller Sonneneinstrahlung alles zukaufen mussten.
Im zweiten Fall (Pflicht der Direktvermarktung ab 100 kWp) kann der Vermarkter die Einspeiseleistung ebenfalls bis auf "0" absenken, wenn er Gefahr laufen würde, nichts mehr für den Strom zu bekommen und Gefahr laufen würde, draufzuzahlen.
Dies kann auch kleinere Anlagen betreffen, die sich einer Energiegemeinschaft angeschlossen haben.
Es ist angedacht, die Vergütung in einem solchen Fall zumindest auf "0" abzusenken, das wäre technisch in vielen Fällen jedoch aktuell nicht möglich.
Das Netzt benötigt mehr Speicher. Derzeit sind in Summe etwas nur 20GWh im Netz. Das soll sich aber in den nächsten 2-3 Jahren deutlich erhöhen, wenn man die Anträge für Speicher auf Netzanschluss so sieht.
Ich hoffe, dass sich dann das "Problem" fast von alleine löst. Ich meine bei -250€/MWh und 100GWh Speicher reden wir von 25 Millionen € jeden Tag zuzüglich Netzdientleistungen und zuzüglich Stromverkauf.
Theoretisch wuerde das bedeuten, dass Einspeisung von Energie dann Geld kostet.
Das waere evtl moeglich, falls ein extremer Uberschuss an Energie im Stromnetz vorhanden ist. Um Schaeden zu vermeiden, soll weitere Einspeisung dann verhindert werden. Wie sich das konkret bei PV Anlagen Vertraegen auswirkt, haengt vom jeweiligen Netzbetreiber ab.
Wie sich das konkret bei PV Anlagen Vertraegen auswirkt, haengt vom jeweiligen Netzbetreiber ab.
Im Moment hängt es von der gesetzlichen Regelung zur Einspeisevergütung ab.
7,96 Cent bei Teileinspeisung und 12,61 Cent bei Volleinspeisung sind fest zugesichert und müssen auch gezahlt werden.
Der Großteil des Stromhandels sind langfristige Verträge. Und da reden wir von entsprechend ausgehandelten "normalen" Preisen. Die negativen Preise betreffen nur den Spottmarkt. Das Handelsvolumen ist nur ein kleiner Teil des gesamten Umsatzes.
Hat jemand im Haushalt bereits darauf reagiert?
Ja. Aber nicht auf wegfallende Einspeisevergütung (betrifft mich nicht), sondern auf mein persönliches Verantwortungsbewusstsein. Spülmaschine, Waschmaschine, Wäschetrockner, Poolheizung laufen an sonnigen Tagen bevorzugt über Mittag (also 13 Uhr dank Sommerzeit).
Warum eigentlich nicht nur Batteriespeicher ohne PV-Anlage ? Batterien laden wenn es Geld bringt und wieder einspeisen wenn es Geld bringt. Win win, aber nur für mich.