Marshmallow-Test verpflichtend zu diagnostischen Zwecken einführen?
Sollten wir bei allen Grundschulerstklässlern den Marshmallowtest durchführen, um diejenigen zu identifizieren, die Schwierigkeiten haben, sich jetzt zu zügeln für eine bessere Zukunft?
In Längsschnittstudien wurde ja tatsächlich festgestellt, dass dieser Test bis zu einem gewissen Grad voraussagen kann, wer später tendenziell mehr Lebenserfolg hat. (Impulskontrolle ist maßgeblich wichtig, um Investitionen durchzuführen etc.)
Man könnte diejenigen fördern, die bei dem Test versagen oder zumindest die Aufmerksamkeit der Eltern auf diesen Aspekt der Erziehung verbessern.
2 Antworten
Es gibt Zweifel an der Aussagekraft des Marshmallow- Tests.
Hatten die Eltern einen akademischen Hintergrund (wie überwiegend im ursprünglichen Test in Stanford), fiel es den Kindern nicht schwer, abzuwarten, kamen die Kinder aus armen Familien, griffen sie tendenziell schneller zu.
Hier stellt sich die Frage, ob Kinder aus eher vermögenden Elternhäusern nur deshalb abwarten konnten, weil Süßigkeiten für sie nichts besonderes sind und Kinder aus armen Elternhäusern schnell zugriffen, weil sich ihnen nur selten Gelegenheiten bieten.
Wenn Kinder aus akademischen Familien selbst Akademiker werden, muss das nicht am Verhalten im Marshmallow- Test liegen, sondern kann durch das Elternhaus begünstigt sein.
Jedenfalls gibt es begründete Zweifel, mit denen sich der Psychologe Jens Foell in seinem aktuellen Buch "Fakten sind auch nur Meinungen" beschäftigt hat.
Was der Marshmallow-Test tatsächlich misst ist strittig, schon der Umgang mit den Testpersonen scheint sehr unterschiedlich zu sein. Unbewusst. So dass Kinder, die den „akademisch“ auftretenden Versuchsbeteiligten gegenüber mißtrauischer waren, wenn sie zuvor wenig Umgang mit Personen aus akademisch gebildeten Kreisen hatten. Besteht aber keine positive Erfahrung mit solchen Menschen, ist es richtig ihren Versprechen weniger zu vertrauen und mitzunehmen, was möglich ist.
Also eine sehr gesunde Einschätzung der Kimder. Sollten wir nicht ihre Menschenkenntnis loben?
Wenn sich aber so eine Kluft aufgrund des Elternhauses aufzeigt, dann sagt mir das eher, welche Kinder ich zur Herstellung der Chancengleichheit stärker fördern darf. Aber nicht aburteilen.