Kennt jemand 2 Bücher U-Literatur, die dasselbe Szenario behandeln?
Vorzugsweise ein fiktives Geschehen, das aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird.
Es ist klar, dass in Sachbüchern häufig dasselbe Thema behandelt wird. Das gilt nicht.
In Romanen wird häufig Liebe behandelt. So etwas ist zu allgemein.
Es muss wirklich etwas sein, was am selben Ort zur selben Zeit geschehen ist. Bei historischen Romanen ist das leichter. Die Landung der Allierten ist bestimmt mehrmals beschrieben worden.
Aber eine mehr oder weniger mit Phantasie angereicherte Sache kann doch eigentlich nur vom selben Autor mehrmals verwendet worden sein oder sie ist bereits gemeinfrei.
Sehe ich das falsch?
3 Antworten
Wenn es um Fiktion geht, sehe ich das wie du: entweder muss die Geschichte gemeinfrei sein (wie z.B. Sherlock Holmes oder Alice im Wunderland, wo es mittlerweile viele Stories und Romane gibt, die das Material auf die ein oder andere Art nutzen), oder es darf eigentlich nur von dem Autor benutzt werden, bzw. von anderen, wenn der Autor im Sinne einer shared world andere Autoren einlädt (und dann oft die Texte als Herausgeber kontrolliert) oder das Setting freigibt.
Eine andere Variante wäre, wenn das Urheberrecht nicht bei einem Autor, sondern einem Verlag oder einer Firma liegt, wie z.B. bei den ganzen Comic-Universen, sei es jetzt Disney oder Marvel oder DC.
Ansonsten wird es rechtlich wackelig.
Es gibt natürlich die Fan Fiction und da findest du massig alternative Szenarien oder Nacherzählungen aus anderen Blickwinkeln, aber das ist ja i.a.R. eher amateurhaft.
Da kenne ich mehrere Fälle.
Stephenie Meyer hat den ersten Twilight-Roman gleich dreifach verwertet. Erst in der Originalform, dann aus der Sicht eines anderen Protagonisten (Edward) in Midnight Sun und ein drittes Mal in Life and Death: Twilight Reimagined, in dem der Roman mit vertauschten Geschlechterrollen neu erzählt wird.
Die drei Fifty Shades of Grey-Romane sind alle drei nochmal erschienen, aus der Sicht des anderen Protagonisten erzählt.
Und letztes Jahr hat Jacqueline Carey Cassiel's Servant veröffentlich, der Kushiel's Dart aus der Perspektive einer anderen Person erzählt.
In allen Fällen stammen die Bücher aus der Feder der Autorin, die auch das jeweilige Original verfasst hat.
Wie gelungen oder notwendig das jeweils war, kann ich nicht beurteilen, da ich diese Bücher nicht gelesen habe.
Auf die Schnelle fallen mir jetzt keine weiteren Fälle ein, in der ein Autor diesselbe Geschichte nochmal erzählt (sieht man einmal von überarbeiteten Versionen diverser Romane ab), was aber natürlich nicht heißt, dass es keine weiteren gibt.
Trotzdem bin ich froh, dass das nicht allzu oft vorkommt, denn es bräuchte schon einen sehr geschickten Autoren, um den jeweiligen "Spiegelromanen" Interessantes abgewinnen zu können.
es bräuchte schon einen sehr geschickten Autoren, um den jeweiligen "Spiegelromanen" Interessantes abgewinnen zu können.
Ah, mein Stichwort ...
Mir sind jetzt noch zwei interessantere Werke eingefallen als die schon aufgezählten.
Zum einen den Roman Angelica von Arthur Phillips, in dem dasselbe Geschehen aus vier Blickwinkeln erzählt wird. Die verschiedenen Perspektiven sollen sich wie Puzzleteile ergänzen und neue Wendungen geben. Ich habe mir das Buch gekauft, weil mich das Konzept angesprochen hat, war davon aber enttäuscht. Ich habe das laut meiner List vor gut 11 Jahren gelesen, weiß aber schon gar nicht mehr, was genau jetzt die überraschende Wendung war.
Dann gibt es noch die Kithamar-Trilogie, an der Daniel Abraham gerade arbeitet. Auch hier habe ich die Bücher nicht gelesen, aber wenn ich das richtig verstanden hab, erzählen alle drei Bücher eine Geschichte, die sich zur selben Zeit in derselben Stadt ereignet und sich ebenfalls zu einem großen Bild zusammensetzen soll.
Wie viel wirkliche Überschneidungen der selben Ereignisse es da gibt, kann ich allerdings nicht sagen.
Ah, mein Stichwort ...
Da bin ich ganz deiner Meinung.
Die Spiegelromane zu Twilight und 50 Shades sind genau das, was man in einem englischen Lexikon auf der Abbildung zum Artikel "Cash Grab" erwarten würde. Gibt's bestimmt auch einen deutschen Begriff, der mir gerade entfallen ist, aber der Englische ist schon bildhaft und bringt es auf den Punkt.
ETA: Geldscheffelerei vielleicht? 🤔
"Das Eisen schmieden, so lange es heiß ist."
Der erste Weltkrieg: Im Westen nichts Neues (Erich Maria Remarque) - Roman beruhend auf seinen Erlebnissen als deutscher Soldat an der Westfront <-> Phoenix and Ashes (Mercedes Lackey) : Erzählung nach Motiven des Cinderella-Märchens über einen englischen "Elemental Master" (so heißt übrigens die ganze Buchserie), der als Pilot (er war "Air Master") im ersten Weltkrieg abgeschossen wird und von den negativen Kreaturen seines antagonistischen Elementes (Erde) dazu getrieben wird, seine Magie aufzugeben - bis er seine "Cinderella" findet (die ihrerseits ein "Fire Master" in Ausbildung ist) ...
Da fallen mir jetzt zum Beispiel Märchengeschichten ein. Die wurden schließlich sehr oft von verschiedenen Autoren neu aufgegriffen. Weiß nicht ob das deiner Idee entspricht.
Das entspricht meiner Idee. Die sind allerdings recht kurz und die Perspektive dürfte gleich bleiben.
Ich suche eine Geschichte, die von verschiedenen Charakteren her beleuchtet wird und womöglich ganz unterschiedlich bewertet wird. Es gibt das bereits in einem Band. Aber gibt es das auch in getrennten Büchern?
Aber die Autoren sollen unterschiedlich sein und von einander unabhängig gearbeitet haben?
Darf, muss nicht. Ist wohl eher unwahrscheinlich, obwohl ich inzwischen ein Winnetou-Geschichte auch aus Sicht von Winnetou erzählen dürfte oder Sherlock Holmes den Sidekick vom großen Watson sein lassen dürfte.
Ich frage mich halt - neben den anderen Varianten - ob ein Autor schon mal sein eigenes Werk aus einer anderen Perspektive ein zweites Mal verarbeitet hat. Das wäre zumindest ehrlicher als in vielen pseudohistorischen Schinken, die im Halbjahrestakt auf den Markt für ältere Damen geworfen werden, wo nur Namen und Beruf ausgetauscht werden und der Autor von sich selbst abschreibt - sicher ist sicher!