Karl der Große soll das ursprüngliche Wort für "Deutsch" "Idiot" oder so ähnlich als Ausgangswort für Deutschland eingeführt haben.
In einer Autoradiosendung wurde dies erzählt, ich glaube im Vogtlandradio
8 Antworten
Du hast ja schon genügend Richtigstellungen erhalten. Da muss ich mich nicht mehr produzieren.
In den slawischen Sprachen werden wir Deutschen jedoch als ziemlich bescheuert klassifiziert, "die nicht sprechen können." NIEMCY z. B.
Nein. Es stammt vom altdeutschen "theodisk", was Volk bedeutet
Karl der Große soll das ursprüngliche Wort für "Deutsch" "Idiot" oder so ähnlich als Ausgangswort für Deutschland eingeführt haben. In einer Autoradiosendung wurde dies erzählt...
Karl hätte mit der Bezeichnung "Deutsch" überhaupt nichts anzufangen gewusst!
Das lateinische Wort "idiota/idiotes" kannte er sehr wohl. Denn Latein beherrschte er offenbar recht gut, er verstand es und konnte es selbst sprechen. Probleme hatte er mit Lesen und Schreiben, aber er bemühte sich, sich diese Fähigkeiten anzueignen.
Das lateinische "idiota/idiotes" hatte zu Karls Zeiten nicht die Bedeutung, unter der wir es verstehen, sondern es bezeichnete unwissende, ungelehrte Menschen ohne (literarische, wissenschaftliche oder künstlerische) Bildung. Karl selbst musste sich zu diesem Personenkreis zählen. Karl hielt, vielleicht aus einem Gefühl der Minderwertigkeit heraus, sehr viel von Bildung, umgab sich auch gerne mit Gelehrten. Als König/Kaiser war er eben mehr mit Kriegsführung und politischen Problemen befasst, war er ständig unterwegs. Da blieb ihm wenig Zeit für die eigene Bildung. Was ihn besonders ärgerte, war die Unbildung der Geistlichen, die eigentlich Zeit für literarische Studien hatten, deren mangelhafte Lateinkenntnisse aber entsprechende Mängel in der gottesdienstlichen Praxis nach sich zogen, von den Irrlehren, die manche Geistliche meist unwissentlich vertraten, ganz abgesehen. Karl und sein Gelehrtenkreis bemühten sich daher, Bildungsreformen durchzuführen, u.a. die lateinischen geistlichen Texte, insbesondere die Bibeltexte, zu prüfen und fehlerhafte Abschriften - Buchdruck gab es ja noch nicht - zu korrigieren. An den Bischofssitzen und in den Klöstern sollten Schulen eingerichtet werden. Karl veranlasste nicht nur eine Rückbesinnung auf die antiken Texte - nur durch Abschriften karolingischer Kopisten sind viele antike Texte auf uns gekommen -, sondern ließ auch Texte in der Volkssprache - das sog. Althochdeutsch - verfassen.
Ich nehme an, dass sich der Radiobeitrag auf diese karolingischen Bildungsreformen bezog.
Ich zitiere:
Wahrig Herkunftswörterbuchdeutschdie Bezeichnung ist eine Ableitung zugerm.*þeuðo „Volk“, auch inaltfrz.thiad,altengl.þeod, und geht zurück aufidg.*teuta „Volk“; die ursprüngliche Bedeutung lautete auch „Stärke, Kraft“; deutsch meint also eigentlich „zum Volk gehörig“, später auch „in der Sprache des Volkes“; das Adjektiv war wahrscheinlich als Abgrenzung zu den Latein sprechenenden Menschen gedacht; während der Romanisierung dann als Abgrenzung zu den romanischen Sprachen; im 10. Jh. wird der Begriff dann als Oberbegriff für alle kontinentalgermanischen Sprachen verwendet; vgl. auch für Niederländisch:ndrl.Duits,engl.dutch; diemhd.Bezeichnung diet in der Bedeutung „Stärke“ ist auch als Teil germanischer Vornamen wie Dieter oder Dietrich verbreitet
[Info]
deutsch
Im Ursprung geht es bei dem Wort deutsch um die nichtlateinische Volkssprache, nicht aber um eine ethnische Einheit. Grundlage des nhd. Wortes deutsch ist das ahd. diutisk „zum Volk gehörig“. Diot bedeutete im Ahd. „Volk“ und stammt von dem gleichbedeutenden germanischen Wort *þeuðo. Die lat. Form theodisce, die auch die Quelle des ital. Wortes tedesco „deutsch“ darstellt, ist erstmals 786 in einem vatikanischen Kodex belegt, meint dort aber wohl das Angelsächsische. Erst zwei Jahre darauf, in den fränkischen Reichsannalen von 788, wird mit theodisce das Deutsche als „Volkssprache“ aller nichtlateinischen oder nichtromanischen Sprachgruppen bezeichnet.
Ähnlich hielten es die Slawen, die die nicht slawisch sprechenden Germanen im Westen zunächst als die bezeichneten, die „keine Sprache haben“ (vgl. poln. Niemcy, russ. Nemcy, verwandt mit dem Wort für „stumm“, poln. niemy, russ. nemyj). Später verengte sich dieses Wort zur Bezeichnung der Deutschen. In der Aristoteles–Übersetzung des St. Galler Mönchs Notker ist die Form diutisk um das Jahr 1000 erstmals dokumentiert. Endgültig Sprache und Volk bezeichnete dieses Wort aber erst 1085 im „Annolied“, der ältesten deutschen Geschichtsdichtung.
Aber nur so ähnlich (ohne das anlautende i-), es gab mal das Wort "diot" (und zahlreiche ähnliche), siehe hier:
"mittelhochdeutsch diutsch → gmh, diutisch → gmh oder tiutsch → gmh, tiusch → gmh, althochdeutsch diutisc → goh oder thiutisk → goh „zum Volk gehörend“ statt lateinisch, aus dem westgermanischen oder westfränkischen Raum zu althochdeutsch diot → goh, diota → goh oder thiot → goh, thiota → goh „Volk“ "
Derselbe Wortstamm findet sich auch in baltischen Sprachen, z.B.
tautiška giesmė (Volks-Hymne, National-Hymne, litauisch)
oder in keltischen Sprachen, z.B.
Teuta-tes, Túatha Dé Danann (mythologische Volksgruppe aus einem irischen Buch)
und natürlich in germanischen Sprachen z.B.
Teuto-nen, Theod-erich, oder isländisch þjóð (Volk)
Auch das italienische "tedesco" hat damit zu tun oder das schwedische "tysk" (beide bedeuten "deutsch/Deutscher").