Wieso ist Kommunismus in Deutschland so unbeliebt?

17 Antworten

Wir sind auch die "Erfinder" des Nationalsozialismus. Trotzdem ist er in Deutschland heutzutage nicht mehr allzu beliebt. Erfindungen müssen nicht immer etwas Gutes sein.

Ich sehe es so: der Kommunismus an sich wird niemals funktionieren. Das hat die Geschichte gezeigt. Alle Staaten, die sich den Kommunismus auf die Fahnen geschrieben hatten sind entweder daran zerbrochen, oder sie haben sich inzwischen anderen Wirtschafts-und Gesellschaftssystemen zugewandt.

Das heißt aber nicht, dass Marx' Ideen allesamt für die Tonne waren. In seinem Denken finden sich durchaus sinnvolle Ansätze, und dass absoluter, ungehemmter Kapitalismus ebensowenig funktioniert wie Kommunismus, wissen wir mittlerweile auch.

Marx kann uns auch heute noch zum Denken anregen und motivieren, bestehende Verhältnisse zu hinterfragen. Nicht indem wir sagen: "Wie kann man den Kapitalismus beseitigen?" - sondern indem wir überlegen: "Was muss an diesem System verändert werden, damit es zukunftsfähig und menschlich bleibt?".

Denn das ist die größte Stärke der Demokratie: ihre Fähigkeit zur Selbstkritik. Wenn wir die verlieren, haben wir ein gewaltiges Problem.


Exisaur  25.07.2018, 17:08

Nicht indem wir sagen: "Wie kann man den Kapitalismus beseitigen?" - sondern indem wir überlegen: "Was muss an diesem System verändert werden, damit es zukunftsfähig und menschlich bleibt?".
Die beiden Statements hängen doch unmittelbar miteinander zusammen. Wenn man sich ernsthaft die Frage stellt, was man an "diesem System" ändern muss, damit es menschlich wird (von "bleibt" zu sprechen erscheint mir schon anzuzeigen, dass wir sehr unterschiedliche Auffassungen davon haben was "menschliche" ist), dann muss man sich immer die Frage stellen, wie man den Kapitalismus beseitigen kann.

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Na warum wird denn dann der NS gehasst?

Ist auch Made in Germany

Kommunismus funktioniert nicht und es gibt keinen Weg ihn zu erreichen und kein Modell wie er aussehen soll

Weder Marx noch Engels waren kommunisten

Beine haben recht gut bürgerlich konservativ gelebt

Marx selbst sagte dass Kommunismus eine reine Utopie und Idee eines Alternativen Systems sei

Basierend auf seinen Analysen des damaligen Kapitalismus

Mal davon abgesehen dass es kein System des Kommunismus gibt, würde er zum einen an Menschen und seiner Natur scheitern und danach an den selben Dingen wie alle sozialistischen Systeme krepieren


shincro5  08.09.2024, 15:57

er war beliebt, weil es eine ökonomische Ideologie der Armen war, so wie das Christentum eine Religion der Armen und für Arme war.

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Ich verstehe Deine Frage so, warum in Deutschland Kommunisten besonders unbeliebt sind, während in vielen anderen Ländern kommunistische Parteien normal sind und teils auch gute Ergebnisse haben bzw. hatten (Frankreich, Italien, Portugal, Griechenland, Indien, Japan z.B.).

Das ist zum einen eine bis heute fortwirkende Folge des Nationalsozialismus, der ja den "Kampf gegen den Bolschewimus" auf seine Fahnen geschrieben hatte. Bedenkt man, dass -zig Millionen Deutsche überzeugte Hitler-Anhänger waren, ist klar, dass das auch nach dem verlorenen Krieg nicht einfach verschwunden ist.

Zum anderen ist es eine Folge des kalten Kriegs, der Deutschland ja besonders betroffen hat. Die anderen Länder haben nicht die Erfahrung der Teilung gemacht. In Deutschland wurden dafür - nicht ganz zu Recht - die Kommunisten verantwortlch gemacht. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges wurde in der BRD die Kommunistische Partei sogar verboten - was in den anderen demokratischen Ländern undenkbar war.

Das wirkt alles nach.

Ohne jetzt den Anspruch erheben zu wollen, der größte Marx-Kenner zu sein, würde ich doch den einen oder anderen Einwurf machen wollen. Zunächst einmal: Man muss sich alleine die Antworten hier anschauen, um erkennen zu können, warum „der Kommunismus“ in Deutschland nicht beliebt ist. Ganz einfach: die überwiegende Mehrheit der Menschen – man möchte fast sagen der Menschheit – hat den Kommunismus nicht verstanden (bzw. die wesentlichen Grundvoraussetzungen, unter denen man am Kommunismus festhalten kann).

Zu allererst möchte ich vorausschicken, da ich das ohnehin für das wesentliche Missverständnis halte, das den meisten hier eine klare Sicht auf die Dinge verbaut: Es hat den Kommunismus bisher nicht gegeben. Was sich der geneigte Deutsche vorstellt, wenn ihr „Kommunismus“ hört, sind autokratische halb-sozialistische Regime, von denen die überwiegende Mehrheit die wesentlichen, von Marx determinierten Grundvoraussetzungen für den Sozialismus/Kommunismus (nämlich eine umfassende Industrialisierung) nicht erfüllt hat.

Der Kommunismus aber ist eine Utopie (und sein utopischer Charakter sollten einem mitnichten davon abhalten, anerkennen zu können, dass er ein erstrebenswertes Ziel darstellt), der aus deutlich mehr besteht, als aus 5-Jahres-Plänen und Arbeiterparteien. Zentral dafür ist aber die Aufhebung der bürgerlich-kapitalistischen Produktionsverhältnisse, die nunmal das Grundübel der Welt so wie sie ist, darstellen. Der Kommunismus soll einlösen, was die bürgerliche Gesellschaft immer versprochen, aber niemals voll hat halten können: ein gutes Leben für alle. Dass es dazu andere Menschen braucht, als solche, wie sie gerade existieren, ist selbstverständlich. Die Aussage „Der Kommunismus ist gut, aber die Menschen sind dafür zu schlecht“, bringt auf den Punkt, woran es mangelt: Die Zurichtung des Menschen durch die kapitalistischen Verhältnisse geht so weit, dass er sich diese als natürlich imaginiert. Dass Menschen mitunter unfähig sind, sich eine bessere Welt vorzustellen, darf mitnichten heißen, dass diese nicht möglich ist – und ohne in unkritische Fortschrittsgläubigkeit zu verfallen: wir leben heute in Verhältnissen, von denen wohl vorangegangene Generationen niemals zu träumen gewagt hätten.

Die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft als etwas zu Überwindendes zu betrachten, soll aber in keiner Weise ihre enormen Errungenschaften aberkennen. Auch Marx tut das nicht. Bei allem, was daran zu kritisieren ist, muss man doch festhalten, dass sie die Lebensbedingungen und nicht zuletzt auch die Freiheit vieler Menschen enorm verbessert hat. Daher ist sie auch gegen alle Angriffe regressiver Ideologien (die nicht nur von rechts, sondern genauso auch von links und natürlich von genuin antimodernen Strömungen wie dem Islamismus kommen) zu verteidigen.

Ob man irgendwie auf den Kommunismus stolz sein sollte, nur weil Marx Deutscher war, finde ich in sich schon eine merkwürdige Frage – ganz davon abgesehen, dass Marx seine Werke mehrheitlich im französischen und britischen Exil verfasst hat, weil er eben mit der deutschen Ideologie so gar nicht zusammen geht.

Und noch zur scheinbar beliebten Aussage: „Deutschland hat auch den NS erfunden und der ist trotzdem nicht beliebt.“ Ich zweifele grundsätzlich an dieser Behauptung. Natürlich wird man nur die wenigsten Deutschen dazu bekommen sich (öffentlich) zum Nationalsozialismus zu bekennen. Das bedeutet aber mitnichten, dass nicht die wesentlichen Einstellungen, die den NS zeitigten, sich in Deutschland nicht weiterhin großer Beliebtheit erfreuen: Die Sehnsucht nach dem volksgemeinschaftlichen Kollektiv (siehe Fußball-WM und „wir schaffen das“), ein mindestens strukturell antisemitischer Antikapitalismus, Ressentiment gegen die Moderne an sich (Parlamentarische Demokratie, Rechtsstaat usw.) und natürlich gegen die USA als deren Repräsentanten, eine ausgeprägte Faszination für die Autokraten dieser Welt (von Putin und Orban über Hugo Chavez bis hin zu Arafat und Chomeini) und die allgemeine Unfähigkeit zur Erfahrung – das alles scheint mir zu einem großen Teil die „deutsche Volksseele“ auszumachen.

wir sind nicht die erfinder des kommunismus. den gab es bereits in der steinzeit. kann dir jeder anthropologe bestätigen.