Kannst du dir vorstellen, dass unsere Welt "nondual" ist?
In den östlichen Lehren wird angenommen, dass unser Universum nicht dual sondern nondual ist.
Die Dualität geht davon aus, dass die Gegensätze der Welt wie Raum, Objekte, Vergangenheit und Zukunft, links/rechts, innen/außen, etwas/nichts, Tod/Leben, Ich/Andere und so weiter absolut voneinander getrennt sind und isoliert auftreten.
Durch eine duale Betrachtungsweise entstehen kausale Beziehungen zwischen Erscheinungen der Welt und eine mögliche Zerlegung und Erklärung der Welt auf Basis von wahrgenommenen Regularitäten.
Bei der nondualen Betrachtungsweise geht man hingegen davon aus, dass sich alle Gegensätze der Welt bedingen, nur relativ zueinander existieren und daher im absoluten Maßstab nicht wirklich getrennt sind, sondern zwei polarisierende Extreme eines einzigen Kontinuums. Es wäre mehr eine Art zeitloses Blockuniversum ohne echten separaten Teile, ohne echte Regeln oder Gesetze.
"Nondualität" ist allerdings auch nur als Idee greifbar. Der Begriff zielt schon darauf ab, dass es eine Betrachtungsweise auf die Existenz ist, die kein Gegenteil mehr hat und somit logisch nicht mehr klassifizierbar ist. Sprachlich steht sie allerdings im (scheinbaren) Gegensatz zur Dualität. Das resultiert jedoch aus der dualen Natur der Sprache, welche überhaupt erst durch Unterscheidung und Differenzierung in Erscheinung treten kann.
Die "echte" Nondualität - also das Universum oder die Existenz als Ganzes - würde sich dadurch jeder positiven Definition entziehen, weil die Gesamtheit aller "Existenz" und "Nicht-Existenz"-Anteile kein Gegenteil mehr hat, somit logisch nicht mehr von irgendeiner anderen Erscheinung abgegrenzt werden kann. Dadurch wäre die Gesamtsituation selbst kein exaktes "Ding" mehr.
Sie wäre weder "Etwas" noch "Nichts". Innerhalb dieser Nondualität könnte aber eine duale Welt (oder duale Betrachtungsweise der Welt) auftauchen. Durch unser (möglicherweise konstruiertes) Zeitempfinden scheint es Vergangenheit und Zukunft zu geben, scheint es natürliche Regularitäten zu geben die wir als "Naturgesetze" und "Naturkonstanten" definieren und berechnen können. Doch aus der nondualen Perspektive wären all diese Erkenntnisse weniger Erkenntnisse über die Welt, als viel mehr Erkenntnisse darüber, wie der Mensch entsprechend seiner Wahrnehmung Sinn und Ordnung schaffen möchte.
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Der einzige Grund warum ich das Frage ist, weil man es in veränderten Bewusstseinszuständen erleben kann. Dieser Zustand fühlt sich vollkommen absolut an. Viel realer als der Alltagszustand. Man scheint "alles" zu verstehen, doch wenn man versucht es in Worte zu fassen, kann man nur in vagen Termen reden wie
• "Ich bin das Grundprinzip welches allem unterliegt"
• "Nichts existiert wirklich" oder
• "Existenz ist die Schnittstelle zwischen Materie und Bewusstsein"
6 Antworten
Ich bin sogar sicher, dass die Welt non-dual ist. Wir wissen doch, wie die Kugel, auf der wir leben, im Weltall hängt und im Grunde ein einziges Wesen ist, zugleich Teil eines universellen Werdegangs der Materie ...
Als Lebewesen bin ich, was ich aus der Welt aufnehme. Schon deswegen gibt es keine echten Ich-Grenzen.
Das Licht eines entfernten Sterns gibt mir ein Bild, das tausende Jahre und mehr unterwegs war. Vielleicht ist der Stern längst erloschen. Trotzdem gehört er in dem Moment, wo sein Licht genau jetzt und hier und NUR genau jetzt und hier von mir wahrgenommen wird, zu meiner Welt, zu meiner Existenz.
Wenn ich etwas sehe, wird der Gegenstand, den ich wahrnehme, erst durch meine Wahrnehmung komplett. Photonen, die auf keine Netzhaut oder ein vergleichbares Wahrnehmumgsorgan treffen, ... verlaufen so zu sagen ins Nichts. Es gibt dann kein metabolisches System, kein Lebewesen, das den entsprechenden Gegenstand in seine Für-Wahr-Nehmung aufnimmt. Radikal interpretiert, existiert der Gegenstand dann nicht. Erst meine Verbindung mit ihm macht ihm zum Teil der Welt.
Das sei arrogant, weil ich - als ihr Teil - die Ursache der Welt zu sein vorgebe? Was ist mit deiner Welt? Ehrlich gesagt: Die geht mich - in diesem Zusammenhang - nichts an. :-)
Halten wir es also mit Lagerfeld? "Vorbilder? Es begann mit mir, und es endet mit mir."
Nun ja, es kann nicht gleichzeitig an einem Ort Tag und Nacht, hell und dunkel sein, der Wind kann nicht an einem Ort zur selben Zeit und derselben Höhe über dem Boden aus entgegen gesetzten Richtungen wehen, man kann nicht gleichzeitig krank und gesund sein, tot oder lebendig, über alle 5 Sinne oder auch nur über einen oder gar mehrere davon nicht, man kann auch nicht gleichzeitig in zwei verschiedene Richtungen gehen, fahren oder was auch immer. Also Dualität ist durchaus eine berechtigte Sichtweise und dabei sind die von mir erwähnten Beispiele nur ein paar von unendlich vielen.
Was ist dann die gesamte Welt? Ist sie innen oder außen?
Das kommt auf die Perspektive an. Sie ist außerhalb jeder Person, die sie betrachtet, aber spätestens innerhalb dessen, was wir Universum nennen. Und auch diese Art Gegensatz ist ein weiteres Beispiel für Dualität.
Genau, auf die Perspektive. Die Gesamtheit ist aufgrund fehlender Referenz deshalb weder innen noch außen. Ohne Bezugspunkt verlieren sich Relationen. Es gibt keinen absoluten Standpunkt
Du machst eine Differenzierung zwischen "Welt" und "Universum". Diese Differenzierung entsteht konzeptionell, also gedanklich; es ist keine fundamentale Differenzierung. Wobei Welt und Universum auch dasselbe ist in der Regel - aber es würde auch für Universum und Multiversum gelten
Ich lehne die dualistische Sichtweise nicht ab - sie ist aus ihrer Perspektive fehlerfrei, erschafft Sprache, Formeln und Theorien. Aber sie ist keine absolute Sicht, sondern eine relative Sicht, und somit nur durch definierte Bezugspunkte wahr.
Es gibt keinen absoluten Standpunkt
Diese Sichtweise legt nahe, dass die notwendige Perspektive dafür nicht zugänglich ist. Jede Art von Behauptung dass etwas ist oder nicht ist, wie etwa dass es keinen absoluten Standpunkt gäbe, ist nur ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Betrachtung nicht die dafür notwendige Perspektive beinhaltet.
Von daher hatte Sokrates schon recht: "Ich weiß, dass ich nichts weiß".
Du machst eine Differenzierung zwischen "Welt" und "Universum". Diese Differenzierung entsteht konzeptionell, also gedanklich; es ist keine fundamentale Differenzierung. Wobei Welt und Universum auch dasselbe ist in der Regel - aber es würde auch für Universum und Multiversum gelten
Mit Welt meinte ich den Planeten, den wir Erde nennen, aber gut, dann bist Du demnach anscheinend jemand, dem es nicht um das Thema, sondern allein ums Diskutieren geht.
Ich lehne die dualistische Sichtweise nicht ab - sie ist aus ihrer Perspektive fehlerfrei, erschafft Sprache, Formeln und Theorien. Aber sie ist keine absolute Sicht, sondern eine relative Sicht, und somit nur durch definierte Bezugspunkte wahr.
Ah ja also ist nur Deine Sicht absolut. Dann hat sich die Diskussion ja sowieso schon von Anfang an erledigt und alles weitere ist nur Zeitverschwendung.
Ich, als Europäer, kann es zwar machen, diese Dualität freilich ist so unglaublich tief in mir, dass ich es nicht vermag, ohne die Welt vorzustellen.
Das Konzept ist allerdings schlicht genial und faszinierend.
ja es ist unglaublich faszinierend. Das erklärt auch warum soviele jugendliche die zuviel Psychedelika genommen haben so stark davon überzeugt sind, das universum zu verstehen aber gleichzeitig daran zusammenbrechen weil ihnen keiner glaubt.
dass sich alle Gegensätze der Welt bedingen, nur relativ zueinander existieren
Das tun sie. Da muss man sich aber nicht bis nach Fernost begeben. Das ist dialektischer Materialismus.
Ansonsten weiß ich nicht, welchen Zugewinn an Erkenntnis man sich versprechen soll, wenn man alles zu einem harmonischen Brei vermengt und sich zu dem Zweck am besten zudröhnt.
Schon durch die alltägliche Verwendung von Begriffen wie "Welt" oder "Universum" macht man doch automatisch solche Verganzheitlichungen, in denen sich gegensätzliche Details aufheben. Nicht weiter spannend.
Nicht weiter spannend.
Die Implikationen daraus sind aber enorm.
1. Zeit wäre eine Illusion, alles passiert jetzt
2. Die Trennung zwischen den verschiedenen Dingen dieser Welt ist konzeptionell. Jedes Bewusstsein hinter den Formen ist dasselbe (du schreibst gerade mit dir selbst aus einem anderen neurologischen System)
3. Das Gefühl, ein separates Ich-Bewusstsein zu haben/zu sein, wäre eine Einbildung, wie es die Neurowissenschaften mittlerweile auch bestätigt haben
4. Der Tod selbst wäre demnach eine Illusion. Zwar vergeht das individuelle organismische System, aber durch die Illusion der Trennung, der Zeit und des Ich-Bewusstseins, ist die Frage nach "Was passiert mit mir nachdem ich sterbe" genauso fehlgeleitet wie "was passiert mit der Faust, nachdem ich meine Hand öffne" - anders gesagt: Ich kann nicht sterben, weil ich nie entstanden bin. "Ich war schon immer", weil ich die Gesamtheit bin
Nein,
das wäre eine zu zentralistische Glaubeneseinstellung.
Hansi
Am exakten Ort und zur exakten Zeit nicht, das ist korrekt.
Aber im Universum sind beide Situationen gleichzeitig präsent.
Zum Beispiel ist meine Innenwelt Teil deiner Außenwelt. Bin ich jetzt also innen oder außen? Du würdest vermutlich sagen "das kommt drauf an" - genau! Es ist relational, nicht absolut.
Was ist dann die gesamte Welt? Ist sie innen oder außen?