Ist es normal dass ein sehr hoher Kontostand dazu verleitet mehr Geld aus zu geben?

22 Antworten

ich denke es kommt weniger auf den eigentlichen Kontostand an, als mehr auf die Weise wie es gefüttert wird.

Lass mich das mit Wasser darstellen:

Würde ich nun in der Wüste leben, dann würde ich mit einer Tonne Wasser wohl noch so sparsam umgehen, als hätte ich nur einen Liter. Denn ich rechne damit, dass sich mein Wasserstand eher weniger oder gar nicht auffüllen würde.

Würde ich aber nun im Regenwald leben, dann würde ich in dem Wissen, das mehr Wasser nachkommt bzw zurückfließt als ich ausschütten könnte, verschwenderisch damit umgehen. Das Wasser hätte hier weit weniger Wert für mich, während es in der Wüste wertvoller wäre als alles andere.

So würde ich es vielleicht auch in der Wüste machen, wenn ich nie den Durst kennen gelernt hätte bzw. nie die Erfahrung gemacht hätte, dass das Wasser keine Selbstverständlichkeit ist und was es für Konsequenzen mit sich bringt, kein Wasser mehr zu haben.

Und so kann ich das meines Erachtens auch auf den Kontostand bzw. die finanzielle Situation übertragen.

Bin ich Armut gewohnt, dann würde ich selbst mit viel Geld eher sparen, als wenn ich Reichtum gewohnt bin und mein Reichtum eigentlich bereits dahin ist. Ich würde nach wie vor verschwenderisch leben und wahrscheinlich auch Schulden machen.
Natürlich gibt es auch arme Menschen, welche zu viel Geld kommen (fast unmöglich, aber soll vorgekommen sein) und das direkt raushauen - bei Lottogewinnern hört man das bspw. hin und wieder.
Aber da ist es dann meist entweder die Gedankenlosigkeit, dass auch viel Geld wenn es erst weg ist, eben weg ist oder aber vielmehr die Erwartung, dass man es besser nutzt solange man es hat und entweder der Geldsegen oder man selbst nicht von Dauer ist. Also schnell verbrauchen.

Nehme ich nun mich selbst:
ich bin und war im Grunde schon immer arm, nicht bettelarm, aber im Vergleich wohl seeehr weit unten. Und was mache ich? Ich spare und spare... ich gebe so wenig wie möglich aus, verzichte eher und oftmals mehr als gut ist.
Ich sehe nicht, dass ich vielleicht doch mehr Geld habe als andere (und eigentlich habe ich das auch nicht), ich sehe nur, dass eher weniger nachkommt und lebe in der Erwartung und stetigen Furcht, das in naher Zukunft, welche vielleicht schon morgen gekommen ist, nichts mehr nachkommt und ich mit all dem, was ich sparen konnte nun den Rest meines Lebens finanzieren muss.
Und offen gesagt ist das keine Furcht, sondern die absolute Panik. Die Panik eines Tages mit absolut nichts dazustehen.
Denn ich weiß ja auch nicht wie lange mein Leben noch sein wird und was für Kosten noch auf mich zukommen, für Leistungen auf welche ich nicht einfach verzichten kann. Lebensmittel, vielleicht Arztkosten, vielleicht etwas ganz anderes. Sehr realistisch bspw. die Bewahrung vor der Obdachlosigkeit.
Ich weiß nicht wieviel Geld ich benötige, um mein Leben und vor allem eben mein ÜBERleben möglichst sicher bestreiten zu können. Also spare ich... auch in dem Gedanken, am Ende nicht bei 0 zu stehen, sondern vielleicht sogar bei 100.000, hauptsache es kommt nie zum Worst-Case.
Besser haben und nicht brauchen, als brauchen und nicht haben, lautet da mein Motto.
Ich weiß, dass ich mich auf mich nicht verlassen kann und ich bei anderen verlassen bin, vor allem wenn es darauf ankäme.
Also nein, mich würde es dazu nicht verleiten. Es würde mich höchstens verleiten meine recht extreme Sparsamkeit etwas zu schmälern. Das Gefühl geben mehr Luft zum Atmen zu haben.

Das ist letztlich dann auch der Unterschied zwischen Sparsamkeit und Geiz oder anders gesagt wo sich Sparsamkeit und Geiz trennen.
Ein Mensch ist geizig, wenn er trotz des Wissens, dass mehr Geld nachkommt als er ausgibt, weiter spart. Und dies eben nicht in Erwartung von Not und Elend, sondern einfach, um immer noch mehr anzuhäufen. Reicher zu werden.
Ein armer Mensch ist in der Regel nicht geizig, denn er lebt anders als ein reicher Mensch nicht im Überfluss, sondern im Mangel. Er kann es sich nicht leisten verschwenderisch zu sein. Wäre er es, würde es ihm das Genick brechen.

Glaube ich (tendenziell) eher nicht. Wenn viel Geld auf dem Konto ist, hat man es ja verdienen müssen, egal, wie). Bedeutet: Man muss bereits gut / sparsam mit Geld umgehen, um überhaupt dorthin zu kommen.

Wenn man so tickt, dann dürfte man weniger Geld ausgeben als einnehmen - das würde deiner Theorie widersprechen.

Ausnahme: du gewinnst im Lotto und bekommst es überwiesen. Wenn du da nicht aufpasst, pulverst du dann Munition raus, weil dir einfach der Überblick fehlt.


christl10 
Beitragsersteller
 19.06.2025, 23:23

Ich muss es nicht mehr verdienen....bekomme Rente und habe passives Einkommen...

norbertk62  19.06.2025, 23:31
@christl10

OK - dann hast du das ja in deinem bisherigen Leben genau so angepackt: Sparen, Vorsorge (egal, ob Renten, Immo, Depot oder so). Bedeutet für mich: du kannst mit dem Geld angemessen umgehen, weil du es ja dein Leben lang so gemacht hast.

Genau deshalb würde ich nicht erwarten, dass du dir auf einmal einen Lamborghini kaufst (wenn du ihn nicht brauchst) - nur, weil du den Schotter hast. Ich schätze dich einfach so ein (und kann mich täuschen), dass dein Kopf einfach anders tickt.

Dennoch: wenn man das geschafft hat, dann darf man sich auch mal was gönnen - auch wenn es nicht zu 100% rational ist. Ich hab mir da einen Stihl-Kombimotor mit Zubehör gekauft - ein anderer würde vielleicht ein Motorrad oder einen Wohnwagen nehmen. Eben je nach Interesse. Bei dir wäre das eine neue Kamera oder so.

Aus meiner persönlichen Erfahrung nein.

Lässt sich aber nicht pauschaliseren - jede/r tickt da anders.

Nein, passiert nur wenn du dich auch sonst nicht unter Kontrolle hast.
Es mag sein, dass es weniger weh tut und du z.B. halt mal das etwas teurere "Bio"-Lebensmittel kaufst, statt "normales".
Aber das würde ich jetzt mal nicht mit "mehr Geld ausgeben" meinen.

Nicht unbedingt. Aber wenn ich viel Geld verdiene, dann möchte ich es auch für mich ausgeben.