Grundthesen eines deterministischen Realismus: Mein Blick auf Mensch, Moral und Welt
Was meint Ihr?
Abgesehen von der Quantenthese
Alles, was geschieht, folgt aus dem vorherigen Zustand des Universums und den darin wirkenden Gesetzmäßigkeiten. Es gibt keine Ausnahmen. Jeder physikalische, biologische oder mentale Zustand ist Ergebnis einer lückenlosen Kausalkette.
2. Der Mensch ist ein biologisches SystemDer Mensch ist kein autonomes Wesen, sondern ein biologisch-psychisches System, das nach denselben deterministischen Regeln funktioniert wie alle anderen Systeme. Gedanken, Gefühle, Handlungen entstehen aus neurophysikalischen Zuständen, nicht aus freiem Willen.
3. Der freie Wille ist eine IllusionDer subjektive Eindruck, Entscheidungen zu treffen, ist Teil einer mentalen Selbstsimulation. In Wirklichkeit „entscheidet“ niemand. Es gibt nur Zustandsveränderungen, die aufgrund interner und externer Faktoren ablaufen. Die Vorstellung von Wahlfreiheit beruht auf unvollständiger Selbstwahrnehmung.
4. Schuld existiert nicht objektivDa niemand sein Denken, Fühlen oder Handeln frei steuern kann, ist niemand im moralischen Sinn „schuld“ an seinen Taten. Auch sogenannte absichtliche Handlungen sind Resultat früherer Ursachen. Schuld ist ein Konstrukt zur sozialen Kontrolle, keine objektive Kategorie.
5. Ethik und Moral sind soziale WerkzeugeKonzepte wie Gerechtigkeit, Ethik oder Verantwortung sind keine universellen Wahrheiten, sondern funktionale Erfindungen. Sie dienen der Stabilisierung und Vorhersagbarkeit sozialen Verhaltens. Sie entstehen aus evolutionären, kulturellen und pragmatischen Notwendigkeiten – nicht aus metaphysischen Prinzipien.
6. Strafe ist funktional, nicht gerechtStrafen beruhen nicht auf Gerechtigkeit, sondern auf Systemlogik. Sie dienen der Abschreckung, der Normstabilisierung und dem Schutz anderer. Die Idee, dass jemand „verdient“ bestraft wird, ist eine gesellschaftliche Erzählung ohne objektive Grundlage.
7. Das Selbst ist ein neuronales ModellDas „Ich“ ist keine Entität, sondern ein mental erzeugtes Modell. Es simuliert Kontrolle, Kohärenz und Identität. In Wahrheit gibt es keine zentrale Instanz im Gehirn, die steuert. Es gibt nur ein kontinuierlich berechnetes Selbstbild zur internen Stabilisierung.
8. Erkenntnis ist Ergebnis, nicht WahlAuch das Nachdenken über diese Thesen ist kein Ausdruck von Freiheit. Es ist selbst Resultat einer Vielzahl vorhergehender Zustände: Erfahrungen, neuronaler Struktur, aktueller Reize. Man erkennt nicht, weil man will – man erkennt, weil man muss.
9. Sinn ist konstruiert, nicht gegebenDa keine übergeordnete Instanz existiert, die Sinn verleiht, kann Sinn nur innerhalb von Systemen entstehen. Alles, was als bedeutungsvoll erlebt wird, ist Produkt kognitiver Musterbildung. Objektiv gesehen ist der Welt kein Sinn eingeschrieben.
10. Ordnung entsteht ohne FreiheitSysteme – auch Gesellschaften – können komplexe Strukturen, Regeln und Kooperation hervorbringen, ohne dass Einzelne frei handeln müssen. Determinierte Systeme können funktional stabil, lernfähig und effizient sein, ohne metaphysische Konzepte wie „Wille“, „Schuld“ oder „Gerechtigkeit“.
4 Antworten
Ja, stimmt alles, wobei die Auslegungen nicht ganz passen:
"Strafen beruhen nicht auf Gerechtigkeit, sondern auf Systemlogik. Sie dienen der Abschreckung, der Normstabilisierung und dem Schutz anderer. Die Idee, dass jemand „verdient“ bestraft wird, ist eine gesellschaftliche Erzählung ohne objektive Grundlage."
Wenn es keinen freien Willen gibt, braucht es keine Strafe. Hier geht es um Resozialisierung. Ein Mensch der aus der Gesellschaft rausfällt, ist für diese nicht mehr tragbar und es muss versucht werden, dass man ihn wieder einfügen kann.
Das Gleiche macht man eigentlich eh jetzt schon. Nur ist Konstrukt Strafe halt Bullshit.
Genau! Es gibt keine Schuld. Dies würde einen freien Willen voraussetzen. Hier mein Lieblingsbuch dazu. https://amzn.eu/d/7xLNpWx
Jenseits von Gut und Böse: Warum wir ohne Moral die besseren Menschen sind
Als ich das Buch zum ersten Mal gelesen habe, war das wie eine Erleuchtung. Also so ein Gefühl von Frieden und Liebe zu der gesamten Welt. Und natürlich ist man plötzlich auch mit sich völlig im reinen. Weil es ja keinen Grund mehr gibt zornig auf jemanden oder etwas zu sein.
"Seit Charles Darwin wissen wir: Wir sind kaum mehr als »nackte Affen«. Und doch erklären wir uns moralisch gern zu höheren Wesen. Aber was wäre, wenn uns gerade die Unterscheidung in Gut und Böse ins Unglück stürzte? Wenn es uns ohne Moral besser ginge? Michael Schmidt-Salomon, streitbarer Kämpfer gegen den Geist unserer Zeit, entlarvt den freien Willen und die religiös verankerte Aufteilung in Gut und Böse als Illusionen. Ein provokatives Buch mit einer wahrhaft erlösenden Botschaft – die erstaunliche lebenspraktische und gesellschaftliche Folgen hat."
Das spiegelt mein Denken. Schönes Gefühl, da ich nie Bücher darüber gelesen habe. Danke
Im groben stimmt das alles.
Alles beruht auf Ursache und Wirkung,das psychische auch.Das liegt daran,dass alles Stoff ist.Substanz oder Materie wie man sagt.Man auch sagen Fein oder Urstoff.
Ahhh also auch ein Philosoph der über alles nachdenkt. :) Finde ich gut.
Ganz banal geantwortet: wenn alles determiniert ist, hätte die Zahl der Unfalltoten nach Einführung der Gurtpflicht nicht so signifikant zurückgehen dürfen.
Da die Gurtpflicht auch nur aus vorher passierten dingen resultiert ist es wieder schlüssig^^
Hier ein Beispiel für jemanden, der das Gelesene nicht verstanden hat ...
Ein Beispiel für jemand der meine Antwort nicht verstanden hat
Zu 1. Realität sei vollständig determiniert, ist grundfalsch, denn:
Unter Realität versteht man die Auffassung denkender Objekte von dem, was wirklich existiere und richtig sei: Bedeutung also, welche jene Objekte durch sie zur Kenntnis genommenen Signalen der Wirklichkeit zuordnen.
Interessant ist nur: Sämtliche dieser Realitäten sind mit Teil der (jeweils gegebenen) Wirklichkeit.
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Zu 5. Dass Ethik und Moral nur soziale Werkzeuge sind, ist sicher richtig.
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Zu 9. Sinn ist konstruiert, nicht gegeben: Das ist sicher richtig.
Ja, es ist ein für das Sozialsystem angepasstes Handeln. Trotzdem kann derjenige der Straffällig wird im Grunde nichts dafür. z.B.: Die Vergangenheit, seine Intelligenz, seine Gefühls Regulierung und das Umfeld bestimmten sein Handeln. Ergo keine Schuld. In der Natur gibt es auch keine Schuld. Dies ist eine Erfindung des Menschen ohne dass es den meisten bewusst ist.
Liebe Grüße