Frage an Geisteswissenschaftler: Wie definiert sich (im Rahmen eurer Wissenschaft) der Begriff "Existenz"?

4 Antworten

Materielle Existenz ist die Summe aller existierenden Entitäten und ihre Wechselwirkungen untereinander. Eine materielle Entität existiert, wenn sie auch dann noch eine Wirkung hat, wenn keiner an sie glaubt oder von ihr weiß. In diesem Sinne existieren z.B. sehr viele, weit entfernte Planeten, aber nicht die Zahl pi.

Die Zahl pi existiert nur auf einer anderen Ebene, nämlich dem Geistigen. Geistige Existenz wird entsprechend definiert. In diesem Sinne existieren z.B. sehr viele mathematische Größen und physikalische Gesetze, aber nicht des Teufels Großmutter. Diese existiert nur auf der Ebene der Einbildung, oder Vorstellung.

Ich bin aber kein Geisteswissenschaftler sondern nur ein Naturwissenschaftler.


grtgrt 
Beitragsersteller
 15.08.2025, 12:25

Danke.

Ihre Definition bestätigt mir, was auch dem theoretischen Physiker Carlo Rovelli als selbstverständlich erscheint:

Existenz macht stets nur Sinn als rollenspezifisch gedachte Existenz.

Pinoccio etwa existiert als Gestalt in einem Kindermärchen, aber nicht als Mensch aus Fleisch und Blut, der uns anlügt oder dem wir die Hand schütteln könnten.

Dennoch ist wichtig, dass ein brauchbarer Existenzbegriff natürlich auch nur gedanklich Existierendes als solches erkennen sollte.

Existent, so denke ich, sollte man alles nennen, was sich erkennen lässt als Instanz eines in sich widerspruchsfrei definierten Konzepts (nur solche Konzepte können Instanzen haben).

NostraPatrona  15.08.2025, 12:30
@grtgrt
Existent, so denke ich, sollte man alles nennen, was sich erkennen lässt als Instanz eines in sich widerspruchsfrei definieren Konzepts (nur solche Konzepte können Instanzen haben).

Ich meine, dass nur unser Universum in sich widerspruchsfrei ist. Im Traum kann ich z.B. ohne Hilfsmittel fliegen, unter Wasser atmen, ein Perpetuum mobile 1. Art bauen u.s.w.

grtgrt 
Beitragsersteller
 15.08.2025, 12:47
@NostraPatrona

Gegenbeispiel (?):

Jeder von Mathematikern als wahr erkannte mathematische Zusammenhang (wie z.B. der Satz von Pythagoras) ist widerspruchsfrei.

NostraPatrona  15.08.2025, 13:27
@grtgrt

So ist es. Aber es gibt eben auch Welten, z.B. im Traum oder in Büchern, in denen es nicht immer widerspruchsfrei zugeht. Trotzdem gibt es dort Entitäten.

grtgrt 
Beitragsersteller
 15.08.2025, 13:35
@NostraPatrona

Solche Welten existieren in Rolle "Traum" bzw. "Märchen". Sie nur in solcher Rolle (als Instanzen eines dieser beiden Konzepte) als existient zu behaupten, relativiert für sie die Bedeutung des Begriffs "widersprchsfrei".

Sie sind Beispiel der Tatsache, dass nicht alles, was existiert, in jeder nur denkbaren Rolle existent ist.

Das kannst du alles stundenlang googlen und sortieren. Vielleicht wird´s eines Tages ´ne seriöse Dissertation.

In der Geschichte der Philosophie gibt es viele Definitionen vom Begriff "Existenz" bis hin zur eigenen Existenzphilosophie.

Als Ex-UNI-Philosoph bewertet mein Denken die Antwort von NostraPatrona als sehr gut: Er unterscheidet zwischen materieller und ideeller Existenz.

"Ideelle Existenz" sind für ihn allerdings nur naturwissenschaftliche Gesetze und Systeme.

Aus psychologischer Sicht ist mir persönlich das zu wenig, denn nicht nur der Gedanke, sondern auch das Gefühl (vgl. Begriffe wie Triebsteuerung bis Unterbewusstsein) - sogar mehr - bestimmt das menschliche Gehirn (Das beschreibt sehr allgemeinverständlich schon zum Beispiel Konrad Lorenz in seinem provokanten Skandalbuch "Die sieben Todsünden der Menschheit" (1973, Nobelpreis) im Kapitel zur Wissenschaftstheorie und geistiger Manipulation).

Die Frage ist nämlich, wie weit kann man die Vorstellung zum Beispiel einer Gottheit in Verbindung mit ethischen Vorgaben, die in einem menschlichen Gehirn lebenslang manifestiert ist und die doch das Fühlen, Denken, Vor-Urteilen, Wollen und Handeln dieses Menschen lebenslang umfassend (!!) bestimmt, die auch noch in Mythen (= Berichten betont auf der logischen Gefühlsebene, nicht auf der logischen der Gedanken) verallgemeinert wird, als Existenz, eben als ideelle Existenz definieren?!

Und wenn man das macht, erkennt man, das eine möglichst weite Definition der "Existenz" auch wie bei jeder Definition zur Definitionslosigkeit des Begriffs führt. Also sollte man es anerkennen, dass sehr viele, sehr gut durchdachte Definitionen gerade der "Existenz" sich der Wahrheit annähern. Nur hierbei (!) eine einzige zu suchen, halte ich deshalb für wenig intelligent.

Das ist, schlicht und ergreifend, die Faktizität aller Gegebenheiten der objektiven Realität. Das Universum als Ganzes ist als Existenz zu bezeichnen.


grtgrt 
Beitragsersteller
 16.08.2025, 13:20
Das Universum als Ganzes ist als Existenz zu bezeichnen.

Es so zu sagen, halte ich für Blödsinn. Sogar Markus Gabriel wird mir darin wohl rechtgeben.

User321412849  16.08.2025, 14:31
@grtgrt

Bitte sei mir auch nicht böse, aber wer so überheblich und arrogant meint, antworten zu müssen, hat wohl einfach keine Ahnung von irgendwas und versucht sich nur aufzuspielen.

definierte HEIDEGGER existenz nicht mal als "aus dem sein herausragend"? aber bin mir nicht sicher


grtgrt 
Beitragsersteller
 15.08.2025, 12:06

Welchen Wert hätte derart nichts-sagende Definition?

Aber sollten Erkenntnistheoretiker (wie etwa Marklus Gabriel) nicht wenigstens eine gut durchdachte Definition des Begriffes "Existenz" parat haben?

gaege111  15.08.2025, 12:08
@grtgrt

der kontext ist seine lehre vom SEIN

lies mal SEIN UND ZEIT