Den Kinder eine gefährliche Wahrheit erzählen, oder die Kinder belügen

Unholdi  20.05.2025, 19:00

Ist Wahrheit gefährlich??

guitschee 
Beitragsersteller
 20.05.2025, 20:06

In manchen Ländern mit manchen Regimen sicherlich, ja.

13 Antworten

Diese Frage wurde und wird auch nicht in der DDR Zeit diskutiert.meine Kinder also 2 sind 86 und 88 aufgewachsen. Und deshalb hatten wir das Thema nicht. In meiner Schule wurde nur der große Bruder als gut dargestellt. Und im Staatsbürger Unterricht wurde das nicht behandelt . Ich bin 1960 geb und habe von der Zeit viel gutes auch sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Ein Beispiel es gab zu dieser Zeit keine Arbeitslosen . Falsch es gab sie nur die waren Verdeck vom System . Ich war auch einer , hatte auch keine Chance in einem Betrieb anzufangen . Weil meine Kaderakte heute heist sie Personalakte. Verschwand . Eigentlich hatte ich für diesen Zeitraum kein offizielles Leben ich war hatte in diesem Staat nicht gelebt. Deshalb ist die Frage auch nicht so schnell zu beantworten.Jeder der dort gelebt hatte , hatte hinter seiner Tür seine Meinung leise mitgeteilt. Es gab auch Leute die hinter dem System 100- 300% stand . Ich glaube ihr wisst was ich meine.

MfG Ralf

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Zuhause wurden Honeckerwitze erzählt, in der Schule wurden Honeckerwitze erzählt, in der Arbeit wurden Honeckerwitze erzählt. Und selbst bei der Fahne wurden Honeckerwitze erzählt. Wer aktiv gegen das System gearbeitet hat der tat das Stillschweigend, ohne die Kinder da mit zu integrieren.

Ich denke es kommt vor allem darauf an WIE man einem Kind Wahrheit erzählt und rüberbringt - weil ein Kind Dinge ganz anders aufnimmt als ein Erwachsener und auch anders verarbeitet, auch weil alles Verhalten auf Schutzreflexen basiert.

Wenn die Oma stirbt kann man sagen:

"Oma ist jetzt im Himmel und dort geht es ihr sehr gut und sie schaut uns bei allem was wir tun zu. Leider können wir sie nicht mehr besuchen aber sie ist ab jetzt sogar immer bei uns da bei allem was wir tun schaut sie uns zu."

Oder man sagt: "Oma ist tot, du wirst sie nie mehr wieder sehen, aber hilft nix das Leben geht weiter und jeder stirbt mal, auch du."

Überspitzt natürlich - aber es hilft Kindern wenn man ihnen die Wahrheit in ihrer Sprache und ihrem Fassungsvermögen beschreibt, sodass sie zumindest meinen es zu verstehen - aber so werden sie auch nie das Gefühl haben belogen worden zu sein.


guitschee 
Beitragsersteller
 20.05.2025, 18:44

Und dein erstes Beispiel zum Beispiel, wäre für mich eine Lüge...

bablbrabl123  20.05.2025, 18:46
@guitschee

Kann man so sehen - dann kannst du es mit zweiter Antwort versuchen. Aber kommt natürlich auch drauf an in welchem Umfeld das Kind aufwächst, bzgl. wie man sie beschreibt.

Ohne in der DDR gelebt zu haben und ohne die konkrete "gefährliche Wahrheit" zu kennen:

Lügen würde ich nie - wie du schon erkannt hast, ist der Vertrauensbruch eine sehr schlimme Sache.
Aber ohne Vertrauen funktioniert quasi nichts - egal ob ich irgendwas im Supermarkt einkaufe, mich von einem Arzt behandeln lasse, mich mit Freunden über Probleme unterhalte: Alles davon basiert auf Vertrauen - dem Vertrauen, dass ich nicht belogen oder hintergangen werde.
Ein Vertrauensverlust, gerade von nahestehenden Personen, belastet doch sehr.

Neben der Wahrheit und der Lüge gäbe es ja auch noch die Möglichkeit offen und ehrlich zu erklären, dass man das nicht oder nur teilweise beantworten kann oder möchte.
Ich denke das muss man dann im Einzelfall schauen, wie man das macht und mitunter hat man auch nur die Möglichkeit sich für den kleinstmöglichen Schaden zu entscheiden.
Aber wie gesagt: Eine Lüge wäre da für mich die letzte Option.


guitschee 
Beitragsersteller
 08.09.2024, 15:13

Eine Lüge würde halt bedeuten: das Kind kann unbeschwert Kind sein - was ja auch einiges Wert ist.

ThM3344  08.09.2024, 15:18
@guitschee

Hmm ja, diesen Gedankengang verstehe ich schon.
Aber da ist halt dann auch die Frage: Wie lange würde die Lüge aufrecht erhalten bleiben? Und würde der Vertrauensverlust sich dann nicht auch auf die gesamte Kindheit ausweiten? Quasi: Wenn das eine Lüge war, was alles von früher war dann noch eine Lüge?
Und könnte man nicht auch anders eine unbeschwerte Kindheit bieten? Quasi wie bei uns Erwachsenen auch: Man kann sich tagtäglich anschauen was alles in der Welt schief läuft oder aber sich auf die schönen Dinge besinnen.

Letztendlich ist das ja immer ein Balanceakt, genau wie bei deiner Entscheidungsfrage auch.
Ich glaube die perfekte Entscheidung gibt es da nicht.
Wobei ich auch sagen würde, dass es, egal ob es um Erziehung oder sonstige Aspekte im Leben geht, es niemals um Perfektion geht, sondern darum, dass man tagtäglich sein Bestes gibt in der Hoffnung, dass es einen Unterschied für die Welt macht.

Die Frage ist auch im hier und heute noch sehr relevant und das, was in der Schule vermittelt oder in den Medien dargestellt wird, braucht oft genug eine ergänzende Darstellung und Einordnung in den Kontext.

Ich versuche meinen Kindern die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven zu vermitteln, die mir relevant erscheinen. Je älter sie werden, desto ausdetaillierter wird es und desto mehr kommt auch von ihnen zurück, was sie erlebt haben oder auf welche Weise etwas von einem Dritten ihnen gegenüber dargestellt wurde.

Die Welt ist nicht schwarz-weiß und zwischen Lüge und Wahrheit befindet sich ein breites Spektrum an Visionen, Idealisierungen, Wunschdenken, Glaubensüberzeugungen. Das ist verwirrend und man muss es für sich einordnen können.
Dann kann man auch besser mit den Erwartungen klarkommen, die an einen gestellt werden, wie man eine gewisse Sache in einem gewissen Kontext darzustellen hat, wenn man es vermeiden will, anzuecken.