Auffällige Autofahrerin (Seniorin), was machen?
Guten Tag,
mir fällt immer wieder eine alte (mir bekannte) Dame auf, die in meiner Straße wohnt. Sie ist 88 Jahre alt und klagt im Gespräch immer wieder über Einsamkeit und darüber, dass die Kinder weit weg in der Stadt wohnen und so gut wie nie kommen.
Sie fährt noch Auto. In letzter Zeit fällt mir auf, dass sie immer, auch in der Dämmerung und bei einsetzender Dunkelheit, ohne Licht fährt, zudem viel zu schnell etwa in 30er-Zonen und sehr mittig. Heute wäre es fast wieder zu einem Zusammenstoß gekommen, weil sie stark mittig fuhr - ich habe so was schon mehrfach beobachtet. Sie fährt allgemein sehr schnell - und muss früher eine sehr gute Fahrerin gewesen sein, allerdings fällt mir das jetzt immer mehr auf.
Eigentlich müsste man so was melden, aber ich habe Hemmungen - weil ich weiß, dass die Frau ohne Auto nicht mehr aus dem Haus kommt, ihr niemand hilft und sie auch sonst zwar nett ist, aber eher isoliert lebt. Das Auto ist ihr Weg nach draußen. Wenn man ihr das nimmt, nimmt man ihr das Letzte, was sie noch hat.
Dennoch fällt mir das Fahrverhalten immer mehr auf und ich finde es nicht gut, dass so jemand noch fährt, zumal mir schon selbst mal ein Mann ins Auto fuhr, der schwerkrank war und in seinem Zustand schon längst nicht mehr hätte fahren sollen - was hinterher angeblich alle wussten, getraut hatte sich aber nie einer, was zu sagen. Erst nach dem Unfall war allen ach so klar, dass er ach so krank ist und das schon Jahre gehe. Der Mann bekam dann den Führerschein vom Amt genommen, kurz danach starb er auch.
Ich hoffe auf Ideen, was man hier machen könnte oder was ihr machen würdet.
Ich mag die Frau, will aber nicht, dass sie mal ein Kind überfährt - und sie fährt tatsächlich immer ohne Licht und viel zu schnell.
7 Antworten
Ich würde das melden, egal ob sie dann nicht mehr fahren kann. Man muss da auch an andere denken. Stell dir vor die fährt wirklich mal nh Kind um oder so.. Wer hat da mehr Pech? Du brauchst dich nicht schlecht fühlen. Gibt es keine Busverbindung bei euch?
Die ist nicht wirklich überragend, es ist halt "Provinz".
Aber ich weiß, was du meinst!
Schwer. Ich wüsste auch nicht gut, wie ich damit umgehen soll.
Wie eng bist du denn mit der Dame bekannt? Kannst du mal ein bisschen mit ihr plaudern? Vielleicht kannst du ja das Gespräch geschickt und locker mal auf das Autofahren lenken. Versuch doch mal ein bisschen zu schäckern und sag ihr mit einem Augenzwinkern, dass sie ja einen ganz schön heißen Reifen fahren würde und zwinker ihr zu oder so in der Richtung. Dann fragt sie vielleicht wieso und dann kannst du mit einem freundlichen Lächeln sagen, dass sie ja immer ganz schön zügig unterwegs sei. Und ohne eine große Reaktion abzuwarten, kannst du dann ja einfach freundlich und locker einwerfen, wie es denn so klappen würde mit dem Autofahren, ob das alles noch so ginge, weil sich doch viele Leute im Alter unsicherer fühlen würden. Und vielleicht kannst du dann in ein solches Gespräch auch – sofern du das anbieten möchtest – ein mögliches Angebot mit einbringen, falls sie doch mal nicht mehr so gerne auf die Straße würde, könntest du sie ja vielleicht auch mal hier oder da absetzen.
Ein anderer Weg wäre vielleicht über den Kontakt zu ihren Kindern, wenn das machbar ist. Wer weiß, ob die so ohne weiteres mitbekommen, wie gut oder schlecht ihre Mutter fährt…
Vielleicht tauscht du dich auch mal mit Leuten aus deinem Bekannten und Verwandten Kreise aus, mit denen du die Bekanntschaft zu dieser Dame teilst. Vielleicht hat ja auch noch jemand eine gute Idee oder ihr könnt unabhängig voneinander sie mal darauf ansprechen oder so.
Irgendetwas solltest du tun. Meine Schwiegergroßeltern sind bei einem Frontalzusammenstoß beide ums Leben gekommen (dazu kam es bestimmt nicht, weil der Opa mit so viel Übersicht fuhr) – weil sie sehr, sehr ländlich wohnten, es praktisch keine Busverbindung gab und sich auch dort niemand so recht traute zu formulieren, dass der Opa vielleicht besser den Führerschein abgeben hätte sollen.
Wir verstehen uns gut, unterhalten uns gelegentlich, sehen uns nicht oft. Ich kann das aber mal ins Visier nehmen; gute Idee!
Das mit dem Unfall tut mir leid, hier ist es übrigens ähnlich.
Ich würde vlt mal mit ihr reden und das Problem erläutern. Rate ihr mal in eine Fahrschule zu gehen um dort mal testen zu lassen.
Wenn sie einsichtig ist, macht sie das. Melden kannst du sie immer noch. Obwohl das wirklich der letzte Ausweg wäre. Wenn sie dadurch dann gar nicht mehr aus dem Haus kommt, wirst du selber sehen, wie schnell sie dann abbaut. Das kann dann durchaus dazu führen, dass dann ,,der schwarze Kombi" vorbeikommt.
Du wirst es melden müssen sonst machst Du Dir später ewig vorwürfe sollte die Oma jemand tot fahren. Zusätzlich mal schauen ob es bei Euch eine Hilfsorganisation gibt oder auch mal mit dem Pfarrer sprechen ob jemand nach der alten Dame schauen kann.
Wenn die Alte ein Kind übern Haufen fährt, ist es zu spät und du darfst dir zu Recht Vorwürfe machen.
Mir ist eine 2x innerhalb von 3 Minuten ans Auto gefahren und hat erzählt (dummerweise), dass schon mal jemand so einen Unfall "provoziert" habe, um an die Versicherungsgelder zu kommen - "Da war gar nichts!"
Auch sie brauchte das Auto für die Fahrten ihres Parkinson-Mannes, behauptete sie. Doch es gibt immer Möglichkeiten, notfalls Taxi, erst recht mit Pflegestufe. Jemand mit einer Reaktionszeit von 2 Sekunden statt 0,2 Sekunden hat im Straßenverkehr nichts mehr verloren.
Ich habe die Frau vor Strafzahlungen bewahrt (was sie mir nicht gedankt hat) und stattdessen auf eine MPU gedrängt - die sie trotz Tränen und Flüchen offenbar bestanden hat. Aber was nun passiert, wird mein Gewissen weniger belasten.
und starb wenige Monate später
hoffentlich an gebrochenem Herzen in Sachen Liebe zu seinem Auto
Ich habe meinem Vater das Auto abgenommen, nachdem meine Mutter nur noch Angst mit ihm hatte.
Ich weiß nur, dass er sehr geweint habe, als er sich von seinem Auto hatte trennen müssen. Das wurde mir von einer Nachbarin des Mannes und einem entfernteren Verwandten erzählt.
Er hat mal angerufen und sich rechtfertigen wollen, aber da sagte ich zu ihm, dass ich mich mit jemanden, der mich betrügen will und mit 85 Jahren so was noch nötig hat, nur ungern unterhalte.
Mein Vater ist zum Glück nicht mehr viel gefahren, halb blind, aber ich musste das Auto immer fit halten, neuen TÜV machen zum Rumstehen. Hab es dann einfach auf mich umschreiben lassen auf der Zulassungsstelle - erstaunlich, dass das im regelwütigen Deutschland geht. Aber er hat sich jede Woche anders entschieden, wie lang er die Versicherung noch halten will. Letztendlich hatte ich das Auto noch ein halbes Jahr, bevor es nicht mehr durch den TÜV kam.
Jetzt wo du das sagst, fiel mir noch was ein: Das Auto des alten Mannes lief auf seine demente Frau, die gar keinen Führerschein hatte. Ich fand das sehr schräg, aber es gab eine Erklärung: Laut einem Verwandten war das nötig geworden, weil er selbst gar keine Versicherung mehr bekommen hätte und mit dem vorigen Auto, das jämmerlich verbeult und verkratzt gewesen sei, laufend kleine Unfälle gebaut habe. Als dann das Neue gekauft werden musste nach einem finalen Unfall, habe ihn keine Versicherung mehr genommen...
Mein Opa hat damals mit fast 90 Jahren keine Lust mehr gehabt, ohne dass er je einen Unfall gehabt hätte - er wollte einfach nicht mehr fahren. Die letzten Jahre hatte er einen 124er-Mercedes, der dann auch den TÜV nicht mehr ohne weiteres gepackt hätte, da kam dann alles zusammen.
Das ist doch eine Ausrede von dem Alten. Er wurde einfach so oft zurückgestuft, dass es ihm zu teuer wurde und die Frau herhalten musste. Versicherungen schließen sehr gerne Verträge ab, nur dann zu astronomischen Konditionen und mit Selbstbeteiligung. Ich wollte auch schon einmal Vollkasko ohne Selbstbeteiligung abschließen. Da hieß es sofort: Da muss ich Ihnen Unfallabsicht unterstellen. - Aber ok, Haftpflicht kann anders aussehen.
Das ist das Problem - und solche Fälle sind so selten nicht.
Der Herr, der mein Auto rammte, war auf dem Weg zu seiner dementen Frau ins Pflegeheim und selbst schon arg verwirrt. Nachdem der Unfall publik wurde, entschuldigten sich Verwandte des Mannes bei mir mit dem Hinweis, er solle seit Jahren nicht mehr fahren und habe ständig kleine Unfälle, jetzt aber habe er zum ersten Mal ein Auto nennenswert beschädigt ... angeblich habe es JEDER kommen sehen, dass er mal ein Auto ramme.
Er fiel negativ auf, als er versuchte, bei der Polizei die Aussage zu revidieren und zu sagen, ich sei schuld, weil er Angst hatte, den Führerschein zu verlieren. Weil man aber nach dieser Aktion erst recht auf ihn aufmerksam wurde und er verwirrt gewesen sein muss, hat er ihn dann tatsächlich verloren und starb wenige Monate später.