An die um die 50-jährigen: Ich hab vorhin einen Film über Hans Rosenthal gesehen. Da hab ich nebenbei erfahren, daß erst seit Ende 70er/Anfang 80er Jahre...?
...die Deutschen vollumfänglich über den Holocaust aufgeklärt wurden. Das begann zB mit der Miniserie "Holocaust". Wir waren quasi die ersten, die zB in der Schule absolut darüber aufgeklärt wurden. Und das finde ich interessant zu wissen, denn ich fand das Wie sehr unsensibel und brutal. Unsere Lehrer haben uns das einfach so hingeklatscht und wir waren da erst 12 oder 13.
Ja, das wollte ich mal ansprechen😊
12 Antworten
Ich bin Jahrgang 1959. In der 10. Klasse war zweimal die Woche, eine Stunde Geschichte und es ging das ganze Jahr nur über die Weimarer Republik und das 3. Reich.
Dazu wurden zusätzlich Filme gezeigt, wie "Der Untertan" https://youtu.be/LNmyQahcOTw und "Mädchen in Uniform" https://youtu.be/fv8itsR63lU Das wurde dann im Deutschuntericht ebenfalls behandelt.
In der Oberstufe gab es sogar einen Kurs bedrohte und verfolgte Völker der Gegenwart, wo über Kurden, Palästinensern und indigene Völker in Nord- und Südamerika gelehrt wurde. Danach gab es freiwillig eine Reise nach Nicaragua zum Wiederaufbau https://de.wikipedia.org/wiki/Nicaraguanische_Revolution Das brachte den Junglehrer allerdings extremen Ärger ein und er verlor die Arbeit.
Gerne berichte ich von meinen persönlichen Erfahrungen aus der Zeit. Schließlich war ich selbst dabei.
Was mich angeht, ich wurde erst in den 90ern über den Holocaust aufgeklärt. Angesichts dessen, dass es regelmässig neue Menschen gibt, die so etwas nicht kennen, endet die Aufklärungsarbeit wohl nie.
Es wird natürlich mit der Zeit immer schwieriger, etwas das so lange her ist, wirklich zu vermitteln, aber gerade deswegen um so wichtiger. Wer aus der Geschichte nicht lernt, ist verdammt sie zu wiederholen.
Meine Schwester z.B. kennt die DDR nur noch aus den Geschichtsbüchern etc. wenige Wochen vor ihrer Geburt war die DDR offizell Geschichte.
Da hast du recht, leider lernen Menschen wohl erst, wenn sie eigene Erfahrungen gemacht haben und dann kann es zu spät sein.
"Aufgeklärt" kann man nicht sagen, aber mit dieser Miniserie begann die breite Aufarbeitung in der Bevölkerung. Vorher wurde das einfach verdrängt und nicht drüber gesprochen.
In der Schule war das allerdings schon Teil des Geschichtsunterrichts und wir haben auch ein KZ besucht.
Wer aus der ehemaligen DDR kommt, der hat dieses Thema sehr bewusst und oft sehr detailliert vermittelt bekommen.
Es war normale Praxis das in der 8.Klasse (14 Jahre) mehrere Tage in eine der Mahn-und Gedenkstätten gefahren wurde.
Wir waren in Buchenwald und wurden von einem ehemaligen Häftling geführt, was im Nachhinein und mit der Erfahrung von heute keine gute Idee war.
Ein paar Jahre später habe ich dann Auschwitz gesehen, noch mit der Variante dasman vorher den Film von der Befreiung sehen musste, bevor man das Lager betrat. Auch hier ein ehemaliger Häftling, der uns anfing als Faschistenkinder zu bezeichnen, auch nicht sehr angenehm.
Ich habe mir seit den 90ziger viele Gedenkstätten angesehen, mit Führungen, aber wertneutral und geschichtlich fundiert aufbereitet.
Ich war einmal in Sachsenhausen, aber nicht mit der Schule. Nach der Schule. War etwas viel für meine Nerven.
Also die Liste ist bei mir lang, da mich das Thema interessiert:
Dachau
Bergen Belsen
Neugamme
Ravensbrück
Flossenbrüg
Mauthausen
Gross Rosen
Stutthof
Auschwitz I und II
Sachsenhausen
Hadamar
Maly Trostinez
Majdanek
Mittelbau
Natzweiler
Nein, es war nur das Wort Holocaust das man nicht kannte. Bis dato lautete die Bezeichnung Massenmord. Die englische Sprache hatte noch nicht so einen Einzug in DE gehalten wie heute.
Stimmt, der Ausdruck war völlig unbekannt und ich finde immer noch, dass Massenmord schlimmer und ehrlicher klingt
Diese Bezeichnung stand auch nicht in den Geschichtsbüchern, sondern eben Massenmord. Holocaust war eine "neumodische" Bezeichnung und die damals Alten wussten gar nicht was das Wort bedeutet. Hab selbst erlebt wie sich damals ein alter Mann kaputt gelacht hat, als man ihn darüber aufklärte was das sein soll und warum man ständig darüber redet. Massenmord an politisch verfolgten und Juden das war natürlich bekannt. Es war nur dieses "komische" Wort das man eben nicht kannte.
Ich weiß, ich bin Jahrgang 1959 und weiß noch wie irritierend es war, als dieser neue Begriff eingeführt wurde.
Türlich war das bekannt. Es wurde aber gerne ein großer Teppich drüber gelegt. Darum geht es mir.
Ich habe das Gefühl, dass heute viel mehr unter den Teppich gekehrt wird. Es wird behandelt wie eine spannende Gruselgeschichte. Der Ausdruck "Massenmord" war viel aussagekräftiger, als heute das Fremdwort "Holocaust". Das soll zwar die besonderen Schrecken der industiellen Massenvernichtungen verdeutlichen, doch das Wort klingt dennoch nicht so brutal, wie Massenmörder bzw. Massenmord.
Um 1980 wäre es undenckbar gewesen, dass Rechtspopulisten über 5% kommen würden.
Ja, absolut. Ich hätte mir nie vorstellen können, daß sowas nochmal zurück kommt. Vor allem, es ist ja weltweit ein Trend. Ich verstehe die Leute nicht. Man kann sich schon Zukunftssorgen machen. Manche sagen ja, man soll die AfD mal 4 Jahre machen lassen, damit jeder sieht, daß sie es nicht drauf haben. Bloß nicht, sag ich da! Wer weiß, wie viel Schaden die in 4 Jahren anrichten.
Danke für Deine Information.