Hat man schlechtere Chancen auf Erfolg wenn die eigene Familie ungebildet ist?

18 Antworten

Irgendeiner muss den ersten Schritt machen, sonst tut es keiner. Bei dir in der Familie bist du es.

Das ist durch mittlerweile viele Hilfen z.B. keine Studiengebühren bei öffentlichen Unis/Hochschulen schon deutlich einfacher geworden, als noch vor ein paar Jahrzehnten, wo Kinder von einfachen Arbeitern so gut wie keine Chancen auf ein Studium hatten.

Und ja, du kannst es schaffen, wenn du dabei bleibst dir etwas aufzubauen.

Natürlich ist es einfacher, wenn man Förderung (egal ob Bildung oder Geld) von den Eltern zum Start ins Leben mitbekommt, aber mit etwas mehr Einsatz als sie kannst auch du das schaffen.

Finanziell musste ich selber bei 0 starten, da meine Eltern mich nicht unterstützen konnten oder wollten, da sie nicht mit Geld umgehen können. Ich habe aus finanziellen Gründen ein duales Studium gemacht, um immerhin das Azubi Gehalt sicher zu haben. War eine harte Zeit, damit alles (Wohnung, Lebensmittel, Transport, Dinge für die Uni,...) selber zu zahlen, aber man kann es mit Durchhaltevermögen und giter Planung schaffen. Trotzdem habe ich nun mit 27 einen überdurchschnittlich bezahlten Job, den ich gerne mag und mir nach und nach ein gutes finanzielles Polster aufgebaut.

Wie gesagt, ja es ist schwerer als für andere, mit mehr Sorgen verbunden und auch wenn extern mal was schief läuft was man gar nicht beeinflussen kann, ist man eher nah am Scheitern weil Rückhalt fehlt, aber man muss sich einfach durchkämpfen wenn man das Ziel hat weiter zu kommen.

Von Experte rotesand bestätigt

Intelligenz ist auch vererbt, deswegen denke ich nicht, dass deine einfachen Eltern dumm sind. Sie sind ungebildet weil sie keinen Zugang zu Bildung hatten. Leider haben sie sich später auch nicht weitergebildet, fanden keine Motivation, deswegen sind sie einfache Menschen geblieben. Aber sie haben für dich gesorgt, haben dir Bildung ermöglicht und haben dir wichtige Normen und Werte weitergegeben.

Aber du, du bist nicht nur intelligent, sondern du und machst was draus. Auch wenn du keine finanziellen Hilfsmittel zur Verfügung hast, kannst du dir deine Ziele erarbeiten, das müssen viele andere auch. Meine Kinder haben auch nur BaföG bekommen, den Rest mussten sie sich dazu verdienen.

Du machst deinen Weg. Geld ist nicht das Wichtigste.

Von Experte DianaValesko bestätigt

Ich persönlich stamme zwar aus einer durchaus gebildeten und nicht direkt armen Familie, aber - was auch vieles im Keim erstickt hat - aus einer "Ausländerfamilie", der man in meiner Heimatstadt oft übel mitgespielt hat, die nicht das beste Ansehen hatte, die gern diffamiert wurde und wo die Eltern von vielen Mitschülern damals ziemlich pikiert waren, dass der kleine Viktor, dieser Ausländer da, in die Realschule kommt.

Es gab und gibt in der Familie zwar einige hochrangige berufliche Stellungen (wir hatten auch mindestens einen Verwandten, der Kardinal war - er hat meine Großeltern einige Male in den Vatikan eingeladen, davon müsste ich noch Fotos haben; ich meine aber, es gab noch einen Kardinal oder Bischof, mein Onkel wüsste das genauer) und ich habe auch was erreicht, aber im Grunde genommen hieß es doch immer "das sind Ausländer" und auch ich wurde an der Realschule oft so mehr oder weniger herablassend als "so ein Ausländer da" bezeichnet.

Ich habe meinen Weg dennoch gemacht und habe es relativ weit gebracht - ohne Abitur, aber mit Fleiß und viel Eigeninitiative, zumal ich keinen "reichen Onkel" als Fürsprecher hatte, sondern alles selber machen musste. Ich habe weder meine Ausbildung noch alles andere geschenkt bekommen, es war harte Arbeit, aber es lohnte sich. Ich bin jetzt Anfang 30 und habe alle Träume erfüllt, die ich als Jugendlicher hatte. Einer meiner ehemaligen Lehrer sagte man anerkennend, ich sei der einzige aus der Realschulklasse, der es (da war ich so 28 oder 29) zu was gebracht habe und den die Gesellschaft als kompetent und positiv wahrnimmt.

Will sagen: Der beste Weg ans Ziel führt selten direkt ans Ziel und ist selten gerade wie eine Autobahn, aber dafür kommt man trotzdem an - es gibt keinen Lift zum Erfolg, man muss die Treppe nehmen. Und das kann auch jemand, dessen Startbedingungen nciht die Besten waren - das kannst du genauso wie ich es getan habe und wie es viele andere getan haben. Ich hoffe, ich konnte dir helfen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Kinder, die gebildete und wohlhabende Eltern haben, haben doch einen enormen Vorteil, oder?

das ist korrekt, Kinder von Akademikern werden selber häufiger Akademiker als andere.

Ist es möglich das ich diese Ketten des Misserfolges in der Familie breche?

ja das ist möglich, und du bist auf einem super Weg!

Natürlich ist es möglich sich aus seinem "Milieu" herauszuarbeiten. Allein die absurde hohe Zahl der akademischen Abschlüsse der letzten 25 Jahre zeigt ja, dass es möglich ist. Es gibt auch jede Menge relevante Statistiken und Untersuchungen dazu...

Rein anekdotisch, die meisten meiner Kollegen und Freunde und ein guter Teilmeiner Familie besitz akademische Abschlüsse und überwiegend sehr gut bezahlte (und/oder interessante) Jobs UND die weit überwiegende Mehrheit kommt, wie ich, aus dem "Arbeiter & Bauernmilieu".

Es ist also ein klarer Fakt, dass die Herkunft oder das soziale Umfeld, einen sozialen Aufstieg nicht unmöglich macht.

Allerdings ist es auch ein Fakt, dass es für Kinder aus dem Bürgertum, speziell dem Bildungsbürgertum, leichter ist bestimmte Ausbildungsziele zu erreichen.

UND eine sehr großen Unterschied macht der "Stallgeruch" wenn es um höhere Ämter oder hohe Managementposten geht; hier ist die Chance für Bewerber aus dem Groß oder Bildungsbürgertum ungleich höher (bei gleicher Leistung/Eignung). Im akademischen Umfeld ist es nicht ganz so graß, aber immer noch deutlich...

In Summe, die Chancen sind alle da, unabhängig von der Herkunft, aber man muss oft härter arbeiten und bessere Leistungen zeigen um auf denselben Stand zu kommen wie "privilegiertere" Menschen.

Ich war insofern privilegiert als dass meine Eltern (Hauptschule hin oder her) sehr intelligent, neugierig und immer diskussionsbereit waren und meine Geschwister und mich in jeder Hinsicht unterstütz haben.

Meine Kinder, Neffen und Nichten waren die Nutznießer von diesem System, zumindest wurden ihre Ziele nie von der Lehrerschaft (bewußt oder unbewußt) in Frage gestellt. Allerdings macht sich eine gewisse "gläserne Decke" zumindest im höheren akademischen Bereich immer noch deutlich bemerkbar.