Zeugen Jehovas - Handelt es sich hier um neues Licht?
Die Bibel geht nicht im Einzelnen darauf ein, welche sexuellen Handlungen zwischen einem Ehemann und seiner Frau als rein oder unrein gelten. Ein christliches Ehepaar sollte Entscheidungen treffen, die den Wunsch widerspiegeln, Jehova zu ehren, auf die Bedürfnisse des anderen einzugehen und ein gutes Gewissen zu bewahren. Grundsätzlich würde ein Ehepaar über solche intimen Angelegenheiten nicht mit anderen sprechen.
Das ist eine Aussage des Januar Studienartikels 2025 der geistlichen Führung der Zeugen Jehovas. Im Prinzip wird hier die Entscheidung, welche Form des sexuellen Verkehrs innerhalb der Ehe rein oder unrein ist, dem Paar und deren Gewissen überlassen....
Eigentlich das, was die Bibel in Bezug auf das Gewissen prinzipiell aussagt:
Römer 14:22 NGU2011
[22] Behandle deine Überzeugung in diesen Dingen als eine Angelegenheit zwischen dir und Gott. Glücklich zu nennen ist der, der sich in Fragen der persönlichen Überzeugung so verhält, dass er sich nicht selbst anzuklagen braucht.
https://bible.com/bible/108/rom.14.22.NGU2011
Jahrzehntelang wurde aber oraler Geschlechtsverkehr bei Zeugen Jehovas zwischen verheirateten Personen als Sünde angesehen:
Wie bereits erwähnt, haben die Ältesten nicht die Aufgabe, die intimen Angelegenheiten der Ehepaare in der Versammlung zu „kontrollieren“. Sollte aber von einem Angehörigen der Versammlung bekanntwerden, daß er perverse sexuelle Handlungen innerhalb der Ehe vornimmt oder offen dafür eintritt, wäre er bestimmt nicht untadelig....Die Ausübung und Befürwortung solcher Handlungen könnte sogar zum Ausschluß aus der Versammlung führen. Warum?
Wer auf unverschämte Weise schockierende und widerliche sexuelle Handlungen befürwortet, macht sich eines zügellosen Wandels schuldig.
Diese Ansicht steht natürlich im krassen Gegensatz zur jetzigen Verfahrensweise.
Was mag also der Grund für die Änderung sein?
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3 Antworten
Es ist bezeichnend, wenn eine religiöse Gemeinschaft sich das Recht herausnimmt, Menschen Vorschriften zu machen, die bis in das eheliche Sexualleben reichen.
Die Änderung zeigt allerdings, dass die Zeugen Jehovas sich inzwischen vom Stand des Mittelalters oder der frühen Neuzeit gelöst haben und nun zumindest auf dem Niveau des 17. Jahrhunderts angekommen sind. (man entschuldige mir den Sarkasmus)
Solche Vorschriften sind extrem problematisch, da sie die persönliche Autonomie untergraben und die individuelle Entfaltung der Menschen massiv einschränken. Das eheliche Sexualleben sollte ausschließlich von den Beteiligten gestaltet werden – basierend auf gegenseitigem Einverständnis und Vertrauen, nicht auf den Vorgaben einer religiösen Führungsebene.
Biblisch betrachtet gibt es keine Grundlage für solche Vorschriften, sie wirken vielmehr pharisäisch und übergriffig. Wahrscheinlich hat die Führung der Zeugen Jehovas, wenn auch spät, erkannt, dass der Eingriff in das Privatleben der Mitglieder letztlich problematischer und „perverser“ ist als viele der Sexualpraktiken, die sie verurteilen.
Es wäre wünschenswert, dass die Zeugen Jehovas weitere Reformen umsetzen, ähnlich wie es die Adventisten getan haben. Diese haben sich – durch gesellschaftlichen Druck, Aufklärung und ein steigendes Bildungsniveau unter den Mitgliedern – stark geöffnet und viele ihrer sektenartigen Strukturen hinter sich gelassen.
Allerdings ist eine ähnliche Reformation bei den Zeugen Jehovas schwer vorstellbar. Die Organisation weist eine sehr strikte Hierarchie auf, und tiefgreifende Änderungen müssten von der obersten Führungsebene beschlossen werden. Dies würde jedoch deren Autorität erheblich schwächen – eine Autorität, die auf der Annahme basiert, die absolute Wahrheit zu besitzen. Diese Haltung erschwert Selbstreflexion und spätere Anpassungen nahezu vollständig.
Ein zentraler Aspekt des Glaubenssystems der Zeugen Jehovas ist zudem die bewusste soziale Isolation der Mitglieder von der „Welt“. Mitglieder glauben, dass nur sie „in der Wahrheit“ leben, während alle anderen Menschen als „Weltmenschen“ angesehen werden und die Welt von Satan beherrscht wird.
Alles was den Mitglieder das Leben erleichtern finde ich persönlich gut, also nehme ich diese Änderung also als minimalen Fortschritt wahr.
Ich kenne die Intim-Regeln der ZJ zwar nicht, denke aber, dass sie - aus welchen Gründen auch immer - sich "anpassen" wollen, obwohl mir der Begriff auch nicht gefällt. Vielleicht wollen sie keine Mitglieder verlieren oder haben selbst Probleme mit ihren Regeln.
Zeugen Jehovas werden von christlichen Konfessionen nicht als Christen anerkannt, weil sie den dreieinen Gott leugnen und folglich auch nicht gültig taufen können - mal abgesehen von den abstrusen Irrlehren, die sie verbreiten.
Dennoch muss ich ihnen zugestehen, dass ihre bisherigen Regeln meinen persönlichen Vorstellungen nicht widersprechen bzw. ihnen sogar entsprechen. Als Katholikin habe ich - und das schon in meiner zweiten Lebenshälfte - nie von solchen Praktiken gewusst und erst hier bei GF davon erfahren und mich entsprechend informiert. Konkret ausgedrückt: Hätte jemand das von mir verlangt, wäre ich davon gelaufen. Ich habe daraufhin gewagt, einige mit mir befreundete Frauen in meinem Alter darauf anzusprechen, die einen fielen ebenso aus allen Wolken, andere wussten zwar davon und lehnten es als sündhaft und widerwärtig ab.
Die kath. Kirche macht zwar Eheleuten keine konkreten Vorschriften für das Intimleben, lehnt aber moraltheologisch diese Art von Verkehr ebenfalls als widernatürlich ab und spricht von einem "würdigen Vollzug des geschlechtlichen Lebens", was auch neues Leben nicht bewusst ausschließen darf.
"schmückendes Beiwerk" wäre wohl erlaubt sozusagen als Vorbereitung, Ein Ehepaar muss wissen, was es seinem Gewissen zumuten kann und was nicht und das Gewissen ist ja die höchste Instanz.
Trotzdem habe ich in damaligen Aufklärungsbüchern und Ehebüchern nie was darüber gefunden - noch hat mich jemand damit konfrontiert und ich bin seit Jahrzehnten verheiratet. Hier lernt man immer noch dazu.
Das scheint eher ein neueres Phänomen zu sein. Ist auch dem Biologieunterricht geschuldet:
Angeblich gibt es bei Teil 2 von der Jahreshauptversammlung weitere Neuigkeiten bzw Änderungen. Verfügbar an Jänner 2025.
Hier kommt es immer drauf an, ob man das als schmückendes Beiwerk sieht oder ob es zum Hauptziel des Vollzugs wird
(Nur meine bescheidene Meinung)
Definitiv sollte es aber dem Paar überlassen bleiben....