Wird bei der Beschneidung ein Teil der Männlichkeit beschnitten?
Denkt ihr das kann man so sagen?
Das Ergebnis basiert auf 40 Abstimmungen
11 Antworten
Hallo Elyyy1,
dazu dürfen wir zunächst betrachten, was Männlichkeit bedeuten kann.
Archetypisch verbindet sich Männlichkeit mit dem Symbol des Stabes, den wir auch aus dem Tarot als Farbe kennen. Der Stab steht wieder symbolisch für den Phallus (darum verwende ich diese Metapher auch gerne).
Phänotypisch macht sich ein biologisch genetisches männliches Geschlecht an der Anwesenheit eines Phallus - Stabes - fest.
Jetzt wird dieser "beschnitten" - was medizinisch nichts anderes als eine Resektion der Vorhaut ist. Dies wäre medizinisch physisch indiziert, wenn sie zu lang oder eng ist, behindert, eine sog. Phimose vorliegt.
Einige Religionsgemeinschaften nutzen die Beschneidung als Alleinstellungsmerkmal oder auch nur in religionistischer Weise, um eben dieser möglichen medizinisch physischen Indikation besondere Bedeutung zu schenken.
Schauen wir wieder auf die archetypische und auch archaische Männlichkeit, in deren Zusammenhang wir oft Dominanz aber auch Engagement und ein Vorangehen beobachten. Dominanz mag anderen Menschen Freiräume rauben - und wäre symbolisch beschnitten. Genauso beschnitten wäre aber auch Engagemtn und Vorangehen, was Menschen wiederum Freiräume schenken kann.
In unserer heutigen Zeit macht sich Männlichkeit nicht mehr alleine an der Anwesenheit eines Stabes oder auch rein der Genetik fest. Sie wird neben dieser Klassik ein Moment der eigenen Wahrnehmung. Dazu kann wieder eine Wahrnehmung von Dominanz wie auch Engagement und Vorangehen in der eigenen Attitude sein.
Doch das wird unabhängig vom Stab und auch mit einem solchen Eingriff nicht beschnitten. Vielmehr bleibt die medizinisch physische Indikation, die wiederum Freiräume eröffnet.
Damit gilt mein Kreuz dem "nein".
Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen
Es wäre nur eine archaische oder zumindest archetypische Erwartungshaltung, dominant zu sein.
Vorausgehen dürfen wir alle - und doch versuchen Paradigmen, uns darin zu "beschneiden" - egal, wie wir uns identifizieren oder was wir "in der Hose haben".
Verletzung lässt sich überwinden, wo etwas von uns ausgeht, egal wen es wie erreicht oder nicht erreicht.
Archetypen sind keine Erwartungshaltungen, sie gehen viel tiefer.
Mein Eindruck ist schon, dass es an Archetypen Erwartungshaltungen - z.B. über Rollen- und sonstiges Verhalten - gibt.
Das ist keine Erwartungshaltung, sonst ist die Theorie falsch
Ich kann zwar verstehen, dass jemand so fühlt, wenn eine persönliche Beschneidung bei ihm zur Debatte steht. Kann es aber nicht ab, wenn damit im generellen Diskurs argumentiert wird. Ich kannte mal eine Spanierin, die ein Kind mit einem Türken hatte. Letzendlich haben sie sich getrennt und das Kind ist nicht beschnitten worden. Ihr Argument war:"In Spanien gilt er beschnitten nicht als Mann" und sein Argument war:"In der Türkei gilt er unbeschnitten als unrein". Dabei lebten sie weder in Spanien, noch in der Türkei. Ich finde solche Aussagen ziemlich diffamierend, selbt wenn gewisse Kulturen solche Sichtweisen auf den Penis haben. Darauf muss man keine Rücksicht nehmen, dann sollen diese Kulturen sich eben ändern. Vorurteile überwinden ist nicht schwer. Ich bin ein Mann, auch wenn ich beschnitten bin. Ich bin auch ein vollständiger Mann. Genauso ist auch niemand wegen seiner Vorhaut "unrein" oder gar eine "Schande".
Ein Beschnittener ist nicht weniger männlich als ein Unbeschnittener.
Ich fühle mich als Beschnittener überhaupt nicht weniger männlich und sehe das bei meinen beschnittenen Kumpels genauso. Viel mehr finde ich, dass die (freie) Eichel Männlichkeit ausstrahlt.
Ich finde eher, dass man durch eine Beschneidung männlicher wird und nichts von der Männlichkeit beschnitten wird.
Aber genau das ist doch der Punkt, wie kann man "Dominanz" verwirklichen, wenn man derart verletzt wird.