Sind sexuelle Labels unnötig?

Das Ergebnis basiert auf 31 Abstimmungen

Ja, ich finde sie auch unnötig 48%
Nein, ich bin von meiner S. überzeugt 32%
Andere Meinung 19%
Ich weiß es nicht 0%

13 Antworten

Andere Meinung
Aus diesem Grund finde ich es mehr oder weniger unnötig sich labeln zu müssen bzw. die Gefühle eines Menschen zu kategorisieren und diese vor anderen zu rechtfertigen.

Ja und Nein. Wenn jemand von sich selber sagt: ich brauche keine Labels, ich weiß was ich fühle, ich will mich auch nicht in eine Schublade stecken - dann finde ich das großartig. Diese Leute haben recht - sie brauchen keine Labels.

Aber: Ich habe selber erlebt (und erlebe es immer noch) wie hilfreich solche Labels sind. Ich habe mir selber so ein Label genommen und finde es (für mich) auch notwendig und habe es gerne. Denn es ist jetzt viel besser, als in der Zeit, wo ich mich genau so auch schon gefühlt habe, aber keinen Namen, kein Label dafür hatte.

Ich erzähls dir, damit du vielleicht nachvollziehen kann, warum es mir da komplett anders geht, als dir - und ich so ein Label haben möchte: Ich habe irgendwann bemerkt, dass ich anders bin, aber es war nie wirklich ein Thema, deswegen kam ich gut ohne Label aus. Aber dann begann ich eine Beziehung zu führen - und es wurde sehr plötzlich sehr relevant. Und ich wusste was ich fühlte, wusste was ich dachte in Bezug auf Sex. Ich habe versucht meine Gefühle zu erklären, es wurde mir nicht geglaubt, denn "niemand fühlt so" "alle wollen ...". Ich war verunsichert - obwohl ich meine Gefühle kannte. Ich dachte mir: es wird andere geben die es so fühlen - aber ohne ein Label zu haben, findet man keine anderen. Ich hatte irgendwann eine Diskussion mit meinem Partner, wo er mir wieder vermittelte, dass meine Gefühle nicht legitim seien, weil niemand so fühle und ich hatte das Gefühl er hat unrecht - aber konnte es ihm nicht "beweisen" (verurteilt ihn nicht, er war ein guter Partner, aber leider auch unglaublich rechthaberisch und stur...).

Irgendwann war ich wirklich völlig verzweifelt und habe eine Googlesuche gestartet. Weil ich endlich wollte, dass man mir glaubt, dass ich so fühle, wie ich fühle. Das man nicht mehr abwinkt und irgendwas erzählt, was sich für mich falsch anfühlte. Und bei meiner sehr primitiven Googlesuche: "Ich will keinen Sex" - habe ich dann Artikel gefunden - mit einem Label, dass ich noch nie gehört hatte. Ich habe mir die Definition dieses Labels durchgelesen. Es passte auf mich 100%. Ich war unglaublich erleichtert. Mit diesem Label war ich in der Lage Berichte von anderen Menschen zu lesen und dachte zum ersten Mal in meinem Leben bei dem ganzen Sex-Thema: JA, genauso so ist das. Genau so fühle ich. Das bin ich. Ich würde es anders formulieren, aber diese Person ist wie ich.

Auch wenn das traurig ist, weil ich eigentlich selber eine durchsetzungsfähige Person bin: erst durch dieses Label war ich in der Lage, meine Gefühle zu benennen UND gleichzeitig die Autorität zu haben: Erzähl mir nicht, was ich zu fühlen hätte, ich fühle das, was ich dir sagte und schau gefälligst mal hin: es gibt dafür sogar einen Begriff und Berichte von anderen. Also hör auf mir in meine Gefühle reinquatschen zu wollen. Ich bin asexuell. PUNKT.

Es hat mir sehr viel Selbstbewusstsein und Kraft gegeben in diesem Bereich, ein Label für mich selber zu haben - und eine Schublade, in der ich plötzlich nicht mehr alleine im Vakuum war, sondern in der andere mit mir drin stecken.

Gerade bei einer Sexualität, die nicht jeder kennt und auch anerkennt, ist dieses Label auch noch auf andere Weise hilfreich. Ich könnte, wie zu Anfang mit meinem Freund, versuchen mühsam meinen Gefühlen selber Worte zu verleihen und sie zu erklären, oder ich sage zwei Worte, die es beschreiben und kann dann auf die Definition verweisen. Es macht die Sache unglaublich viel einfacher manchmal.

Außerdem, so ungut das ist, Worte verleihen eben manchmal Gefühlen auch erst eine Art Legitimation. Etwas, für das es kein Wort gibt, wird viel weniger anerkannt, als etwas, wofür es ein Wort gibt.

Es ist außerdem sehr viel einfacher in der Partnersuche, wenn man auf diese Art direkt angeben kann, was man sucht, was nicht, ;-) denn logischerweise gehen die allermeisten Menschen bei sowas erst mal von allosexuellen Heteros aus.

Und selbst wenn das Label, das man gewählt hat, in 10 Jahren nicht mehr passen sollte, es schadet niemandem bis dahin ein Label zu verwenden, was passt und sich richtig anfühlt.

Deswegen, mein Fazit: Labels sind nicht unnötig. Manche Menschen brauchen sie nicht, das ist gut, seid glücklich ohne, aber andere brauchen und gebrauchen sie durchaus und auch das ist akzeptabel und okay.

ilikecake 
Fragesteller
 23.11.2019, 15:05

Danke für die Meinung! Das ist ein sehr guter Punkt, so habe ich das noch nicht betrachtet :)

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Andere Meinung

Sexuelle labels sind dazu da um anderen Leuten schnell zu sagen worauf man steht...

Wenn man weiß, dass man nur auf Männer steht und ein Mann ist dann ist es einfacher zu sagen, dass man schwul ist als es wirklich zu erklären.

Dafür ist es da. Wenn es etwas komplizierter wird dann muss man es hakt ggf ausführen.

Sie sind für den unnötig der sie für sich als unnötig empfindet.

Aber Manche Leute, gerade in der Pubertät brauchen das Wissen wohin sie gehören. Das gibt Sicherheit.

Andere Meinung

Naja, wenn ich mir sicher bin, dass ich (zurzeit) zB homosexuell bin bzw ein anderes Label perfekt passt, ist das natürlich insofern praktisch, dass andere direkt wissen was ich meine wenn ich dieses Label benutze. Aber natürlich kann ich auch etwas jenseits dieser Label sein. Dann muss ich die auch nicht benutzen. Oder man will sich einfach nicht "in eine Schublade stecken lassen", auch gut.

Bei mir ist diese "Person" mit 30 Jahren erschienen, davor stand ich nur auf Frauen.

Dieses Schubladendenken braucht es um 1. sich differenzieren zu können und 2. es Leuten veranschaulicht zu machen, welche dies nicht kennen.

Ich bin Pansexuell mit demisexueller Auslegung, trotzdem bin ich ich und egal in welche Schublade ich gesteckt werde, werde ich ich bleiben.

Vielen ist es egal, andere brauchen diese Bestätigung, etwas "Anderes" zu sein.

Lg

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
ilikecake 
Fragesteller
 23.11.2019, 00:54

Das freut mich für dich! Ja ich finde es einfach nur unnötig alles (was niemanden schadet) begründen zu wollen und kategorisieren zu müssen, vor allem bei so einem Thema, wo es 100% nur um Gefühle geht und man es eben nicht begründen kann

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