Werden die Deutschen einen Kanzler wie Helmut Schmidt wiederhaben?

Eher nicht 78%
Hoffen wir doch 22%

18 Stimmen

6 Antworten

Eher nicht

Nein - es gibt niemanden mehr mit Rückgrat; als Politiker muss man sich heutzutage bis zur Unkenntlichkeit verbiegen…

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Sallysbestbuddy  17.07.2025, 16:58

Und wenn ein Politiker/eine Politikerin Rückgrat beweist, Haltung zeigt und Verantwortung übernimmt, wird er/sie mit Katzensch**ße beworfen.

Eher nicht

Man weiß es nicht, aber ich denke nicht. Hemut Schmidt war noch ein richtiger Vertreter einer SPD, die damals noch mehr Arbeiter- und Arbeitnehmerpartei war. Die Arbeiterklasse ist deutlich geschrumpft, wenn es sie in klassischer Form überhaupt noch gibt. Helmut Schmidt war auch deswegen sozialer....auch als Gerhard Schröder, nicht zu unrecht der Genosse der Bosse genannt. Zugleich war er aber auch tatkräftiger, pragmatischer und auch realistischer als die letzten Kanzler. Außerdem ist er nicht dem Neoliberalismus - den er Kasinokapitalismus nannte - hinterhergelaufen wie die anderen Kanzler/-in nach ihm.

Zudem war er auch schlagfertig und bodenständig, was eben nicht zu Leuten passt, die eher dem Geld bei Parteienfinanzierung und der Drehtür-Politik hinter her laufen (nach der politischen Karriere zu den Großunternehmen gehen, um dort lukrative Posten zu bekleiden). Schmidt hat auch Politik betrieben, die nicht immer populär war, auch in seiner eigenen Partei viel Kritik hagelte (z.B. NATO-Doppelbeschluss).

Während er die Regierungsverantwortung inne hatte, zeigte er schon damals klare Kante und war trotzdem beliebt während seiner Kanzlerschaft, da er wohl links war, aber eben Mitte links, so dass sich auch Teile der Mittelklasse mit ihm identifizieren konnten und er auch dort populär war. Selbst Unternehmer von großen Firmen und Arbeitergeberpräsidenten hatten Respekt vor ihm und hatten sogar freundschaftliche Beziehungen mit ihm (genauso wie kommunistische und konservative Staatsmänner - und frauen).

Übrigens: Helmut Schmidt wurde NICHT von den Wählern abgewählt, sondern die FDP-Politiker verließen (allen voran Otto Graf Lambsdorff) die Regierung (genauso wie es Lindner und Co. jetzt wieder gemacht haben) aus ideologischen Gründen (neoliberale Wirtschafts- und Haushalts-/Finanzpolitik)...entgegen dem Wunsch der Wählerschaft! Diese FDP-Politiker sind dann zur CDU unter Helmut Kohl über- gegangen. Auch hier wude die Wählerschaft nicht gefragt. Dafür wurde die FDP von der Wählerschaft auch abgestraft und erlitt deutliche Verluste bei der nächsten Bundestagswahl und hatte nur 7% der Wählerstimmen. Schmidt war dann bei der nächsten Wahl nicht mehr dabei, sondern Hans Jochen Vogel, der ebenfalls deutlich weniger Stimmen als Helmut Schmidt in den Wahlen zuvor erhielt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium und Beruf

CorgiMcweasel  18.07.2025, 22:26

Übrigens: ich habe jetzt gerade das kritische Buch "Vorbild Helmut Schmidt?" gelesen. Dort hatten die Autoren Meinungsumfragen seit Anfang der 50er Jahre zu jedem Kanzler zusammen getragen und heraus gefunden, dass einerseits seine Popularität vor allem zwischen 2005 und 2015 auf dem Höhepunkt waren. Aber andererseits hatte kein andere/r Kanzler/-in während der Kanzlerschaft eine durchgehend so hohe Zustimmung während der Kanzlerschaft wie Helmut Schmidt. Überschätzt ist und war er mit Sicherheit nicht. Außerdem war er in seinen Bücher auch durchaus selbstkritisch und hat durchaus Fehler zugegeben.

Eher nicht

Dir ist doch hoffentlich bewusst, dass Helmut Schmidt damals in seiner zweiten Amtszeit abgewält wurde? So richtig beliebt wurde er erst weit nach seiner Zeit als Bundeskanzler.

Auch wenn ich ihn sehr schätze: Ohne Regierungsverantwortung ist es immer sehr leicht zu reden und ne klare Kante zu zeigen. Da fällt es auch sehr viel leichter, beliebt zu sein und frei von der Leber weg zu reden.


Eher nicht

Um heutzutage in eine solche Position zu kommen, braucht man Ellbogen, kein Rückgrat und literweise Schleim.

Ob sich Politgrößen wie Schmidt sich so etwas antun würden, bezweifle ich stark.. es ist ein anderer Zeitgeist.

Verstand ist nie verkehrt.

Wenn in diesen Tagen Politiker Haltung beziehen, schreien doch sofort alle "Rücktritt". Das ist die sprichwörtliche Quadratur des Kreises.