Was ist denn jetzt eigentlich Populismus?
Es gibt zwei geläufige Definitionen, die sich aber inhaltlich nicht ganz decken.
Def. A: Wenn komplexe Sachverhalte auf einfache Parolen reduziert werden, dann liegt Populismus vor.
Def. B: Wenn Sachverhalte dramatisiert werden, Feindbilder (selektive Inklusion und Exklusion) bedient werden und man sich "volksnah" gibt, um ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen und die Massen zu mobilisieren, dann bedient man sich Populismus.
Def. A zufolge wäre Merkels Satz "Wir schaffen das" (2015) Populismus, Def. B zufolge hingegen nicht.
Es gibt jedoch durchaus eine Schnittmenge der beiden Definitionen; so ist z.B. Wagenknechts Wahlplakat "Krieg oder Frieden - Sie haben die Wahl" auf jeden Fall Populismus.
Welche Definition stimmt denn nun?
6 Stimmen
4 Antworten
Ich würde das von der anderen Seite betrachten:
Es geht bei dem politischen Populismus darum, für einen möglichst großen Teil des Volks "schön" auszusehen.
Erreicht wird das in der Regel mit dem schaffen eines Feinbilds (zumeist durch massiv übertriebene oder verdrehte Darstellung eines Umstands) und dem Aufzeigen einer vermeintlich einfachen Lösung für das so geschaffene "Problem".
Es geht eigentlich nie um inhaltliche Korrektheit.
Beides kann zutreffen - die summarisierte Begründung ist es: Wenn jemand dem Volk nach dem Mund redet. Also eine Popularmeinung übernimmt und in sein Argumentarium einbaut. Damit stimmt man der Popularmeinung zu. Man kann sie auch überzeichnen (B) oder auch in seinen faktischen Zusammenhängen drastisch verkürzt (A). Somit trifft auf beides zu und noch auf ein paar weitere Vorgehensweisen.
Wenn (A) und (B) nicht zwangsläufig mit dem Populismus einhergehen, dann ist der Populismus an sích ja nichts schlechtes. Ist doch gut / demokratisch, Popularmeinungen zu übernehmen.
Weder noch.
Nicht nur sind beide Definition, die du angegeben hast gleich bzw führen zum gleichem Ergebnis. sondern beide zeigen ein Missverständnis auf. Populismus ist der Gegensatz zum Technokratismus/Rationalismus. Sprich es bedeutet schlichtweg vorerst Volksnähe. Es ist die Forderung, dass Politik gefälligst eher die Sorgen und Nöten der Leute ernstnimmt und die Politiker eben nicht nur eine verwaltungstechnische, technokratische Haltung einnehmen.
Dass, was heute daraus gemacht wird, und von Akteuren ausgenutzt wird, ist kein Populismus. Nach dem Mund reden ist nach dem Mund reden. Klar wird da populistisch agiert (und auch richtige Dinge angesprochen), aber eben auch vereinfacht.
Genau. Außer vlllt Dinge wie "Tyrannei der Mehrheit" könnten dann wahr werden.
Polemik gehört glaube ich dazu, also wenn SPD von Nazis redet oder so etwas
Deiner Definition nach ist Populismus dann ja grundsätzlich nichts Schlechtes.