Moralisch verwerflich oder vertretbar?
Ich stehe in Kontakt mit einer Person aus dem Ausland, die mich in Gesprächen regelmäßig darauf aufmerksam macht, wie schlecht es ihm, seiner Frau und seinen 4 Kindern geht und wie sehr alle Menschen auf dieser Welt ein Recht auf ein lesenswertes Leben haben.
Diese Person plädiert auf Brüderlichkeit, Mitgefühl und Nächstenliebe - Werte, die ich alltäglich lebe und für selbstverständlich halte.
Es spielt im Bezug auf meine Frage keine Rolle, ob die Situation dieser Person real ist oder nicht und ebensowenig, ob das Verhalten dieser Person korrekt ist oder verwerflich, um auf diese Weise finanzielle Unterstützung zu beanspruchen.
Nehmen wir als Grundlage zur Beantwortung meiner Frage einfach an, dass die geschilderte Situation der Wahrheit entspricht.
Ich habe schon mehrfach klargestellt, dass ich es nicht in Ordnung finde, die schlechten Lebensumstände, in der sich seine Kinder befinden (meiner Meinung nach) auszunutzen um bei mir Mitgefühl und ein schlechtes Gewissen zu wecken.
Ich wäre sogar fast bereit dazu gewesen dieser Person mit einem Betrag zu unterstützen, den ich zur Verfügung hätte, wenn ich jeden Tag auf nur 3 Zigaretten verzichten würde und zwar unabhängig davon, aus welcher Absicht die Argumentation der Person besteht und ob die geschilderte Situation wirklich wahr ist und zwar, weil ich herausgefunden habe, dass der Standort, an dem diese Person behauptet zu leben, sich bewahrheitet hat. (Fragt nicht wie, es gibt legale Wege)
Nachdem die Person aber nicht danit aufgehört hat, immer wieder das Leid seiner Kinder zu thematisieren, habe ich mich doch dagegen entschieden.
Ich vertrete die Ansicht, dass Menschen, die ihren Kindern keine lebenswerte Zukunft bieten können, keine 4 Kinder zeugen sollten und finde es höchst verwerflich, die miserablen Lebensunstände der eigenen Kinder als Mittel zum Zweck zu missbrauchen, um an Geld zu kommen.
Ist meine Haltung moralisch vertretbar oder verwerflich?
19 Stimmen
9 Antworten
Ich vertrete die Ansicht, dass Menschen, die ihren Kindern keine lebenswerte Zukunft bieten können, keine 4 Kinder zeugen sollten und finde es höchst verwerflich, die miserablen Lebensumstände der eigenen Kinder als Mittel zum Zweck zu missbrauchen, um an Geld zu kommen.
genau das schreibst du dieser person. und dann blockierst du sie.
Natürlich ist Deine Haltung moralisch vertretbar. Es gibt an die 8 Milliarden Menschen auf der Welt. Nehmen wir mal an, dass jede Person, die nicht fähig oder nicht willens ist, für sich selbst zu sorgen, statt das jeweilige Sozialsystem in Anspruch zu nehmen, über das Internet bettelt. Wie viele Menschen soll man dann direkt zu unterstützen versuchen? So viele, dass man schließlich selbst mit geregeltem Einkommen nicht mehr überleben kann? Also sorry, wenn jemand Geld braucht, soll man sich an die jeweilige Unterstützung durch das jeweilige Sozialsystem wenden und idealerweise eine Anstellung suchen. In vielen Ländern gibt es ein funktionierendes Sozialsystem und wo es keines gibt, gibt es für gewöhnlich Wirtschaftsflüchtlinge. Du kennst diese Person nicht wirklich, aber sie sollte sich in der eigenen Heimat mit den entsprechenden Möglichkeiten auskennen. Ich finde es eher verwerflich, jemand wildfremden mit solchen Gewissensfragen zu belasten, statt sich selbst um einen Unterhalt zu bemühen. Ich meine, die Person nutzt das Internet, kann aber die eigene Familie finanziell nicht unterstützen? Finde den Fehler. Die Person sollte lernen, Prioritäten zu setzen. Bei uns mag ein Internetzugang nicht mehr viel kosten, aber vor knapp 20 Jahren sah das noch ganz anders aus. Für ein Gigabyte etwa, das heute per Prepaid vielleicht noch 1 oder 2 Euro wert ist, wurde man vor 20 Jahren noch arm wie eine Kirchenmaus - trotz geregeltem Einkommen. Und dann kommt jemand wildfremdes daher und schreibt über das Internet, wie schlecht es der eigenen Familie geht? Sorry, aber für mich ist das Betrügerei und nichts weiter.
Ich vertrete die Ansicht, dass Menschen, die ihren Kindern keine lebenswerte Zukunft bieten können, keine 4 Kinder zeugen sollten und finde es höchst verwerflich, die miserablen Lebensunstände der eigenen Kinder als Mittel zum Zweck zu missbrauchen, um an Geld zu kommen.
Unabhängig vom Wahrheitsgehalt: Die Kinder sind jetzt aber da, fändest Du es weniger verwerflich, nicht nach jedem Strohhalm zu greifen, um Deine Kinder ggf. vorm Verhungern zu bewahren?
Bitte nicht als Vorwurf verstehen, ich meine es wirklich nur als mögliche Überlegung zur moralischen Bewertung.
Absolut garnicht. Wenn die Kinder schon auf der Welt sind, dann würde ich es nicht anders machen.
Du hast natürlich Recht damit, dass jemand in einer schlechten finanziellen Lage keine 4 Kinder zeugen sollte.
Das heißt aber nicht, dass du die Person nicht unterstützen kannst.
Es ist nicht verwerflich, um Hilfe zu bitten, wenn man Hilfe braucht. Es ist auch nicht verwerflich, dabei das Mitgefühl seiner Mitmenschen zu nutzen.
Du weißt davon, dass es den Kindern der Person schlecht geht, und bist in der Lage, ihnen zu helfen. Was hält dich davon ab, das zu tun? Klar kannst du weiter darüber nachdenken, wer an der Notsituation schuld ist, aber damit ist niemandem geholfen. Du bist natürlich nicht verpflichtet, zu helfen; wahrscheinlich bist du auch nicht sehr wohlhabend, und wenn die Person in Deutschland lebt, sollte das deutsche Sozialsystem sich darum kümmern. Nur funktioniert das oft nicht so gut, wie man sich wünscht.
Du willst der Person anscheinend nicht helfen, obwohl das deinen ethischen Grundsätzen widerspricht. Dadurch fühlst du dich schlecht. Deswegen suchst du nach Gründen, die dein Verhalten rechtfertigen. In der Psychologie wird das als "kognitive Dissonanz" bezeichnet.
Die Person lebt nicht in Deutschland.
Man kann ihm ja eine Starthilfe geben zur Selbsthilfe, aber wenn er nur denkt er hätte Ansprüche, will aber nicht arbeiten und keinem anderen Wert liefern, dann ist das der Grund, warum er in seiner jetzigen Situation ist. Und die Kinder hat er dann vermutlich auch nur aus Egoismus gezeugt mit dem Hintergedanken, dass sie ihn dann im Alter versorgen sollen.