"Das Völkerrecht ist faktisch davon abhängig, was die Mächtigen wollen", stimmt ihr zu?
Tod des Völkerrechts
Das Völkerrecht ist faktisch davon abhängig, was die Mächtigen wollen. Die Despoten der Welt nehmen diese Doppelmoral dankend an.
Das Völkerrecht ist ein Papiertiger
Das Signal an die globale Weltordnung ist eindeutig: Entweder man frisst – oder man wird gefressen. Die Diplomatie ist tot, das Völkerrecht ein Papiertiger.
Das gilt nicht zuletzt für das laufende Verfahren wegen eines möglichen Verstoßes gegen die Völkermordkonvention durch Israel. Was bringt es den bereits mehr als 50.000 Getöteten in Gaza, wenn am Ende „nur“ massenhaft Kriegsverbrechen festgestellt werden?
Ob Völkermord, Angriffskrieg oder Besatzung – am Ende zählt nicht, was rechtens ist, sondern wer es will. Die Idee des Völkerrechts ist faktisch davon abhängig, dass die Mächtigen mitspielen. Tun sie es nicht, bleibt der Völkerrechtsbruch ohne Konsequenz. Hinzu kommt, dass das andere Organ, der Internationale Strafgerichtshof, fast ausschließlich Despoten aus dem Globalen Süden vor Gericht bringt.
Die Maske fälltDass Israel empört auf den
Haftbefehl gegen Netanjahu
reagierte und die „zivilisierten Nationen der Welt“ dazu aufrief, die Haftbefehle des Internationalen Strafgerichtshofs nicht zu vollstrecken, ist nichts anderes als ein deutliches Zeichen der tatsächlichen Verhältnisse – nämlich, dass „westliche“ Akteure grundsätzlich nicht auf die Anklagebank gehören. Und die von Friedrich Merz ausgesprochene Einladung an Netanjahu trotz Haftbefehls reiht sich ein in die Liste der Beispiele, dass das Völkerrecht nur für die Schwachen gilt.Man darf wohl von niemandem ernsthaft erwarten, in einer Welt, in der das Recht des Stärkeren gilt, das Schicksal des Schwächeren zu wählen. Wer jetzt schon Atombomben hat, wird sie gewiss nicht hergeben. Wer sie noch nicht hatte oder haben wollte, dem wird man nicht mehr vorwerfen können, danach zu streben. Das gilt eben nicht nur für den Iran, sondern für alle. Besonders im gesamten Globalen Süden.Es spricht vieles dafür, dass die Äußerungen von Bundeskanzler Merz,
der das israelische Vorgehen als notwendige „Drecksarbeit“ für den „Westen“ bezeichnet
, keine Entgleisung darstellten, sondern das Fallenlassen der letzten Maske. Der Anspruch moralischer Überlegenheit besteht parallel zur Tatsache, dass Machtpolitik jenseits von Rechtsstaatlichkeit und internationalem Recht schon immer Methode war. Die Despoten der Welt nehmen die Doppelmoral dankend an.Mit der Verbindlichkeit des Völkerrechts ist es endgültig passé, wenn es einmal mehr von denen untergraben wird, die ständig seine Einhaltung einfordern. Und wer glaubt, dass dieser vermeintliche „Zivilisationskrieg“ auch nur annähernd Frieden und Sicherheit mit sich bringt, verkennt, dass wir spätestens seit heute in einer Welt leben, in der wir alle unsicherer geworden sind.
47 Stimmen
10 Antworten
Ich verstehe nicht, welche komischen Chemikalien man sich bei der Taz einwirft (eine blaue Pille pro Tag?). Ich kann mir aber keinen nicht durch Chemikalien induzierten Grund vorstellen, warum ihnen das erst jetzt auffällt.
Natürlich ist das Völkerrecht nur für Schwache eine Hürde. Die Sovêtunion hat Ungarn, die Tschechoslovakei, Afġānistān und ich weiß nicht wen sonst noch überfallen, dem völkerrechtlichen Verbot von Angriffskriegen zum Trotz. Aber wer im Sicherheitsrat ein Vetorecht handelt, muß sich vor nichts fürchten. Das Vetorecht der SU wurde von Rußland geerbt, und sie Dir an wie die in der Ukraïne herumschlachten ohne daß irgendjemand etwas dagegen unternehmen will.
Auf der anderen Seite ebenso: Die USA haben den ʿIrāq-Krieg nur mit Lügen begründet, und keinem von den Lügenfabrikanten oder -verbreitern droht irgendetwas (hunderttausende Menschen starben). Und das ist bei weitem nicht das einzige Beispiel, wir haben da von Việtnam (plus Kambodscha, Laos) über halb Lateinamerika und Afrika bis nach Libyen immer dasselbe Bild: Krieg oder Umsturz oder verdeckte Operation oder Knebelverträge, meistens illegal aber immer ungestraft. Wer Nuklearwaffen hat, kann sich das auf jeden Fall erlauben, das hat auch der fette Kim richtig verstanden. Daß der Irān keine Demokratie ist, verdanken wir übrigens auch den USA.
Ich weiß nicht, warum das der TAZ-Redaktion erst heute aufgefallen zu sein scheint. Alle anderen wußten es schon seit Jahrzehnten.
Zur Geschichte des Irān: https://en.wikipedia.org/wiki/1953_Iranian_coup_d%27%C3%A9tat
Dass sich GB und USA sich im kalten Krieg überall einmischten oder meinten sich einmischen zu müssen, war ja hier auch nicht das Thema.
Unter dem Schah war der Iran genauso wenig eine Demokratie wie es nach der islamischen Revolution immer noch weniger demokratische Strukturen gibt.
Aber ich sprach von der Operation Ajax, in der die CIA die demokratische Regierung des Irāns stürzte um den Śāh als Erbdiktator zu installieren, natürlich wegen Öl.
Und das alles ist völkerrechtlich zweifelhaft, wird aber geduldet, wenn es die Großen machen.
Das muss dann auch die Geschichte des Irans von 19. und 20 Jahrhundert auch betrachtet werde. Es gab da einige Interessenten, die da mit gemischt haben.
Die üblichen Machtpolitischen Spielchen der Großmächte (und da zählte die USA noch gar nicht dazu, die haben nur GB ab 1945 als Großmacht abgelöst. Die Mittel sind aber immer ähnlich gewesen, egal ob osmanische s Reich Zarenreich oder britisches Imperium, es gab in der Region immer mögliche wirtschaftliche Interessen und somit auch Einflussnahmen.
Das Völkerrecht krankt daran, dass es nicht durchgesetzt werden kann, das ist das eigentliche Problem. Diplomatie ist wirklich nutzlos, wenn Waffen mehr Einfluss haben als Worte.
Ich freue mich immer, wenn ich was von dir lese. Ich muss direkt an meine alten Fragen denken.
Die Richtlinien des Völkerrechts sind durch die UN fest definiert und ausformuliert worden.
Staaten können sich höchstens dazu entschließen, diesen Grundlagen des internationalen Miteinanders keine Beachtung zu schenken und sich mit ihrem Handeln darüber hinwegzusetzen.
"als die Hasen im Volksrat gleiche rechte für alle forderten, Antworteten die Löwen: 'Euren Worten ihr Hasen, fehlen die Klauen und Zähne wie wir sie besitzen'" - Anthisthenes
Recht haben und Recht bekommen sind seit jeher zweierlei Dinge und das mag empörend sein, was mich aber ehrlicherweise viel mehr provoziert ist die Unehrlichkeit und der Mangel an Redlichkeit welche Rechte Politiker an den Tag legen und bei klaren Rechtsbrüchen nicht zuzugeben und damit selbiges im viel höheren Maße erodieren, als sie es nur durch den Rechtsbruch tun würden.
Das Völkerrecht ist ein Papiertiger
💯
Und es wird gerade ad absurdum geführt. Egal ob die USA ihre Außenpolitik über das Völkerrecht stellen (siehe Irak, Jugoslawien, etc.) oder Russland (Syrien, Ukraine).
Ob Völkermord, Angriffskrieg oder Besatzung – am Ende zählt nicht, was rechtens ist, sondern wer es will. Die Idee des Völkerrechts ist faktisch davon abhängig, dass die Mächtigen mitspielen.
Das ist doch logisch.
Das Völkerrecht basiert auf multilateralen Verträgen zwischen Staaten. Es ist eine reine Absprache, sich daran zu halten.
Aus der UN-Charta ergibt sich bspw. auch die Pflicht zur Einhaltung von grundlegenden Menschenrechten, welches in vielen der Unterzeichner-Staaten nicht staatfindet und auch nie wirklich vorgesehen war, besonders in den autoritär-islamischen Staaten bzgl. Frauenrechte, etc.
Noch nie bestand die Absicht, dass alle Punkte der Charta von jedem gleichermaßen berücksichtigt werden.
Der aktuelle Missbrauch des Völkerrechts für politische Ideologien, wie beim Palästinakonflikt, schadet diesen gemeinsamen Werten und der Würde davon noch weiter, sodass es schon zu Austritten und einer Abkehr durch Staaten davon kommt. Es wird als Recht verstanden, auf das jeder pochen darf, statt als Pflicht zur gegenseitiger Mäßigung und Rücksichtnahme.
Du denkst zu einfach.
Du glaubst, man hat einen Sachverhalt vor sich, wie die Bombardierung der Hamas in Gaza und man nehme einfach das Völkerrecht zur Hand mit paar Juristen und entscheidet direkt.
Nein, so läuft das nicht. Gerade solche Angelegenheiten, nehmen extrem viel Zeit und Bearbeitung in Anspruch.
Es gibt auch nicht DIE eine Meinung und Lösung.
Es gibt sehr viele Völkerrechtler, die sagen, dass Israel sich an das Völkerrecht hält. Auf der anderen Seite hast du welche, die meinen, dass Israel ein Genozid begehen würde.
Für mich persönlich wäre das vollkommen unverständlich, sowas nur ansatzweise in Überlegung zu nehmen, da Israel ganz offensichtlich die Hamas aktiv jagt und möglichst zivile Tode vermeidet. Man soll nicht mit Zahlen argumentieren, aber 50.000 Tode, die Hälfte davon Hamas, ist eine 1:1 Ratio und in Anbetracht der Bevölkerungzahl von über 2 Millionen auf einer derart dicht und klein bebauten Fläche, der wohl moralischste militärische Akt in der Menschheitsgeschichte.
Dolus Directus 1. - 3. Grades ist nicht gegeben, sowas von nicht gegeben.
Du denkst zu einfach.
Woher weißt du denn, wie ich denke?
na du redest schon seit Gefühlt Monaten davon, dass israel ein Genozid begeht
Also du sagst, sie tun es. Festüberzeugt. Das ist einfach nur irrational
na du redest schon seit Gefühlt Monaten davon, dass israel ein Genozid begeht
Seit Oktober 2023.
Der Iran war auch unter der Vorgängerregime keine Demokratie. Die übrigens unter anderem auch wegen dem verschwenderischen Umgang im Zuge der atomaren Erforschung von den Mullahs gestürzt wurde.
Hat sich also dort nicht viel geändert, nur dass es dort nur noch strenger und brutalerer gegen Oppositionelle vorgegangen wird.