Aussage: Das Nutzen von Gesichtserkennungssoftware durch Behörden soll erlaubt sein?
20 Stimmen
6 Antworten
Es kommt ganz darauf an, wofür die Software verwendet wird.
Ist es teilweise schon. Sollte aber deutlich ausgeweitet werden. Normale Bürger haben nichts zu befürchten, Straftäter schon.
Selbiges gilt für Kennzeichen
Ist mir zu unsicher.
Die einzigen Personen die da etwas gegen haben sind Kriminelle
Ich verstehe, warum der Einsatz von Gesichtserkennungssoftware durch Behörden für viele nach Sicherheit klingt. Aber es ist wichtig, sich bewusst zu machen, was damit eigentlich verbunden ist.
Gesichtserkennung ist nicht einfach nur ein technisches Hilfsmittel – sie bedeutet, dass Menschen im öffentlichen Raum automatisch erfasst, erkannt, gespeichert und im schlimmsten Fall verfolgt werden können. Und das nicht nur bei konkretem Verdacht, sondern oft ohne dass man es merkt oder zustimmt.
Das große Problem dabei ist: Solche Systeme sind nicht fehlerfrei. Studien zeigen, dass sie gerade bei Menschen mit dunkler Hautfarbe oder bei Frauen häufiger falsch liegen. Das kann zu falschen Verdächtigungen oder ungerechtfertigten Polizeieinsätzen führen.
Außerdem verändert sich unsere Gesellschaft, wenn Menschen wissen, dass sie ständig erkannt werden könnten. Viele verhalten sich dann angepasster, vorsichtiger oder meiden bestimmte Orte – das nennt man den „Chilling-Effekt“. Und das ist das Gegenteil einer freien, offenen Gesellschaft.
Es geht hier also nicht nur um Kriminalitätsbekämpfung, sondern um die Frage: Wie viel Überwachung wollen wir zulassen – und auf wessen Kosten?
Deshalb sollte Gesichtserkennung, wenn überhaupt, nur in klar definierten Einzelfällen, mit strenger Kontrolle durch Gerichte und voller Transparenz eingesetzt werden. Alles andere öffnet die Tür für Überwachung, die wir später vielleicht nicht mehr stoppen können.
Ich versteh den Wunsch nach Sicherheit total – geht mir genauso. Aber wenn wir flächendeckend Gesichtserkennung erlauben, gehen wir einen Schritt in eine Richtung, die wir vielleicht später bereuen.
Man muss nur nach China schauen: Dort wird die Technik zur totalen Kontrolle genutzt – mit Sozialpunktesystem, öffentlicher Bloßstellung und kompletter Überwachung.
Auch wenn wir (noch) nicht so weit sind: Die Grundlage dafür wäre geschaffen, wenn man Gesichtserkennung ohne klare Grenzen erlaubt. Und mal ehrlich – ein kurzer Moment des Unwohlseins ist nichts gegen das Gefühl, ständig unter Beobachtung zu stehen und bewertet zu werden, obwohl man gar nichts gemacht hat.
Sicherheit ist wichtig – aber nicht um den Preis unserer Freiheit.
„Viel Sicherheit für wenig Freiheit“ klingt im ersten Moment vernünftig – aber genau da liegt die Gefahr. Denn wenn wir anfangen, unsere Freiheit Stück für Stück gegen Überwachung einzutauschen, wird es schwer, die Grenze zu ziehen.
„Wer Freiheit für Sicherheit aufgibt, wird am Ende beides verlieren.“
– dieser Satz wird Benjamin Franklin zugeschrieben, und er trifft es immer noch auf den Punkt.
Prinzipien und Regeln sind wichtig – aber sie schützen nur, solange sie nicht still und leise aufgeweicht werden.
Und ganz ehrlich:
Davor habe ich mehr Angst als vor irgendwelchen Kriminellen. Die kann man bekämpfen – aber verlorene Freiheit bekommt man nur schwer zurück.
Ja, aktuell geht’s "nur" um bekannte Gesichter mit Haftbefehl. Aber genau das ist die typische Beruhigungsstrategie: Erst kleine Schritte, damit es harmlos klingt – und dann wird still und leise aufgestockt.
Heute sind’s Kriminelle, morgen „Störer“, übermorgen vielleicht Leute mit falscher Meinung.
Technisch ist es längst möglich, auch Fotos aus Ausweisen, Social Media oder Kameras in Echtzeit zu scannen. Wer glaubt, das bleibt ewig auf Fahndungszwecke beschränkt, unterschätzt leider, wie schleichend Überwachung wächst – und wie selten solche Systeme wieder zurückgebaut werden.
Solche Entwicklungen sollte man nicht erst kritisieren, wenn’s zu spät ist.
wird still und leise aufgestockt.
In welchem Land glaubst du zu leben?! Denkst du ernsthaft, die Polizei bekäme Zugriff auf die Fotos von Personalausweisen, um Bewegungsprofile von unverdächtigen Bürgern zu erstellen?
Für sowas braucht es gesetzliche Ermächtigungen, die im Bundestag verabschiedet werden müssen!
Was technisch möglich ist/wäre und gesetzlich erlaubt, sind Welten!!!
Wenn Bedenkenträger wie Du das Sagen hätten, gäbe es bis heute kein Telefon, weil da der Staat ja mithören könnte. (und das geschieht weiterhin nur auf gesetzlicher Basis!)
Weißt du, was ich wirklich belustigend finde?
Dass du mir Naivität vorwirfst – während du ernsthaft so tust, als wären Gesetze unumstößlich und Grundrechte auf ewig sicher.
Gerade du, der bei der Polizei arbeitet und wissen sollte, wie oft Gesetze angepasst, verschärft oder ausgedehnt werden.
Die Vorstellung, dass staatliche Stellen nie über das Ziel hinausschießen könnten, ist nicht realistisch – sondern bequem.
Fakt ist: Was heute noch verboten ist, kann morgen mit einem politischen Mehrheitsbeschluss erlaubt sein.
Und genau deshalb muss man solche Entwicklungen frühzeitig kritisch begleiten – nicht erst, wenn es zu spät ist.
Ja, aktuell geht’s bei Gesichtserkennung „nur“ um Personen mit Haftbefehl. Klingt harmlos – ist es aber nicht, wenn man bedenkt, wie schnell aus gezielter Fahndung ein breites Screening wird.
Man muss sich nur die Debatte um die Vorratsdatenspeicherung anschauen oder wie schnell Polizeigesetze in mehreren Bundesländern ausgeweitet wurden.
Und klar: Die Technik entwickelt sich weiter – und Gesetze ziehen oft zu spät oder gar nicht nach.
Deshalb ist es eben keine Bedenkenträgerei, wenn man nicht alles kritiklos abnickt, was sich gerade als „nützlich“ für die Sicherheitsbehörden verkauft.
Ich bin lieber jemand, der zu früh warnt – als jemand, der hinterher sagt: "Das konnte ja niemand ahnen."
Denn Überwachung wird nie „einfach so“ eingeführt. Sie kommt scheibchenweise, mit freundlichen Begründungen – bis plötzlich nichts mehr davon freiwillig wirkt.
Von dir kam der "falsche" Kommentar: still und leise.
Wir leben in einer Demokratie und wenn es eines Tages, mit welchen Argumenten auch immer, zu einer totalen Überwachung aller Bürger kommen sollte, wäre das auch ein demokratischer Prozeß, der letztendlich von unabhängigen Richtern in Karlsruhe als grundgesetzkonform abgewunken würde.
Das ist rein hypothetisch, aber immer noch realistischer als dein Verschwörungsdenken, wo die Polizei ohne Ermächtigung die Bürger überwacht.
Ich finde es schade, dass du kritische Nachfragen so schnell als „Verschwörungsdenken“ abtust.
Gerade von jemandem, der bei der Polizei arbeitet, hätte ich erwartet, dass er versteht, wie wichtig es ist, auch mal kritisch zu hinterfragen – gerade bei so sensiblen Themen wie Überwachung.
Ja, wir leben in einer Demokratie und ja, Gesetze werden von Parlamenten beschlossen.
Aber das heißt nicht, dass alles, was beschlossen wird, automatisch gut oder grundrechtskonform ist.
Gerade die Geschichte zeigt, dass Grundrechte Schritt für Schritt abgebaut werden können – oft legal, mit parlamentarischer Mehrheit.
Und Karlsruhe hat zum Beispiel die Vorratsdatenspeicherung mehrfach für verfassungswidrig erklärt – oft erst nach der Einführung in der Praxis.
Das zeigt, dass Gesetze nicht immer von Anfang an perfekt sind – und dass es wichtig ist, wachsam zu bleiben.
Ich halte es für richtig, frühzeitig auf mögliche Risiken hinzuweisen – das ist keine unbegründete Angst, sondern ein Teil verantwortungsvoller Debatte.
Ob die komplette Überwachung aller Bürger wirklich realistisch ist, weiß ich auch nicht genau – aber genau darum geht’s ja: Wir müssen solche Szenarien überhaupt erstmal diskutieren, bevor sie plötzlich Alltag werden.
Was ein Staat mit solchen Daten anfängt? Das lässt sich schwer vorhersagen, aber Erfahrung zeigt: Je mehr Daten gesammelt werden, desto größer ist die Versuchung, sie für Kontrolle, Prognosen oder Eingriffe zu nutzen – oft auch weit über den ursprünglichen Zweck hinaus.
Und klar, die Kosten sind hoch – aber Sicherheitsbehörden investieren ja gern kräftig, wenn sie Chancen zur Überwachung sehen.
Am Ende ist es eine Abwägung – und genau deshalb ist es wichtig, dass wir das kritisch begleiten, statt einfach blind zu vertrauen.“
Die Internetnutzer setzen sich selbst freiwillig einer viel tiefergehenden Überwachung aus ; - )
Klar, viele geben online freiwillig viel preis – aber zwischen freiwilligem Teilen und staatlichem Erfassen besteht eben doch ein Unterschied.
Gerade wenn solche Systeme flächendeckend eingeführt werden, sollte man nicht nur den Nutzen, sondern auch mögliche langfristige Entwicklungen im Blick behalten.
Wird es doch schon: https://netzpolitik.org/2024/neues-bka-system-polizeiliche-gesichtserkennung-geht-steil/
Ob man es auch im öffentlichen Raum einsetzen sollte, darüber bin ich zwiegespalten. Einerseits könnte sie die Fahndung nach Straftätern erleichtern, aber andererseits sind es Methoden, die so auch in China zur Überwachung ihrer Bürger eingesetzt werden und auch die Software kann Fehler machen. Vielleicht wäre es möglich, dass die Daten nach einem Zeitraum XY gelöscht werden und sich die Genauigkeit der Software in den kommenden Jahren verbessert. Dann könnte man sie tatsächlich einsetzen.
Dann müssten diese auch Angst haben vor Fingerabdrücken bei einer Personalausweis-Beantragung.
Nur Kriminelle haben etwas zu verbergen“ ist ein gefährliches Argument – in einem freien Rechtsstaat darf niemand gezwungen werden, sich ständig beobachten zu lassen, nur um seine Unschuld zu beweisen.