Wie wird das Pronomen „es“ als Repräsentant des Nebensatzes im Hauptsatz verwendet?
Wie wird das Pronomen „es“ als Repräsentant des Nebensatzes im Hauptsatz verwendet?
Ich habe Folgendes in einem Artikel gelesen: Wenn der Hauptsatz vor dem Nebensatz steht, ist die Situation, auf die sich der Hauptsatz bezieht, noch nicht bekannt und man muss „es“ als Stellvertreter für den Hauptsatz nutzen. Man kann „es“ nicht weglassen, da das Verb zwingend auf Position 2 stehen muss. Wenn der Nebensatz vor dem Hauptsatz steht, braucht man kein „es“, da der Hauptsatz auf Position 1 steht und die Situation ja klar ist.
Beispiel: Es tut mir leid, dass ich gestern nicht da war.
Meine Frage ist: Ich habe es gehört/gelesen/gesehen, dass du gestern nicht da warst. Braucht man hier das Pronomen „es“ oder nicht? Warum?
Hier steht der Hauptsatz auch vor dem Nebensatz, und die Situation, auf die sich der Hauptsatz bezieht, ist auch noch nicht bekannt.
4 Antworten
Es tut mir leid, dass ich gestern nicht da war.
Ich habe es gehört/gelesen/gesehen, dass du gestern nicht da warst.
Das erste es ist notwendig, das zweite überflüssig (und unidiomatisch, aber nicht falsch). Der Grund ist einfach genug:
- Im ersten Satz ist es das Subjekt (der daß-Satz ist auch ein Subjektsatz). In einem Hauptsatz steht das Subjekt normalerweise an erster Stelle (und die Personalform des Verbs immer an zweiter). Das es wegzulassen, würde den Satz also ruinieren; deshalb braucht man dieses inhaltsleere Pronomen.
- Im zweiten Satz ist es das Objekt (und der anschließende Nebensatz ist ein Objektsatz), steht also im Akkusativ. Da das Objekt normalerweise nach dem Verb kommt und die Satzstellungsregeln nach dem Verb ohnehin weich und biegsam sind, braucht man hier kein leeres Pronomen, um eine notwendige Stelle im Satz zu besetzen.
Den ersten Satz kann man auch ohne es formulieren, wenn man eine ungewöhnliche Wortstellung wählt und etwas anderes als das Subjekt an erste Stelle setzt: Leid tut mir, daß …, und dann braucht man kein es, weil das Verb bereits an der richtigen Stelle steht. Das hat dann aber den starke Nebensinn, daß es mir zwar leidtut, daß ich gestern nicht da war, aber daß mir sonst nichts leidtut; man würde das also sagen, wenn man mit einem Haufen Vorwürfe konfrontiert wird, aber nur diesen einen gelten lassen will.
Das stimmt, in diesem Fall kann man das es nicht gut weglassen. Warum, weiß ich auch nicht genau. Vielleicht sollte ich nachlesen.
Aber eine Idee: Schaffen ist immer transitiv und braucht notwendigerweise einen Akkusativ (zumindest fällt mir kein Gegenbeispiel ein). Bei hören/lesen/sehen ist das nicht so, man auch Sätze sagen wie Ich höre gut oder Ich lese jetzt oder sogar Ich sehe.
jdm. leidtun
- Die Obdachlosen tun mir im Winter leid. = Ich habe im Winter Mitgefühl mit den Obdachlosen.
- Es tut mir leid, dass die Obdachlosen im Winter frieren müssen.
- Dass die Obdachlosen im Winter frieren müssen, tut mir leid.
jdm. gefallen
- Dein Mantel gefällt mir. = Ich mag deinen Mantel.
- Es gefällt mir, wie du dich kleidest.
- Wie du dich kleidest, gefällt mir.
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Hier geht es um idiomatische Wendungen, bei denen das "es" obligatorisch ist. Ich habe einen Screenshot von meiner Antwort zu einer ähnlichen Frage gemacht. Du kannst ihn durch einen Klick ins Bild vergrößern.

Danke, ich habe ein paar Beispiele hier: Wie schafft man es, dass Kinder höflich und anständig sind? Wir genießen es, dass wir jetzt da vorne drin stehen. Diese Mannschaft verdient es, dass man an jeden einzelnen glaubt!
Ist das "es" hier auch obligatorisch?
Es geht hier um Verben, von denen dass-Sätze oder Infinitivkonstruktionen abhängen. Davon haben einige obligatorisch ein "es", das auf die nachfolgende Aussage hinweist. Dieses "es" steht, glaube ich, im Wörterbuch immer in Klammern vor dem Verb, also so:
- (es) ablehnen, (es) aushalten, (es) bevorzugen, (es) genießen, (es) lieben, (es) (es) schaffen, (es) unterlassen, (es) verdienen, (es) vermeiden, (es) vertragen u.a.
Bei "versäumen, wagen" würde ich rein nach Bauchgefühl sagen, dass es auch ohne das hinweisende "es" geht, aber ich kann das echt nicht begründen, also so:
- Wenn du es wieder versäumst / Wenn du wieder versäumst, deinem Vater einen Gruß von mir auszurichten, bin ich echt sauer.
- Wag es nicht / Wag nicht, mir näher zu kommen!
Wenn mir noch etwas dazu einfällt, melde ich mich.
Was du gelesen hast, ist verwirrend., wenn man es im verlinkten Artikel nicht nachliest. Es ist ja keine allgemeine Regelung für sämtliche Satzgefüge. aus HS + NS.
Das Wesentliche dabei sind die unpersönlichen Verben, dann gilt also:HS
" Wenn der Nebensatz vor dem Hauptsatz steht, braucht man kein „es“,
HS: Es kann sein, NS: dass du den Zug versäumst. //
NS: _ Dass du den Zug versäumst, HS: kann sein.
HS: Es mag rätselhaft erscheinen, NS: wie das Schaf drei Jahre lang in völliger Einsamkeit überleben konnte //
NS: Wie das Schaf drei Jahre lang in völliger Einsamkeit überleben konnte, HS: mag rätselhaft erscheinen.
HS: Es ist fraglich, NS: ob in Polen nun eine Koalition unter dem bisherigen Premier zustande kommt. //
NS: Ob in Polen nun eine Koalition unter dem bisherigen Premier zustande kommt. HS: ist fraglich.
Im Artikel zeigen Beispiele, für was für Satzgefüge dies zutrifft:- „Es tut mir leid, dass ich gestern nicht da war.“
- „Dass ich gestern nicht da war, tut mir leid.“
- „Es ist fraglich, ob er kommt.“
- „Ob er kommt, ist fraglich.“
- „Es ist leicht, Deutsch zu lernen.“
- „Deutsch zu lernen, ist leicht.“
Wie schafft man es, dass Kinder höflich und anständig sind?
Wir genießen es, dass wir jetzt da vorne drin stehen.
Diese Mannschaft verdient es, dass man an jeden einzelnen glaubt!
Ich habe es gelesen, dass es nicht einfach ist.
Hier stehen alle Nebensätze hinter den Hauptsätzen. Also man braucht hier "es"?
Das Weglassen ist ja nicht allgemein gemeint, sondern gilt nur für jene Fälle, wo "es" im ersten Satz, also dem Hauptsatz, das sonst fehlen würdende Subjekt darstellt und wo dann der folgende Nebensatz ein Subjektsatz ist (Wer-oder-was-Frage durch den Hauptsatz ). Siehe die Beispiele aus dem Artikel!
Dem Verfasser bzw. Sprecher ist der gesamte Satz schon vor der Veröffentlichung bekannt. Tatsächlich kann ich es nicht begründen. Mein Leben lang lasse ich "es" in Deinem Beispielsatz weg und kenne es von meinem Umfeld auch nur so.
"Vorne brennt Licht." " Ich habe es schon gesehen."
"Ich habe es gesehen; Du bist gestern mit Franz in die Kneipe gegangen."
"Ich habe gesehen, dass..."
Du bist gestern mit Franz in die Kneipe gegangen. Ich habe es gesehen.
Diese Verwendung wird im Artikel auch erwähnt, bzw. „es“ als Ersatz für einen ganzen Satz: „Was macht unsere Tochter? – Ich weiß es nicht.“ „Es“ steht hier an Stelle eines kompletten Satzes. („Ich weiß nicht, was unsere Tochter macht.“) Auch hier wird es benutzt, um nicht die komplette Aussage noch einmal wiederholen zu müssen.
Ich vermute mal, wenn „es“ im Akkusativ im Hauptsatz steht, kann man „es“ hier weglassen, aber im Nominativ nicht?!
Wie schafft man es, dass Kinder höflich und anständig sind? Soll man bei diesem Satz "es" weglassen? Hier steht "es" auch im Akkusativ als Objekt.