Es fängt damit an, dass es ein Problem lösen soll, dass es so oder zumindest in diesem Ausmaß gar nicht gibt. Die Behauptung, dass Sprache Realität formen könne ist bereits mehr als fragwürdig. Ja, es gibt eine Tendenz, in bestimmten Kontexten eher an Männer zu denken, die gibt es aber völlig unabhängig von der Sprache. Auch in Sprachen die keinen Genus kennen, wird oft eher an Männer gedacht, etwa im Englischen. Realität formt Sprache und Denken, nicht umgekehrt. Darüberhinaus ist dieser Bias auch eher gering. Es gibt Untersuchungen, dass das generische Maskulinum gerade im Plural sehr gut generisch verstanden wird (>97%). In den psycholinguistischen Studien, die anderes beweisen sollen, wird oft unsauber gerbeitet, entweder indem dort Formulierungen gewählt wurden, die gar kein generisches Maskulinum sind oder in dem es so verwendet wurde, wie es im Sprachgebrauch niemand verwendet und verwenden würde. Denn natürlich wissen auch Autoren und Sprechende um die Ambivalenz des Maskulinums und formulieren gezielt so, dass es nicht zu Missverständnissen kommt, denn niemand möchte missverstanden werden. Und es ist nunmal so, dass niemand bei "Die Schüler haben heute hitzefrei" denkt, dass die Mädchen weiter die Schulbank drücken müssten. Das gibt der Kontext einfach nicht her. Wären es doch ungewöhnlicherweise nur die Jungen die frei hätten (warum auch immer), hätte man dies mit "die männlichen Schüler haben heute hitzefrei" zum Ausdruck gebracht. Sprache findet immer im Kontext statt und im Kontext hat das generische Maskulinum stets gut funktioniert. Wäre es anders, wäre es ja vor 20 Jahren dauernd zu Missverständissen gekommen.
Insgesamt muss man also feststellen, dass das Problem, dass das Gendern lösen soll, allenfalls gering nahe der Grenze zur Nichtexistenz ist.
Dafür kostet es uns aber unendlich viel:
- es ist sexistisch, weil es das Geschlecht immer und in jedem Kontext betont, auch wo es überhaupt keine Rolle spielt. Wenn angeblich Sprache das Denken beeinflussen würde, dann würde das Gendern dazu führen, dass Männer und Frauen stets und überall nur in disjunkten Kategorien gedacht werden. Wo Frauen nur noch die beste Malerin aber nicht der beste Maler sein kann, wird die Diskriminierung allenfalls größer als kleiner.
- Es ist gleich welche Form des Genderns man wählt unelegant, ineffizient und ineffektiv. Doppelformen blähen jeden Text mit den immer selben sich wiederholenden Buchstabenfolgen auf, bis auch der letzte in die Tischkante beißt, weil er sich denkt, ja, ich weiß dass es Autorinnen und Autoren gibt. Sonderzeichen in Wortmitte stören beim lesen, lassen sich kaum und nur unschön sprechen. Die Partizipformen funktionieren fast nie ("sitzende Laufende"), überschreiten oft die Grenze der Lächerlichkeit.
- Es spaltet Gesellschaft und Geschlechter. Wir sehen eine AfD inzwischen als stärkste Kraft und das Gendern hat meines Erachtens auch dazu beigetragen. Wer nicht meine Sprache spricht, zu dem gehöre ich nicht, von dem entfremde ich mich. Für die Krise der Medien und der Politik war das Gendern Brandbeschleuniger.
- Man hat es versucht mit Zwang den Menschen aufdrücken, von oben, über die Institutionen, über Leitfäden mit Zuckerbrot und Peitsche. Wer das nicht mitgemacht hat, wurde als rückständig diffamiert und ausgegrenzt. Die Menschen fanden das Gendern scheiße, haben sich aber nicht getraut, das zu sagen, weil sie danach zur Gleichstellungsbeauftragen zitiert wurden.
Es wäre schön, wenn die Protgonisten dieses Sprachunfalls endlich zur Vernunft kämen und einsehen, dass auch jahrelange Indoktrination in allen Medien und auf allen Kanälen nicht dazu geführt hat, dass die Menschen das Gendern akzeptiert hätten. Es hat die Grüne, Linke und SPD einfach soviel Sympathien gekostet.