Schnappatmung beim Gendern?

11 Antworten

Mich stört Gendern nicht wegen eines gestörten Leseflusses, sondern aus ganz anderen Gründen:

Übereifrige Genderbefürworter unterstellen pauschal allen Männern, die an der bisher geltenden deutschen Sprache festhalten, dass sie vorsätzlich Frauen benachteiligen, indem sie das generische Maskulinum verwenden, wenn es um Menschen- oder Berufsgruppen geht, in denen beide biologischen Geschlechter vertreten sind. Darüber hinaus vermischen und verwechseln sie grammatikalischen Genus, also das Geschlecht eines Wortes, mit dem biologischen Sexus einer Person.

Umfragen ergeben, dass 99% aller Deutschen Gleichberechtigung und Inklusion befürworten, aber 75% sprechen sich dagegen aus, dass dazu als MITTEL das Gendern verwendet werden soll. Dazu gehören auch sehr viele der Menschen, die von Gleichberechtigung und Inklusion profitieren würden. Selbst DIE sind also gegen das Gendern.

Genderbefürworter sind angesichts ihrer Bemühungen, die Sprache zu verändern, davon überzeugt, dass die Abschaffung des generischen Maskulinums in der Gesellschaft für eine gerechtere und höhere Anerkennung der Rolle der Frau sorgen wird. Vereinfacht formuliert soll also die häufigere Nennung weiblicher Wortformen dazu führen, dass Frauen gerechter behandelt werden. Diese Überzeugung kann man nur als absurd bezeichnen. Noch nie hatte ungerechte, ausbeuterische, sexistische Behandlung von Frauen ihre Ursachen in der Sprache. Also kann auch nicht durch die Sprache ein Umdenken in der Gesellschaft erfolgen. Bezeichnenderweise hat sich in den letzten 100 Jahren die Gesellschaft in moralischer Hinsicht ganz enorm positiv und progressiv verändern können, obwohl ihre Sprache nahezu unverändert blieb. Man erreicht bei Anwendung der bis dato vorgeschlagenen Neuschöpfungen mit Genderstern, Binnen-I und ähnlichen Lösungen nur, dass weibliche Wortformen optisch und akustisch absolut dominant erscheinen und die männlichen Formen mit Endung -er fast völlig verschwinden. Das hat mit Gerechtigkeit und Ausgewogenheit nichts mehr zu tun. Das ist eine weibliche Sprachdiktatur.

Immer wieder verweisen Genderbefürworter darauf, dass Sprachwandel normal und üblich sei. Dieses Argument trifft aber nicht zu, denn echter Sprachwandel wurde noch nie mit politisch-ideologischen Argumenten durchgesetzt, sondern er vollzog sich stets über lange Zeiträume aufgrund rein praktischer Erwägungen, z.B. dem wirtschaftlichen Einfluss neuer Handelspartner, die gleichzeitig durch Zuzug ein signifikant hoher Anteil der Bevölkerung wurden, wie es im Zuge von Eroberungen und militärischen Invasionen oder Völkerwanderungen aus anderen Gründen oft der Fall war.

Auch die Gender-Änderungen, die ohne Sonderzeichen und Partizip-Präsens-Formen auskommen, haben noch immer das unveränderte Ziel einer kleinen, aber lauten feministischen Minderheit, ihr Geschlecht um jeden Preis genannt hören und sehen zu wollen und das nicht auf der Grundlage irgendwelcher Qualifikationen und Fähigkeiten, sondern ausschließlich auf der Grundlage biologischer Gegebenheiten.

Historisch gab es zweifellos diverse Ungerechtigkeiten. Frauen wurde lange Zeit der Zugang zu höherer Bildung und den entsprechenden Berufen verwehrt oder zumindest erschwert. Daraus resultierten Berufsbilder, in denen Frauen einfach nicht vorkamen. Und ebenso gab es im Gegenzug Berufe, die von Männern äußerst selten ausgeübt wurden. So kam es dazu, dass es Berufe wie "Krankenschwester", "Hebamme" oder "Putzfrau" gab, bei denen man zwangsläufig an eine Frau denkt und "Bürgermeister", "Schmied" oder "Professor", bei denen man an einen Mann denkt. Bei anderen Berufsbildern hat sich das radikal geändert. Während es früher fast ausschließlich männliche Lehrer gab, wird der Beruf heute überwiegend von Frauen ausgeübt - zumindest sind sie heute so selbstverständlich wie nur irgend möglich, während man weibliche Kranführer, Bergarbeiter oder Maurer und Tischler eher selten antrifft.

Fanatische Genderbefürworter und Aktivisten verwechseln zunehmend Ziel (Gleichberechtigung, Inklusion) mit dem Mittel (Gendern) und verwenden dieses als Erkennungsmerkmal ihrer eigenen politischen und gesellschaftlichen Klasse/Schicht, um sich abzugrenzen und Druck auf andere auszuüben. Wer nicht gendern will, gehört nicht zur vermeintlichen Bildungselite, ist nicht progressiv und offen, also eher rechts und womöglich gar AfD-nah. Gendern wird zu einer politischen Waffe einer politischen Minderheit mit einem unbegründeten und nicht legitimierten Führungsanspruch.


skorpions2025 
Beitragsersteller
 16.05.2025, 08:21
Umfragen ergeben, dass 99% aller Deutschen Gleichberechtigung und Inklusion befürworten,

Die Doppelmoral ist beeindruckend.

Wie viel von diesen 99% der befragten Männer, sagen in der Abwesenheit der Frau, "Meine Alte"?

Gleichberechtigung endet dort, wo der Mann freiwillig seine Rechte abgeben soll.

Funship  15.05.2025, 21:09
Vereinfacht formuliert

Vereinfachung ist scheiße, vereinfacht formuliert.

obwohl ihre Sprache nahezu unverändert blieb

ROTFL

In welcher Blase lebst du?

Übereifrige Genderbefürworter unterstellen pauschal

Das kannst du bestimmt pauschal belegen.

Sprachwandel wurde noch nie mit politisch-ideologischen Argumenten durchgesetzt

Wer will denn was durchsetzen? Ich sehe nur Fanatiker, die die Weiterentwicklung der Sprache durch Verbote verhindern wollen.

Wer nicht gendern will, gehört nicht zur vermeintlichen Bildungselite

Dich für dumm zu halten, steht dir natürlich auch frei.

Nectovelin  15.05.2025, 21:17
@Funship
Vereinfachung ist scheiße, vereinfacht formuliert.

Du meinst sicher „beschissen“, denn „scheiße“ ist kein Adjektiv.

In welcher Blase lebst du?

Na deine Blase kenne ich jetzt.

Wer will denn was durchsetzen? Ich sehe nur Fanatiker, die die Weiterentwicklung der Sprache durch Verbote verhindern wollen.

Und ich sehe Fanatiker, die ihre eigenen Ziele leugnen. Ich will nichts verbieten, sondern verhindern, dass über die Köpfe der Sprechenden hinweg Politik gemacht wird.

Bin jetzt sehr beruhigt als ich gelesen hab, Gendern wäre keine Pflicht...😌🐥

Sicher gibt es keine Pflicht zu gendern, trotzdem muss ich mich mit (für mich) nur schwer lesbaren Texten und einer verstörenden Sprechweise auseinandersetzen.

Ich versuche das zwar weitestgehend zu vermeiden, ganz entkomme ich dem leider nicht. Zum Glück gibt es zumindest für das Internet ein Plugin, welches mir Texte wieder in eine lesbare Form zurück bringt.

Was stört mich nun genau daran?

Gendern ist oft nicht barrierefrei. Durch die Verwendung von Satz- oder Sonderzeichen wird das Erfassen von Texten erschwert und Teile der Bevölkerung werden ausgegrenzt.

https://www.netz-barrierefrei.de/wordpress/gender-gerechte-sprache-und-barrierefreiheit/

Ich habe tatsächlich auch Probleme mit derartigen Texten, da ich regelmäßig an den gegenderten Wörtern hängenbleibe, diese Stelle mehrmals lese, alle Varianten durchdekliniere und ständig überlegen muss, wie das jetzt gemeint sein soll. Das reißt mich natürlich aus dem Lesefluss und ist ermüdend.

Gesprochenes Gendern ist für mich ähnlich schwierig, da mich das einfach nur irritiert und vom Inhalt ablenkt.

Ein weiterer Punkt der mich verstört: Gendern ist sexistisch. Warum muss ständig das Geschlecht derart betont werden? Ich empfinde das als unangenehm.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/aus-den-feuilletons-gendern-als-sexistische-praxis-100.html

Ich bin übrigens U 60.


Funship  15.05.2025, 21:00
Durch die Verwendung von Satz- oder Sonderzeichen wird das Erfassen von Texten erschwert

Lustig. Aber mit @ und # und € scheint es keine Probleme zu geben.

Svensson70  15.05.2025, 21:14
@Funship

Diese Zeichen stehen ja auch nicht mitten in den Wörtern. Außerdem haben Doppelpunkt und Stern noch andere Funktionen, was zusätzlich irritiert.

Wenn man ewig mit Stimmungsmache gegen ein Thema bombardiert wird, übernimmt man schonmal diese Stimmung. Insbesondere dann, wenn man vom Thema keine große Ahnung hat. Da bilden sich Leute dann irgendwelche Zwänge oder Verurteilungen ein, die es so gar nicht gibt. Warum es diese Stimmungsmache gibt? Das wird wohl eine Mischung aus Konservatismus, Rechtspopulismus, Sprachpurismus, politischem Kalkül und Ablenkungsmanöver sein.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – forsche als promovierter Linguist zum Thema Gender & Sprache

SchakKlusoh  17.05.2025, 00:04

Doch, natürlich geht es um einen Eingriff in die Sprache aus ideologischen Gründen.

Deine bösartige Herabwürdigung von Kritikern ist typisch für Ideologen.

Ja, ich knan Dien Blid leesn. Aebr ich bhrucae ungfhäer faüfmnl so lnag düafr wie für eeinn vbcaihleergr lgenan Txet in Srtdadna​hoort​pirghae. Wuarm wlslit Du das Leesn scheerwr mhecan?

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik

skorpions2025 
Beitragsersteller
 15.05.2025, 20:06

Warum Buchstabendreher keine Rolle spielen

Je besser jemand lesen kann, desto weniger bemerkt er die Verfremdungen in einem Text und desto geringer sind seine Probleme, wenn die Buchstaben in Worten völlig durcheinander gewirbelt wurden. Voraussetzung ist, dass die Wortlänge nicht verändert wird und die Wortsilhouette, der erste und letzte Buchstabe eines Wortes, erkennbar bleibt.

indiachinacook  15.05.2025, 20:15
@skorpions2025

In meinem Antworttext sind Anfangs- und Endbuchstaben erhalten und die anderen einfach durcheinandergewürfelt, wobei bei Zusammensetzungen die Wortgrenzen erhalten bleiben. Wie gut konntest Du es lesen? Hast Du wirklich „Standardorthographie“ erkannt?

Aerdns als im Ecgilneshn gbit es im Deeshtcun oft sher lngae Wotr​egümnute, die drcuh Dinee Buhc​ebants​ugrreevne dhn so gut wie uelanbsr wderen. Wnen Du das nchit gsbluat, dnan qälue Dcih dcoh drcuh dseein Aatsbz drcuh — es ghet nur so lngae gut, bis die Wotr​genlän Dinee inrnete Felreh​aimeonktopsn urindwe​riculfh übre​ferodrn und Du zu wnieg vesthsert, um drcuh die Rennauddz dnan dcoh iidegehnwre Snin henniuiz​tnererpoeliin.

Weil ich lieb bin, hier die Lösung für den vorangegangenen Absatz:

ॱuǝɹǝᴉlodɹǝʇuᴉ​nzuᴉǝuᴉɥ uuᴉS ǝᴉʍpuǝɥǝɓɹᴉ ɥɔop uuɐp zuɐpunpǝᴚ ǝᴉp ɥɔɹnp ɯn ‘ʇsɥǝʇsɹǝʌ ɓᴉuǝʍ nz nᗡ pun uɹǝpɹoɟ​ɹǝqn̤ ɥɔᴉlɟnɹ​ɹǝpᴉʍun uoᴉʇɐsuǝdɯoʞ​ɹǝlɥǝℲ ǝuɹǝʇuᴉ ǝuᴉǝᗡ uǝɓuɐ̤l​ʇɹoM ǝᴉp sᴉq ‘ʇnɓ ǝɓuɐl os ɹnu ʇɥǝɓ sǝ — ɥɔɹnp zʇɐsqⱯ uǝsǝᴉp ɥɔɹnp ɥɔop ɥɔᴉᗡ ǝlɐ̤nb uuɐp ‘ʇsqnɐlɓ ʇɥɔᴉu sɐp nᗡ uuǝM ॱuǝpɹǝʍ ɹɐqsǝlun ǝᴉʍ ʇnɓ os uǝɓunɥǝɹpɹǝʌ​uǝqɐʇs​ɥɔnᗺ ǝuᴉǝᗡ ɥɔɹnp ǝᴉp ‘ǝɯn̤ʇǝɓun​ʇɹoM ǝɓuɐl ɹɥǝs ʇɟo uǝɥɔsʇnǝᗡ ɯᴉ sǝ ʇqᴉɓ uǝɥɔsᴉlɓuƎ ɯᴉ slɐ sɹǝpuⱯ