Schriftsteller sein, nur wenn Talent vorhanden?

Das Ergebnis basiert auf 25 Abstimmungen

Man kann das Schreiben später im Leben lernen (durch fördern, les 52%
Das Talent zum Schreiben kann man nicht erlernen. 28%
Andere: 20%

12 Antworten

Andere:

Wie bei den Meisten Sachen: 5% Talent, 95% Schweiß ;)

Ich sehe vielmehr genau 3 Dinge von Bedeutung, ob man Schriftsteller werden kann/sollte (hier speziell bezogen auf fiktive Geschichten etc, nicht Sachbücher):

Ideen/Phantasie: Wenn man in einer Woche mehr interessante Grundideen für Geschichten hat, als man im ganzen Leben schreiben könnte, dann ist der Punkt sicher abgedeckt. Bleibt nur die Qual der Wahl. Wenn ich hier sehe wenn Leute schreiben: "Ich möchte ein Buch schreiben, habe aber keine Idee worüber", dann ist Schriftsteller werden sicher keine gute Idee.

Spaß am Schreiben: Wer nach der Hälfte einer Postkarte stöhnt, weil er vom Schreiben angenervt ist, der wird nicht als Schriftsteller glücklich werden. Gilt natürlich für jeden Beruf, dass man Spaß daran haben sollte. Ein dickes Buch zu schreiben, als Schriftsteller jeden Tag zu schreiben - damit wird sicher nicht jeder glücklich.

Methodik: Wenn man sich mit Enthusiasmus an ein Buch setzt anfängt zu schreiben, dann ist das anfangs toll. Doch dann verstrickt man sich, versucht das zu lösen, das ganze passt irgendwann nicht mehr richtig... Wer ohne Plan anfängt wird selten zum Ende seines Buches kommen. Es gibt viele Methoden die einen unterstützen, vielleicht hat man seine eigene, aber ohne Plan ist nur der Start schön. Bekannte Methodiken sind Aufbauten nach der "Heldenreise" oder die Schneeflockenmethode. Auch diese sollte man auf die eigenen Bedürfnisse anpassen - die Methoden sind nur Mittel zum Zweck, kein Selbstzweck.

Wo bleibt da das Talent? Ich denke vieles, was man als Talent bezeichnet ist in Wirklichkeit hier enthalten. Ideen und Fantasy haben, nicht nur für die Grundidee sondern auch für viele kleine Szenen. Wer viel in anderen Bereichen geschrieben hat, der hat auch schon mehr Übung als Schreibmuffel, wenn er tatsächlich an sein erstes Buch geht. Und manche haben sich schon selber eine passende Methodik ausgedacht oder benutzen sie "unterbewusst".

SophieeeT 
Fragesteller
 05.07.2023, 12:56

Klasse Antwort!

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Richtig, man kann das Schreiben später im Leben lernen und richtig, Talent zum Schreiben kann man nicht erlernen.

Talent Definition:

Begabung, die jemanden zu ungewöhnlichen bzw. überdurchschnittlichen Leistungen auf einem bestimmten, besonders auf künstlerischem Gebiet befähigt.

Man beachte: ...zu ungewöhnlichen bzw. überdurchschnittlichen Leistungen befähigt sein.

Schreiben ist ein Handwerk, das man erlernen kann.

Tja, "einfach nur noch in Worte fassen" geht eben nicht. Genau da liegt die Schwierigkeit beim Schreiben. Das ist auch für erfolgreiche Autor:innen ein Knochenjob.

Vor sich hin fantasieren kann jeder, aber die Sache aufs Papier bringen ist eine andere Geschichte. 1% Inspiration und 99% Transpiration würde ich sagen, bei jedem, der die Arbeit ernst nimmt.

Lernen kann man es sicher nicht, wie man etwa Kochen oder Backen lernt. Diese Schreibkurse, die heutzutage überall angeboten werden, sind zu 95% bullshit und haben mit Schreiben nichts zu tun.

Daoga  06.07.2023, 13:19

Wer Probleme hat wie er etwas formulieren soll, tut gut daran sich an den Schreibstil seines jeweiligen Lieblingsautors zu halten. Es kann immer helfen wenn man sich fragt, wie hat dieser Autor seine Bücher "komponiert", wie steigt er in die Geschichte ein, am Anfang, am Ende und rollt dann die Geschichte von hinten auf, oder schmeißt er den Leser mitten in die Handlung und er muß dann selber schauen, wie er die Hinweise was vorher alles passiert ist wie ein Detektiv zusammensetzt (viele Leser hassen lange Rückblenden, und auch ständiges Springen zwischen verschiedenen Zeiten verwirrt leicht!).

Ein weiterer Rat für jeden angehenden Autor: in der Kürze liegt die Würze, vor ausufernden Schilderungen sollte man sich hüten, lieber läßt man der Phantasie des Lesers viel zu tun und beschreibt nur dort Details, wo diese Einzelheiten wirklich wichtig sind um sich ein Bild zu machen. Nichts ermüdet mehr als seitenweise Landschaftsbeschreibungen oder Alltagshandlungen. Statt dessen lieber Drama, Baby! Und Action, selbstverständlich, kein Leser will sich anöden lassen, das hat er meistens selber zuhause. Auch endlose Dialoge (oder Monologe) und inhaltsloses Gequassel sind wenig erwünscht, da sollten lieber Taten sprechen.

Ich sage immer, eine Geschichte sollte stark anfangen, sich dann langsam steigern, und gegen Schluß, wenn der Leser schon denkt jetzt kommt nichts mehr, gehört noch mal ein Doppelschlag mit Sahne obendrauf, wo sich der Leser dann denkt, boah ey, das hab ich echt nicht kommen sehen.

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Daoga  06.07.2023, 13:29
@Daoga

Ein klasse Beispiel für letzteres Prinzip war "Origin" von Dan Brown. Diese Wendung am Schluß, die die ganze Handlung schlagartig auf den Kopf stellt - großartig gemacht!

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Man kann das Schreiben später im Leben lernen (durch fördern, les

Jede Kunst besteht aus 10 % Inspiration und 90 % Transpiration, hat mal jemand gesagt, sprich 10 % ist Talent (und total talentfreie Menschen sind selten), der Rest reines Handwerk das so ziemlich jeder lernen kann.

Ist beim Schreiben genauso, wer gern und viel liest und daraus auch die eine oder andere eigene Idee bekommt, zum Beispiel sich beim Lesen eines grottenschlechten Buches total ärgert und sich denkt, das hätte mit dem Plot sogar ich besser hinbekommen, dann ist man schon auf geradem Weg, sich selber mal als Schriftsteller versuchen zu können.

Der Rest besteht dann aus machen, üben, aus Fehlern lernen, öfter mal neu anfangen wenn der Anfang nichts getaugt hat, und sehr viel Sitzfleisch, Geduld und Hartnäckigkeit, denn übers Knie brechen läßt sich nichts, was etwas taugen soll.

Wie, wo, was und wann man schreibt - piepegal. Manche denken sich eine komplette Geschichte im Voraus aus und müssen das dann nur noch hinschreiben, andere schreiben erst mal bestimmte Szenen, die ihnen spontan in den Kopf kommen oder die sie vielleicht auch geträumt haben (einige meiner schönsten Geschichten sind aus Träumen entstanden) und lassen die Geschichte von da aus organisch wachsen, mit allem was ihnen dazu spontan einfällt.

Das ist übrigens die kreativste Weise zu schreiben, weil man man selber nie weiß was als nächstes passieren wird, wenn man Glück hat nehmen die Figuren sogar ein Eigenleben an und bestimmen selber, was passiert. Wer das noch nie selber erlebt hat, kann das gar nicht glauben, aber für Schriftsteller ist das das schönste was passieren kann, dann sind sie so im Flow daß sie kaum noch mit dem Schreiben hinterherkommen.

Andere:

Schreiben kann man lernen, nein, muss man lernen. Manche Menschen sind auch von Haus aus gute Schriftsteller, aber das ist selten der Fall und selbst dann gibt es einiges an Wissen, was man sich aneignen sollte. Da geht es besonders um Dinge wie Erzählstruktur. Auf der anderen Seite ist es oft auch einfach hilfreich das gewisse Etwas mitzubringen und inspiriert zu sein, etwas zu sagen haben.