Blickwechsel 26. Februar 2019
Deine Fragen an einen Trans*Mann
Alles zum Blickwechsel

Wie ist das rechtlich? Wer übernimmt Kosten? Wie kostenintensiv ist sowas für einen?

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Diese Frage wurde im Rahmen der Aktion „Blickwechsel“ direkt an den Nutzer PmMeYourCactus gestellt. Am Dienstag, den 26. Februar 2019, beantwortet PmMeYourCactus ab 15 Uhr für zwei Stunden live an ihn gerichtete Fragen der gutefrage Community rund um das Thema „Transgender“.

Weitere Informationen zum Blickwechsel findet Ihr unter: https://www.gutefrage.net/aktionen/blickwechsel-transgender/

Sowie auf der Sammelseite zur Aktion: https://www.gutefrage.net/aktionen/blickwechsel/

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das ist ein ziemlich breites Thema, ich versuche es mal so gut wie möglich zu strukurieren und ich kann auch leider nur vom Fall Transmann berichten, nicht von Transfrauen:

Zur Hormonbehandlung: Für diese muss man, so weit ich weiß, mindestens 14 Jahre alt sein (als Minderjähriger braucht man natürlich die Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten). Darüber hinaus braucht man von einem Psychotherapeuten eine Indikation dafür.

Wenn das alles abgewickelt ist, dann bekommt man entweder ein Gel zum Auftragen oder geht regelmäßig (je nach Präparat und Dosis) zum Arzt und bekommt eine Spritze. Hier trage ich beispielsweise nur alle 10 Wochen die Rezeptkosten von 10€.

Für geschlechtsangleichende Operationen braucht man ebenfalls eine Indikation vom Psychotherapeuten, diese gibts im Regelfall nach mindestens 18 Monaten Psychotherapie und 6 Monaten Hormonbehandlung. Unter 18 ist so eine OP übrigens möglich, aber sehr sehr schwierig durchzubringen, passiert auch selten.

Wo und von wem man operiert werden möchte, kann man sich im Grunde selbst aussuchen.

Da gibt es in Foren und Whatsapp-Gruppen einen großen Austausch an Informationen, Erfahrungen oder auch Bilder der Ergebnisse. Wenn man sich für eine Klinik interessiert, dann vereinbart man dort ein Erstgespräch mit dem Arzt. Dieser erklärt dann idr den Ablauf der OP, beantwortet Fragen, etc pp.

Das größere Problem sind häufig die Krankenkassen, denn außer man möchte gerne selber zahlen, müssen diese einer Kostenübernahme zustimmen. Das kann manchmal wirklich nervenaufreibend sein, musste ich am eigenen Leib erfahren. Je nach OP, Klinik und sonstigen Bedingungen variieren die Kosten wohl stark, aber es befindet sich auf jeden Fall mindestens im 2-stelligen Tausender Bereich, für einen Durchschnittsbürger selbst also nicht tragbar.

Das ist jetzt nur so ein grober Überblick, ausführliche Informationen zum Ablauf gibt es in speziellen Internet-Foren. Also ja, es gibt Vereine und Plattformen die Rat bieten, aber diese könnten auf jeden Fall besser ausgebaut/zugänglicher werden. Ich hoffe das wird sich in Zukunft ändern! Ansonsten können häufig die oben erwähnten Psychotherapeuten weiterhelfen.

Die Vornamens- / Personenstandsänderung ist noch mal eine ganz andere Kiste.

Da muss man sich mit einem Antrag an das zuständige Amtsgericht wenden, dies geht IMMER.

Aktuell sind dafür noch zwei Gutachter nötig, was den ganzen Prozess extrem in die Länge zieht und auch kostspielig macht. Da liegt man auch gut mal bei 2000€, wenn man diese allerdings nicht tragen kann, kann man gleichzeitig einen Antrag auf Prozesskostenhilfe stellen. Hoffentlich wird sich der Ablauf dieses Verfahrens in der nächsten Zeit noch ändern.

Welche medizinischen Aspekte soll es denn bei einem Namenswechsel geben? Man stellt einen gut begründeten Antrag nach dem Namensänderungsgesetz, die Kosten trägt der Antragsteller.