Zwanghaft glauben müssen?
Ist es in kleineren Ortschaften in Deutschland tatsächlich unumgänglich dass man trotzdessen man es nicht will mit dem katholischen Glauben in Verbindung kommt? So auf die Art weil es am Dorf eben zur Geminschaft dazugehört?
12 Antworten
Nein, in Deutschland nicht.
Wobei natürlich die Kirche da eine größere Rolle spielt. Geht z.B. damit los, daß der einzige Kindergarten, so es überhaupt einen geben sollte (gibt es in kleineren Ortschaften nicht) meist konfessionell ist (in anderen Gegenden, als Dir vorschweben aber halt evangelisch). Aber für die Aufnahme im Kindergarten muß das Kind keiner Konfession angehören.
Sehr viel der Jugendarbeit läuft auch NUR über die Kirchen. (katholisch ODER evangelisch) je nach Ort, An meinem letzten Wohnort/Heimatort lief eigentlich fast alles nur über die Kirche, (evangelisch) erst in den letzten Jahren erste städtische Angebote.
Aber die Angebote waren immer für ALLE offen und ohne großen Missionscharakter. Da haben auch Atheisten mitgemacht, die mußten sich natürlich nicht in Bibelangeboten engagieren (-;.
Eigentlich war die Kirche (beziehungsweise Leute aus der Kirche) halt immer nur der Organisator von so ziemlich allem, was abging. Aber es war immer egal, wenn man sich da engagierte, ob man überhaupt einer Konfession angehörte.
In meiner alten Heimat war ich früher in der Jugendbetreuung tätig, daher kenne ich da einiges an Strukturen. Und bei den Jugendleitertreffen war natürlich der Pastor immer dabei, übrigens ein absolut toller Mensch! Extrem engagiert. Aber unseren Themen bei den wöchentlichen Jugendleitertreffen waren meist andere als Religion, wir hatten mit anderen Problemen zu kämpfen, als eventuelle Abfälle vom Glauben.
O.K. es wurden auch mal christliche Themen eingebaut, wenn Zeit dazu, aber extrem sparsam!!
In meinem neuen Dorf, bin jetzt vor ein paar Jahren umgezogen, blicke ich noch nicht so ganz durch, lebe ziemlich zurückgezogen, verfolge solche Sachen nur am Rande. So viel kann ich aber auch für hier sagen: Die Kirche spielt eine große Rolle in der Organisation. Ich denke, daß es nicht SOVIEL anders ist als am letzten Wohnort.
Was HIER ein Unterschied ist: die Zeugen Jehovas scheinen eine größere Rolle zu spielen, deren Veranstaltungen werden auch im Amtsblatt genannt (war an meinem LETZTEN Wohnort nicht so)
Aber, und das kann ich sicher sagen: es wird niemand schief angeguckt, wenn er /sie nicht in die Kirche geht, keiner Kirche angehört. Das war noch nie an irgendweinem meiner Wohnorte so.
Wenn die Kirchen sowas erwarten würden, wären sie WEG vom Fenster, überall in Deutschland!
Eine vielleicht noch für Dich interessante Erfahrung meinerseits: letzter Wohnort. Ich habe meine Tochter GEBETEN, zum Konfiunterricht zu gehen, nicht um sie zu was zu drängen, sondern NUR zur Information. Im Sinne " Bitte prüfe es einfach, bitte gehe dahin,mache es für mich. DIR entsteht dadurch keine Verpflichtung". Nicht darum, anderen Leuten zu gefallen. Ich möchte NUR, daß Du Dich informierst. Sie ging dann "brav" hin .
Sie hat sich am Ende gegen die Konfirmation entschieden, was ich voll akzeptierte! !!!!!!!!!!Ich würde mich nicht als "stolz darauf" bezeichnen, aber sie hatte den Mut, ihre eigene Entscheidung zu treffen, und diesen Mut fand ich toll!!!!! Ich hatte keine reine Mitläuferin erzogen!!!
Es war KEIN Desaster im Wohnort. Es passierten schon ein paar komische Dinge, weil sowas wohl eher ungewöhnlich war,z.B. bekam sie nach dem Konfirmationstermin Konfirmationsgeschenke von manchen Firmen o-:. Irgendwie war es sogar creepy!, obwohl sie die Konfirmation am Ende abgelehnt hat. Und das hat sie im Endeffekt eher bestärkt, daß ihre Entscheidung richtig war.
Sie hat aber DADURCH keine Nachteile im Ort erlitten, auch später nichts über sowas berichtet.
Das ist auch in kleinen evangelischen Orten so.
Man kennt den Pfarrer, geht ans Kirchenfest, manche - sehr wenige - Schulkameraden beten daheim zum Essen. Manchmal geht man sogar in die Jungschar, weil die Freunde das tun und es dort meist nicht nur um den Glauben geht.
Man wird gefragt, warum man nicht getauft ist, es gibt manchmal Bekehrungsversuche etc. Aber einen Zwang zum Glauben gibt es nicht, man spielt halt ein Stück weit mit, wie in vielen anderen Bereichen des Zusammenlebens man halt auch macht.
Politik im Dorfleben kann übrigens auch ein Thema sein, wenn man da anders tickt, als die Mehrheit.
Also ich lebe sehr abgeschieden und man könnte das hier als Mini dorf ansehen. Obwohl es eigentlich zu einer Stadt gehört.
Einige Nachbarn hier gehen wirklich in die Kirche. Aber ausgeschlossen sind wir dadurch nicht.
Kann sein das sie vielleicht mal tuscheln das sie einen nochnie in der Kirche sahen. Aber das ist ansich nicht wirklich tragisch.
Kann in Bayern passieren dass Du auf einen Bio/Ökomarkt gehst und der aber von einem katholischen Frauenbund oder katholischer Gemeinde abgehalten wird, also inklusive Stände mit Kräutermischung von der hl. Hildegard von Bingen. Oder an Dir geht eine Fronleichnamsprozession vorbei mit getragenen Heiligenfiguren. Aber ich habe es noch nicht erlebt dass hier jemand etwas bösartiges erlebte nur weil er nicht katholisch war. Ich - nicht mehr katholisch- kenne die Leute reihenweise als offen und herzlich auch wenn man Atheist ist. Solange man natürlich nicht selbst beleidigend wird.
Nein, glauben musst Du nicht aber normal höflich solltest Du zu anderen sein, egal ob die gläubig sind oder nicht.