Zum Medizinstudium Wechseln?

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich habe auch erst eine Ausbildung absolviert und im Nachhinein ein Medizinstudium gemacht. War ziemlich anstrengend und stressig, aber ich habe es nie bereut. Auch ich komme aus einer Familie mit schwierigen finanziellen Verhältnissen, habe bafög bekommen und während des gesamten Studiums gearbeitet. Aber für mich hat es sich gelohnt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Warum mit dem Studium angefangen, wenn es dich nicht interessiert? Vorher nicht ausreichend drüber informiert? Was wolltest du mit dem Abschluss machen? Studium und Beruf sind zwei verschiedene Paar Schuhe, das kann ich dir auf jeden Fall was die Medizin anbelangt aus erster Hand sagen.

"Ich habe Spaß daran, Probleme zu analysieren, nach Lösungen zu suchen und Diagnosen zu stellen."
Moderne Medizin ist je nach Fachrichtung mehr oder etwas weniger Fließbandarbeit. Richtig Zeit für die Patienten hat man eher selten. Außerdem vergeht dir der Spaß auf Grund des Gesundheitssystems ganz schnell und man sollte langfristig denken/planen, was aber nur begrenzt geht, weil man erst mal in dem Beruf angekommen sein muss -sofern man nicht aus dem Bekanntenkreis Erfahrungen einholen kann-, um zu begreifen, welcher Belastung man ausgesetzt ist, wie das System läuft und ob Klink vs Forschung vs Niederlassung für einen in Frage kommt. Schon die Wahl der Weiterbildung kann sehr kniffelig sein. Ich weiß noch von Kommilitonen, die quasi im ersten Semester schon wussten, was sie später mal machen werden, im klinischen Verlauf des Studiums aber dann doch schnell gemerkt haben, dass z.B. Chirurgie mit work-life-balance eher schlecht vereinbar ist.

"Mein Abischnitt liegt bei 2,0."
Keine Ahnung, wie das heutzutage ist, aber vor ~15 Jahren musste man sehr lange warten, bis man einen Platz bekommen hat. Mittlerweile läuft's glaub ich nicht mehr nur über den NC?


nneeiinn74 
Beitragsersteller
 26.05.2025, 19:17

Naja anfangs dachte ich ok warum nicht. Ich wusste einfach noch nicht was ich machen will. Bin mir ja immer noch unentschlossen. Ich seh mich einfach nicht in der Baubranche.

bluejam  26.05.2025, 19:24
@nneeiinn74

Sorry, aber "ok warum nicht", ist kein gutes Argument, um mit einem Studium anzufangen. Ich habe nicht den Eindruck, dass du dir vernünftig Gedanken über deine Zukunft gemacht hast.
Wenn dir dein Studium nicht zusagt, dann informiere dich *richtig* über Alternativen, bevor du es hinschmeißt. Praktika in der Klinik, am besten mehrere, verschiedene Fachrichtungen, damit du Einblick in den Alltag bekommst. Es wird alles spannend und aufregend sein, daher davon nicht blenden lassen. Konkrete Fragen stellen, nicht nur den Assistenzärzten, sondern auch älteren Hasen. Ob sie dir ihre ehrliche Meinungen geben, weiß ich natürlich nicht.
Mit dem Medizinstudium legst du dich für die nächsten 6,5 Jahre + 6 Jahre Weiterbildung oder mehr, falls du dich nochmal umentscheidest oder Probleme hast auf deine Weiterbildungszahlen zu kommen, fest. Das Studium ist vom Stoff her auch wieder sehr interessant, spiegelt aber nun mal nicht den Arbeitsalltag wider.

nneeiinn74 
Beitragsersteller
 26.05.2025, 19:30
@bluejam

Ich musste anfangen, da wie gesagt meine Familie Finanzielle Schwierigkeiten hat (Kindergeld). Es war ja nicht so, dass ich komplett kein Interesse für mein Studium hatte. Es ist nun mal so, dass manche erst später wissen, was sie später machen wollen und ich gehöre dazu. Ich habe keine Vorbilder, was das ganze nochmal schwieriger macht und doch ich mache mir jeden Tag, jede Stunde Gedanken über meine Zukunft. Sonst hätte ich schließlich nicht eine Frage hier gepostet. Ich hatte Bio, Chemie und Mathe Lk, habe mich bereits in der Schulzeit mit Krankheiten und Genetik beschäftigt. Langsam habe ich keine Lust mehr irgendetwas zu machen.

bluejam  26.05.2025, 19:41
@nneeiinn74

Deine LK-Wahl ist nur von oberflächlicher Relevanz für das Medizinstudium, siehste halt teils vertrauten Inhalt in der Vorklinik, die in etwa einem naturwissenschaftlichen Querschnittstudium mit medizinischem Touch (Ausnahme Anatomie/Physiologie) gleicht, danach pumpst du ganz anderen Kram in deinen Kopf, um das meiste im Verlauf wieder zu vergessen. Die Vorklinik hat mit dem Berufsleben am wenigsten zu tun, d.h. bis zu Klinik hast du noch keinen relevanten Einblick, ob du das Studium durchziehen solltest. Der klinische Abschnitt ist halt ein medizinischer Rundumschlag, der je nach Uni/Dozenten in Teilen gut oder schlecht sein kann. Neben dem vielen Lernen für die Prüfungen muss man auch noch einen Weg finden, um sinnvollen Stoff für den Berufsalltag aufnehmen zu können und zudem seine praktischen Fähigkeiten zu schärfen. Ich dachte ja, das Studium bereitet einen dafür vor...

nneeiinn74 
Beitragsersteller
 26.05.2025, 19:43
@bluejam

Also bereust du es Medizin studiert zu haben? Achso und in welchem Bereich arbeitest du? Ich hatte halt überlegt in die Forschung, Radiologie oder halt als Hausarzt zu enden.

bluejam  26.05.2025, 19:51
@nneeiinn74

Ich bereue es nicht, bin aber auch als mittlerweile von daheim arbeitender Radiologe dem Klinik-Wahnsinn weitgehend entflohen.
Wie ich schon woanders geschrieben habe: ich war naturwissenschaftlich/technisch in der Schule orientiert, wollte erst direkt in die Forschung, habe mir aber mir dem Medizinstudium mehr Optionen offen halten können. Während des Studiums habe ich gemerkt, dass Forschung nichts für mich ist. Man hat als Schüler und Student halt noch keine Ahnung vom Leben.

Coriolanus  26.05.2025, 20:56
@nneeiinn74

Wenn Du nicht eine Spezialisierung des Wirtschaftsingenieurwesens für die Baubranche gewählt hast, wirst Du mit diesem Studium ehr selten in der Baubranche landen sondern eher bei der traditionellen Technik (wie z.B. Maschinenbau).