Woher wusste Erich Kästner 1932 von der Atomspaltung?
In seinem 1932 veröffentlichten Gedicht Die Entwicklung der Menschheit zählt Erich Kästner technische Errungenschaften der Menschheit auf, darunter auch:
"Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest."
Letzteres ist Satire, aber ersteres wurde Realität: 1938 entdeckte Otto Hahn die (Atom-)Kernspaltung. Aber wie konnte Kästner das bereits 1932 wissen oder ahnen?
6 Antworten
Ernest Walton und John Cockcroft beschossen in den 1930er Jahren im Cavendish-Labor in Cambridge mit einem von ihnen entwickelten Teilchenbeschleuniger Atome mit Protonen, wobei sie einige Elemente in andere Elemente umwandelten (Transmutation). Am 14. April 1932 spalteten sie dabei Lithiumkerne in Heliumkerne. Diese Entdeckung wurde damals als "splitting the atom" bekannt. Auch die deutschen Zeitungen werden darüber berichtet haben.
http://www.cambridgephysics.org/cockcroftwalton/cockcroftwalton12_1.htm
https://www.wired.com/2008/04/april-14-1932-zounds-weve-split-the-atomic-nucleus/
https://cerncourier.com/a/cockcrofts-subatomic-legacy-splitting-the-atom/
(Mit den "tiefgreifenden Umwälzungen dieser Zeit" meinte ich hier die geistigen, oder, wie man damals gern sagte: "weltanschaulichen" Umwälzungen, wofür Dinge standen wie der Zusammenbruch dreier Kaiserreiche, Kommunismus, Psychoanalyse, abstrakte Kunst, atonale Musik, Jazz, Drogen, relative Zeit, gekrümmter Raum, Gödels Unvollständigkeitssatz...)
Wenn Dich das schon wundert, solltest Du Rudolph Steiner, den Gründer der Waldorfschulen, lesen. Der hat doch tatsächlich Anfang des 20. Jahrhunderts (1917) vorhergesagt, was in »nicht all zu ferner Zukunft« alles passieren wird.
Ich habe vor Jahren die Titelseite einer Illustrierten aus dem Anfang der 30er Jahren gesehen. Darauf saßen zwei Mütter mit Kinderwagen draußen in einem Café und haben mit mobilen Telefonen telefoniert.
Zu Deiner Frage: Wenn Otto Hahn 1938 die Atomspaltung gelungen ist, dann bedeutet das, dass schon jahrelang daran geforscht wurde. Und genau wie heute, wird es dazu Veröffentlichungen gegeben haben. Diese könnte Kästner gelesen bzw. von ihnen gehört haben.
Es handelt sich bei der Aussage um eine Zeile eines künstlerischen Werkes. Da wird nicht immer grammatikalisch korrekt formuliert. Zum Beispiel, »Wir werden (bald) Atome spalten.«
Gruß Matti
Mir ist nicht nachvollziehbar, dass du, Matti, jenes Steiner-Video zu deiner Argumentation benötigt hast
Ersteres war eben auch Satire damals.
Das Kann man Nie wissen ob das satiere war oder Aber Echtes wissen!
Nimm mal einen der Berühmten Maler der Hat doch tatsächlich _Gemalt wie eine Atomexplosion aussieht!
Oder nimm Jules verne den Autor der Vater der S/f Geschichten der hat selbst Eine menge Sachen aus unsere zeit vor dem 1900 ja hundert veröflicht! Es gibt nur einen unterschieben und zwar bei ihm Wird alles mit dampf beheizt und nicht mit strom!
Selbst Helikopter Kamen auch schon vor!
Auch kann es ja wissen gegeben haben das schon an der Atombombe geforscht wurde den die Deutschland verliesnn und Wissenschaftler wahren haben ja das land in dem sie nun lebten davor gewarnt! Auch Deutschland hat schon daran geforscht!
Bei Jule Verne war die Lenkung des U-Bootes noch mit Hanfseilen, statt mit Hydraulik.
Immerhin hat er den Start zum Mond korrekt nach Kalifornien gelegt!
Mein Gedanke ging auch an Jules Verne. Hatte als Jugendlicher viele seiner Bücher gelesen. Als er die Geschichten schrieb gab es noch keine U-Boote, geschweige Reisen durchs All oder zum Mond.
Das mit den Reisen zum Mond steht bis heute in Zweifel.
Atom oder Atomos im alten Griechenland, hieß unteilbares Teilchen. So der Witz des Atomspaltens.
EInleuchtend. Dann ergibt es Sinn von wegen "zweiter Teil Satire".
Wieso üblicherweise nicht Walton und Cockroft, sondern Otto Hahns Team als Entdecker der Kernspaltung genannt werden, ist meiner Vermutung nach historisch und politisch zu erklären. Ihre Aufmerksamkeit galt der Teilchenbeschleunigung und der Umwandlung der beschossenen Kerne. Den Physik-Nobelpreis 1951 erhielten sie dementsprechend "für ihre Pionierarbeit auf dem Gebiet der Atomkernumwandlung durch künstlich beschleunigte atomare Partikel". Die Spaltung des Lithiumkerns war ein hierbei aufgetretener Spezialfall, dessen eher philosophisch bemerkenswerte Besonderheit allerdings darin bestand, daß er die Bezeichnung des Atoms als "Atom" (d.h. als "unteilbar") widerlegte und von den tiefgreifenden Umwälzungen dieser Zeit zeugte.
http://www.cambridgephysics.org/cockcroftwalton/cockcroftwalton12_1.htm
https://cerncourier.com/a/cockcrofts-subatomic-legacy-splitting-the-atom/
Die Spaltung des Urans im Jahre 1938 hatte eine ganz andere praktische Tragweite: Bei dieser Kernspaltung zeigte der Massendefekt an, daß Energie frei wurde, und man konnte anhand von Einsteins Formel sofort sagen, daß somit Energiemengen von nie dagewesenen Ausmaß verfügbar sein würden, auch für militärische Zwecke, sobald man imstande war, dies mit größeren Mengen von Uran zu tun. Dies geschah in einer Diktatur vor dem Hintergrund zunehmender politischer Spannungen und Kriegsgefahr. Den Chemienobelpreis 1944 erhielt Hahn vom (in der Nazizeit nicht wirklich neutralen) Schweden "für seine Entdeckung der Kernspaltung von Atomen".
https://de.wikipedia.org/wiki/Massendefekt
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Nobelpreistr%C3%A4ger_f%C3%BCr_Chemie