Wirtschaftstheorie Adam Smith und Industrialisierung?

2 Antworten

Adam Smith wird gerne von Neoliberalen zitiert, da er für einen freien Markt einstehe. Leider ist das so nicht richtig.

Tatsächlich wird Adam Smith falsch verstanden und ist kein Vertreter der Neoklassik oder des radikalen ungehemmten freien Marktes. Er prophezeite bereits oder äußerte genauso wie David Ricardo später die Bedenken, dass bei freiem Kapitalverkehr und freiem Import von Gütern, England darünter leiden würde, weil britische Kapitalisten im Ausland investieren und das würde ultimativ der englischen (Real-)Wirtschaft schaden. Hier bezog er sich auf den später eingetroffenen Manchester-Kapitalismus bzw. die negativen Auswirkungen der industriellen Revolution generell.

Er brachte schlussendlich das Argument, dass englische Investoren aufgrund eines Home-Bias es präferieren würden, im Inland zu investieren und deshalb nannte er dies "die unsichbare Hand", die England vor genau diesem freiem Güterverkehr befreien sollte.

Für mehr, schau mal HIER oder HIER

evariverborn 
Fragesteller
 29.01.2023, 20:50

genau diese Antwort habe ich auf eine andere Frage gesehen, leider hilft sie mir hier nicht weiter..

0
TheBoyWonder  29.01.2023, 20:56
@evariverborn

Schon mal auf Wiki gewesen? (HIER)

Einige Ökonomen stellen die Definition des Begriffs der unsichtbaren Hand in Frage. Gavin Kennedy, Professor Emeritus der Heriot-Watt University im schottischen Edinburgh, betont, dass der moderne Gebrauch des Wortes als Symbol des marktwirtschaftlichen Kapitalismus nicht im Sinne von Smith sei.[26] Die vom Eigeninteresse („self-interest“) getriebenen Entscheidungen der Individuen würden zwar häufig („frequently“) dem Interesse des Gemeinwesens dienen, doch in den beiden ersten Abschnitten seines ökonomischen Hauptwerkes fänden sich mehr als sechzig Beispiele für negative Folgen eigennützigen Verhaltens.[27] Daniel Klein dagegen hält an dem modernen Begriff aufgrund seiner Nützlichkeit fest.[28] Kennedy insistiert jedoch darauf, dass Smiths Absichten von größter Bedeutung für die heutige Diskussion seien. Als Symbol für Freiheit und Koordination sollte es ganz von Smith getrennt werden, da Smith dem Begriff keine Bedeutung zugemessen habe, schon gar nicht in der heutigen Bedeutung.[29]

[...]

Der frühere Professor der ökonomischen Fakultät in Oxford, D. H. MacGregor, stellte fest: (Übersetzt)
Ökonomen haben diese Passage als den ersten Schritt in den kumulativen Bemühungen der Mainstream-Ökonomie angesehen, zu beweisen, dass eine Wettbewerbswirtschaft den größtmöglichen wirtschaftlichen Kuchen bietet (das so genannte erste Wohlfahrtstheorem, das die Pareto-Optimalität eines Wettbewerbssystems nachweist). Aus dem Kontext geht jedoch hervor, dass Smith ein viel engeres Argument vorbrachte, nämlich dass das Interesse der Geschäftsleute an der Sicherheit ihres Kapitals sie dazu veranlassen würde, in der heimischen Wirtschaft zu investieren, selbst wenn sie dafür etwas höhere Renditen in Kauf nehmen müssten, die bei Auslandsinvestitionen erzielt werden könnten. [...]

---------------------------

David Ricardo [...] schloss sich Smith an [...] [aber] Smiths Argument ist bestenfalls unvollständig, denn es lässt die Rolle der Investitionen von Ausländern in der heimischen Wirtschaft außer Acht. Es müsste gezeigt werden, dass der Gewinn für den britischen Kapitalstock durch die Präferenz britischer Investoren für Großbritannien größer ist als der Verlust für Großbritannien durch die Präferenz niederländischer Investoren für die Niederlande und französischer Investoren für Frankreich.

Genau das wurde von den Marktgläubigen aber bequemerweise ausgelassen und für ihre Zwecke missbraucht.

0

S. hat u.a. beschrieben wie sich Preise bilden und dass Wohlstand auf hoher Effizienz durch einen hohen Grad an Arbeitsteilung beruht. Die Manchester Kapitalisten haben sich das zu eigen gemacht und zu ihrem Nutzen auf die Spitze getrieben. Sie haben die Arbeitersiedlungen ja nicht gebaut, damit es den Arbeitern besser geht, sondern weil ein Arbeiter nach 4 Stunden Fußmarsch zu nicht mehr viel zu gebrauchen ist, jedenfalls nicht zu 12h Arbeit. Daneben haben sie durch die damalige Landreform zu einer Schwemme an Arbeitskräften gesorgt, was deren Preis ins Bodenlose fallen ließ und die elenden Bedingungen überhaupt erst ermöglichte.