Wird Saudi Arabien immer unreligiöser, weil sie nicht mehr auf ihre Religion als Einnahmequelle angewiesen sind?

Xanatos492  28.02.2024, 23:36

Was hat das reich-sein mit Religion zu tun?

Ohrenschmalz11 
Fragesteller
 28.02.2024, 23:42

Lies die Frage ganz, dann weißt du mit was es zu tun haben kann

Xanatos492  29.02.2024, 00:24

Ich habe die Frage, nochmal, ganz gelesen und die Frage bleibt die selbe.

Ohrenschmalz11 
Fragesteller
 29.02.2024, 00:41

Meinst du vielleicht was die Einnahmequelle ist? Ich denke an erster Linie an die Pilgerfahrt.

Xanatos492  29.02.2024, 00:43

Ne ich meine, warum sollte es die Muslime dort weniger religiös machen, nur weil sie nicht auf das Geld von Touristen angewiesen sind? Sie glauben doch trotzdem, oder nicht?

Ohrenschmalz11 
Fragesteller
 29.02.2024, 00:47

Ach so. Ich meinte eher jetzt die Regierung oder den Staat an sich. Nicht unbedingt, vielleicht waren viele nie wirklich religiös? Mussten sich nur wegen Verboten anders verhalten?

Xanatos492  29.02.2024, 00:47

Ahh jetzt verstehe ich das auch. Okay sorry <.>

10 Antworten

Saudi-Arabien wird im geheimen immer unreligiöser. Denn viele Araber studieren im Westen und kommen dann wieder zurück. Die kennen dann die westliche Welt und die kennen Saudi-Arabien. Und der Rest ist wie beim Fahnenappell in der DDR.

Unreligiös würde ich nicht behaupten. Sie entwickeln sich in Richtung Entradikalisierung. Saudi-Arabien war extrem intolerant gegenüber Nicht-Muslimen. Sie möchten sich weltoffener gestalten. Am Öl liegt es nicht. Ihr Vorrat reicht für die nächsten 500 Jahre. Politisch sind sie auch international viel aktiver als zuvor.

Ohrenschmalz11 
Fragesteller
 29.02.2024, 00:42
Saudi-Arabien war extrem intolerant gegenüber Nicht-Muslimen. 

Kannst du bitte Beispiele geben?

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MaxIpsum  29.02.2024, 01:48
@Ohrenschmalz11

Sie wollten früher keine Ungläubigen in ganz Saudi-Arabien haben. Es wurde auch viel gegen Nicht-Muslime in der Politik und der Medienwelt ausgesprochen. Ihre politische Ausrichtung basierte für eine sehr lange Zeit immer auf einem radikalen Islam. Dementsprechend war ihr Verhalten nach außen hin für eine sehr lange Zeit geprägt. Sie forderten vieles, was man aus der Vergangenheit als Terrorismus kennt. Auch gegen andere muslimische Gruppierungen waren sie stark aktiv. Seit Mohammed bin Salman (MBS) hat sich Saudi-Arabien extrem gewandelt. Er lässt viel zu, was andere anders gemacht hätten. Ein Beispiel sind die verirrten Nicht-Muslime in Mekka. Früher hätte man einfach ihren Kopf abgehackt und ihn in ihre Heimat geschickt. Wenn so etwas heute passiert, dann sagen sie: Schwamm drüber, mach es bitte nicht nochmal. Sie haben kapiert, dass man Muslim sein kann, ohne in einer Höhle leben zu müssen. Deswegen legen sie viel Wert darauf, Gebäude futuristisch zu bauen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es Büros, Schulen oder Moscheen sind.

Islamische Regeln, die sich auf der Basis des Islams befinden, bleiben weiterhin im ganzen Land unberührt. Der Islam wird weiterhin gefördert und bleibt an höchster Stelle. Man ist nur verständnisvoller, was das Urteilen betrifft. Das bedeutet weniger Köpfe rollen.

Kurz gesagt: Professionalität, Entwicklung, Toleranz und Islam gehen Hand in Hand. Früher konzentrierten sie all ihre Energie ausschließlich auf den Islam, heute jedoch auf Islam, Wirtschaft, internationale Politik, Landwirtschaft, Wissenschaft, Entwicklung und vieles mehr. Nicht viel anders als die meisten arabischen Länder in den 60er oder 70er-Jahren, nur ohne Alkohol und Schwein, aber dafür mit extrem viel Geld. Ich bin ein Mensch, der viel Grün braucht. Ich liebe die Wälder. Hätte Saudi-Arabien einen Schwarzwald, dann wäre ich dorthin ausgewandert.

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Ohrenschmalz11 
Fragesteller
 29.02.2024, 03:34
@MaxIpsum

Danke für den ausführlichen Kommentar. Du hast jetzt ein paar Mal „radikal“ als Wort oder in einem Wort erwähnt. Aber was trennt den „radikalen Islam“ vom „wahren Islam“?

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MaxIpsum  29.02.2024, 13:21
@Ohrenschmalz11

Es gibt einen Unterschied zwischen orthodox und radikal. Orthodoxe Muslime sind zum Beispiel jene, die ihr ganzes Leben lang fast in allen Handlungen und im Alltag dem Islam zuwenden. Radikal hingegen bedeutet, dass jemand extreme Ansichten oder Maßnahmen vertritt, insbesondere in Bezug auf politische, religiöse oder soziale Überzeugungen, auch gegenüber anderen, einschließlich anderer Muslime, die bis zum töten reichen.

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Die aktuellen Lockerungen sind Crown Prince Salman zu verdanken. Als erstes hat er die Rechte der Religionspolizei drastisch eingeschraenkt. Dann durften Frauen Autofahren, und es werden vermehrt und leichter Touristenvisa ausgestellt. Seit letztem Jahr wurde in Saudi auch teilweise weihnachtlich dekoriert, und es gab sogar Weihnachtsbaeume zu kaufen. Letzter Hoehepunkt war im Januar der erste oeffentliche christl. Gottesdienst der aegyptischen Orthodoxen.

Ich habe die letzten 20 Jahre in den Emiraten verbracht und miterlebt, wie Aenderungen bzgl. Offenheit des Westens gegenueber vollzogen worden. Soweit ist Saudi zwar noch nicht, aber Salman hat ja Vision von 2030.

Mit Religion hat das alles wenig zu tun. Es geht um Akzeptanz und wirtschaftliche Interessen.

Der Einfluß der Wahabiten scheint zurück zu gehen. Die haben sich ja quasi die Macht im Land geteilt. Anführer der beiden Stämme haben gegen die Osmanen gekämpft und Saudiarabien gegründet. Die aus dem Haus Saud für die weltliche Macht, die Wahabs für die religiöse. Vllt. haben die religiösen Anführer aber auch nur Angst, dass es ihnen an den Kragen geht und der Ölprinz sie aus dem Weg räumen lässt, wie den saudischen Journalisten der Türkei, der es wagte die Königsfamilie zu kritisieren.

Nein. Sie öffnen ihr Land halt einfach für Disco, Musik, Tanz, Varietee, autofahrende Frauen, Frauen die "raus" dürfen, amerikanische Shows etc. Das ist ist nicht kontra Religion.