Wird der Beruf des Übersetzers/Dolmetschers wegfallen?

4 Antworten

Ich würde JayCeD gerne teilweise widersprechen, denn es gibt Bereiche in denen ist die KI dem Menschen ebenbürtig. Für wissenschaftliche Texte aus dem Bereich der Chemie/Verfahrenstechnik haben wir in der Vergangenheit gelegentlich einen Übersetzer beschäftigt. Dort ist es auch schonmal vorgekommen, dass wir einen Text zurückbekommen haben mit dem Kommentar der Reviewer, wir müssten doch unser englisch etwas verbessern.

Die Übersetzungen, die DeepL mittlerweile produziert sind zum einen teilweise besser und zum anderen immer in sich konsistent. Unsere englischsprachigen Mitarbeiter nutzen es um deutsche Berichte zu verfassen und umgekehrt. Die Ergebnisse sind zwischen gut bis hervorragend, sofern man sich die Mühe macht und die Fachbegriffe einmal auf Richtigkeit geprüft hat.

Ein Kumpel von mir ist selbsständiger Übersetzer, hauptsächlich für Videospiele und bezeichnet sich selbst als "Vollnerd".

Mit dem habe ich vor einer Weile mal über das Thema geredet. Er meinte, er macht sich aktuell noch keine Sorgen um sein Geschäft. Das was Software übersetzt ist kaum zu gebrauchen, weil Software nicht in der Lage ist Kontexte zu erkennen und die psychologischen und sozialen Aspekte der Sprache korrekt zu übersetzen. Seiner Meinung nach wird es noch sehr lange dauern bis KI menschliche Übersetzer überflüssig macht.

Hallo,

im Allgemeinen ist mir um den Beruf des Übersetzers nicht bange. Immerhin versucht man schon lange vergeblich einen Blechtrottel dafür zu entwickeln und das wird wohl auch noch lange so bleiben. Wenn es überhaupt je gelingen wird. Wir werden es mit Sicherheit nicht mehr erleben, dass künstliche Intelligenz Übersetzer überflüssig macht.

Auch wenn der Deepl Übersetzer - dessen sich scheints auch Pons inzwischen bedient - der beste Übersetzer sein dürfte, ist auch dieser bzw. sind auch dessen Übersetzungen mit Vorsicht zu genießen, und bleibt derweil der beste Übersetzer immer noch der aus Fleisch und Blut - also der Mensch - denn der Babelfisch (engl. Babel Fish), das fiktive Lebewesen aus dem Roman Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams, das man sich ins Ohr einführt, und das dem Träger ein Verständnis aller gesprochenen Sprachen ermöglicht, ist noch nicht entdeckt und/oder erfunden.

Und der populäre Internet-Übersetzungsdienst Babel Fish, der nach diesem Vorbild benannt wurde, reicht - wie andere online Übersetzer – bei weitem nicht an sein Vorbild heran.

Auch die professionelle - sehr teure - Übersetzungssoftware Trados ist von Haus aus erst einmal eine dumme Übersetzungssoftware, die erst einmal gefüttert werden will.

Ist sie dann gefüttert worden, hängt die Qualität der Übersetzungen immer von der Qualität des programmierten und benutzten Translation Memory ab.

Selbstständig dazulernen können weder Trados noch Translation Memories!

Es gibt keine guten on- und offline Text- bzw. Satz-Übersetzer, Text- bzw. Satz-Übersetzer-Apps, Text- bzw. Satz-Übersetzer-Programme usw., weil:

 - Sprache lebendig ist und sich ändert

 - die meisten Wörter mehr als eine Bedeutung haben

 - Wörter je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen haben.

 - maschinelle Übersetzer i.d.R. die am häufigsten vorkommende Übersetzung eines Wortes verwenden

 - maschinelle Übersetzer nicht zwischen den Zeilen lesen können

 - maschinelle Übersetzer weder die Grammatik

 - noch die unterschiedliche Satzstellung im Deutschen und in der Fremdsprache berücksichtigen.

Deshalb können maschinelle Übersetzungen höchstens als Gerüst für eine Übersetzung dienen und müssen immer sorgfältig nachgebessert werden.

Meist geht es schneller, Übersetzungen gleich mit Hilfe eines guten Wörterbuches (Langenscheidt, Pons, Collins, etc.)   oder mit online-Wörterbüchern (pons.com, dict.cc, leo.org, etc.) selbst zu machen. Das setzt aber natürlich ein gewisses Maß an Grundkenntnissen in der jeweiligen Sprache voraus.

Verdienst

Die meisten Übersetzer / Dolmetscher arbeiten freiberuflich und/oder selbstständig. Übersetzer-Agenturen sind für Kunden teuer, die Übersetzer aber, die tatsächlich die Arbeit machen, bekommen maximal 40% des Preises. 

Übersetzer / Dolmetscher ist keine geschützte Berufsbezeichnung und es gibt auch keine Gebührenordnung für Übersetzer / Dolmetscher. 

Tatsache ist, dass der Markt schwer umkämpft ist und die Branche mit Dumpingpreisen zu kämpfen hat. Mit den Einkünften eines selbstständigen Übersetzers / Dolmetschers lässt sich nur schwerlich eine Familie ernähren. 

Auch wissen viele Leute die Arbeit von Übersetzern / Dolmetschern - vor allem wenn es um die Weltsprache Nr. 1 Englisch und um Standardsprachen wie Französisch und Spanisch geht - nicht wirklich zu schätzen. 

Man verlässt sich da lieber auf die eigenen beschränkten Mittel, ungelernte Kräfte und den Google Übelsetzer samt Anhang und erkennt nicht an, dass es für Übersetzungen, neben einer entsprechenden Ausbildung und guten Sprach- und Fachkenntnissen, auch viel Zeit für Recherche, etc. braucht, 

und dass Übersetzungen eben nicht maschinell oder per Computer angefertigt werden können, sondern Hand- und Kopfarbeit sind. 

Dazu kommt, dass man dem Beruf des Übersetzers / Dolmetschers - so man geistig fit bleibt - bis ins hohe Alter von daheim aus nachgehen kann. Somit sind viele Übersetzerstellen auf lange Sicht belegt und der Nachwuchs bekommt nur schwer einen Fuß in die Tür. 

Die besten Chancen hat man, wenn man sich eine Nische (seltene Fachgebiete) sucht und weniger verbreitete und aufstrebende Sprachen beherrscht (Chinesisch, Japanisch, Russisch, Spanisch), aber auch das ist keine Garantie.

AstridDerPu 

PS: Der Fairness halber will ich dir hier aber nicht den Kommentar eines Nutzers auf einen meiner Beiträge zum Thema Zukunftsaussichten für Übersetzer vorenthalten:

... Professionelle Übersetzer sollten sich darauf einstellen, dass die Qualität der Übersetzungsprogramme mit zunehmender "künstlicher Intelligenz" sich enorm verbessern wird. Zudem sind natürlich auch menschliche Übersetzer keineswegs vor Fehlern gefeit. Es stimmt, dass die meisten heute verfügbaren Übersetzungsprogramme noch sehr mangelhaft sind. Es ist aber ebenso eine Tatsache, dass sich die Qualität dieser maschinellen Übersetzungen in den letzten fünf Jahren gewaltig verbessert hat und eine Ende dieser Entwicklung nicht abzusehen ist. Der Übersetzerberuf, wie er heute existiert, wird sich komplett verändern. In wenigen Jahren wird sich die Rolle des Menschen auf jene eines Lektors beschränken und selbst in dieser Rolle werden die Maschinen aufholen. Es wird irgendwann so weit sein, dass nur noch sehr wichtige Texte, die entweder für die Publikation bestimmt oder bei denen Missverständnisse zu erheblichen Problemen führen könnten, überhaupt von Menschen lektoriert werden. Für die Rohübersetzung werden für die häufigen Sprachkombinationen wie Deutsch-Englisch oder Französisch schon in nicht allzu ferner Zukunft zu über 90% Maschinen zum Einsatz kommen. Wer sich nicht heute auf diese Entwicklung einstellt, der wird abgehängt werden und wird sich beim Arbeitsamt anstellen müssen. Die Hochschulen tun gut daran, nur noch sehr wenige Übersetzer auszubilden und diese auf ihre neue Rolle als Lektoren und Informatiker vorzubereiten. Alles andere ist verantwortungslos.

 

Ja, teilweise schon. Die Tools werden immer besser- auch wenn immer noch viele Fehler vorkommen. Und zwar gravierende, wo jeglicher Sinn verloren geht

In der Vergütung der Übersetzer schlägt sich das schon voll nieder. Die sollen heute oft nur noch Postediting machen- natürlich schlechter bezahlt- obwohl ein ordentliches Postediting oft sogar länger braucht als eine direkte Übersetzung. Der Übersetzungsvorschlag der Maschine muß ja obendrein erstmal gelöscht werden. Und das braucht tatsächlich auch Zeit.

Aber mit Übersetzungsprogrammen kann man tatsächlich oft zumindest erahnen, um was es geht Und die Programme werden laufend besser.

Wobei manchmal greift man sich nur an den Kopp, was bei Programmen rauskommt und wenn dann auf der Grundlage von Übersetzungsprogrammen noch Medien wie Schilder oder so erstellt werden, die echt Geld kosten, greift man sich nicht selten an den Kopp.. Da wird für das Schild sonstwas ausgegeben , wo nur Quatsch draufsteht, anstatt erstmal wenige € für einen proffessionellen Übersetzer zu bezahlen. Ich habe schon abenteuerlichste Schilder gesehen. Für 5€ hätte meine Tochter das perfekt übersetzt , wobei bei den 5€ der Hauptteil für die Bürokratie fällig geworden wäre. Eigentliche Übersetzungsarbeit z.T. eine Minute. Aber das war dann auch schon zu teuer. Und bei längeren Texten? Man versuche nur z.T. die deutschen Gebrauchsanweisungen zu entschlüsseln, wo die Orginalsprache fehlt und alles nur mit Programm übersetzt wurde. Je nach Umfang würde so eine Gebrauchsanweisung ab 20€ losgehen- viel zu teuer. Komplizierte sind natürlich teurer (und für die perfekte Übersetzung wäre auch oft ein Gebrauchsmuster oder weitere Erklärung sinnvoll, weil es in manchen Sprachen für 2 doch unterschiedliche Sachen in manchen Sprachen nur ein Wort gibt (z.b. unterscheiden manche Sprachen nicht zwischen Gummikatheter und sonstigem Gummischlauch (dann sollte dem Übersetzer schon gleich am Anfang klar sein, um was es sich handelt).

Statt dessen wird tausenderfacher Unsinn gedruckt. Aber eine deutsche Gebrauchsanweisung liegt dann offiziell bei (die nur Nonsens ist).

Aber Übersetzer war schon früher kein dankbarer Beruf und er wird noch undankbarer. Der Beruf wird kaum geschätzt. Ein Großteil bleibt nicht dabei, sondern orientiert sich um. In meiner Familie im Laufe der Generationen auch schon mehrere (ich gehöre nicht dazu, bin selber so was von fremdsprachenunbegabt, daß das nie eine Option war. )

Und das dann echt "witzige": Die Behörde, wo meine Mutter dann mit ganz anderem Beruf gelandet ist: Ja die wußten, daß sie obendrein Dolmetscherin und/ oder Übersetzerin für verschiedene Sprachen war, wollten sie dann dafür auch mal einsetzen- für einen Fachkongress. Sie hat bei den Konditionen dankend abgelehnt (die waren nämlich dolmetschermäßig) und denen geagt, daß sie unter diesen Konditionen nicht bereit wäre. Dafür würden nur normale Dolmetscher arbeiten- SIE nicht mehr.