Wieso verwechseln viele Sex mit Liebe, und Untreue durch Sex als Verrat der Liebe?

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Wenn beide Partner davon wissen und einverstanden sind ist es selbstverständlich kein Betrug und in Ordnung. Aber die wenigsten Menschen möchten eben den Partner sexuell teilen. Sex ist nicht Liebe, aber doch ein Teil der Liebesbeziehung. Und das dann hinter dem rücken des Partners auch noch mit einer anderen Person auszuleben, ist eben verletzend.

Sex und Liebe kann man nicht scharf trennen, das gehört Beides untrennbar zusammen. Es ist nicht unüblich das Kunden von "Professionellen", für diese auch Gefühle entwickeln, auch wenn sie es keinem sagen oder es gar ernst nehmen.

Was wir sagen und fühlen sind 2 komplett unterschiedliche Dinge.

AbbyDi 
Fragesteller
 15.06.2021, 02:56

Aus biologischer Sicht produzieren wir durch Sex das Glücksgefühl Dopamin, das im Durchschnitt fünf Jahre anhält. Generell halten die meisten Beziehungen eher bis in diese Zeitspanne, da man danach viel weniger oder kaum davon produziert. Wenn man sich nur nach den körperlichen Bedürfnissen orientiert und die Liebe daraus ausmacht, dann lässt sich die Frage offen, ob die Person eher doch nur ein Sklave seiner eigenen körperlichen Lust ist, welche er als Liebe definiert?

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Ifosil  15.06.2021, 02:58
@AbbyDi

Schon die Definition der körperlichen Lust kommt aus dem Religiösen, was daran so schlimm, wenn man Lust verspürt? Als wäre das etwas schlimmes. Und ja, Sex und Liebe gehören zusammen. Vielleicht ist die Definition von Liebe viel zu romantisiert durch unsere Kultur, auch mal daran gedacht?

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AbbyDi 
Fragesteller
 15.06.2021, 03:00
@Ifosil

Es stimmt schon, dass Sex und Liebe zusammengehören. Aber zu sagen, dass Sex Voraussetzung für die Liebe ist, das stimmt so nicht. Es gibt genug Menschen die sich lieben, ohne Sex zu haben oder in der Sex eher eine wesentlich geringere Rolle spielt.

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Ifosil  15.06.2021, 03:01
@AbbyDi

Kommt vor, aber du redest hier von einer absoluten Minderheit und diese ist für die Gesamtaussage kaum von Bedeutung.

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AbbyDi 
Fragesteller
 15.06.2021, 03:04
@Ifosil

Ne das sehe ich nicht so. Auch wenn dies eine Minderheit darstellt, widerlegt es nicht die Tatsache, dass Menschen sich lieben können ohne Sex zu haben und dies beweist wiederum, dass Sex keine Voraussetzung für die Liebe ist. Es ist nur ein Teil dessen, welcher bei dem ein oder anderen stärker ausgeprägt ist.

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Ifosil  15.06.2021, 03:06
@AbbyDi

Jeder hat halt seine Sicht, Beide sind irgendwie wahr. Ich gehöre halt zur anderen Gruppe.

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AbbyDi 
Fragesteller
 15.06.2021, 03:07
@Ifosil

Das stimmt und Toleranz bildet hierbei die Brücke :)

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Du verwechselst hier eine offene (oder ähnlich geartete) mit einer exklusiven, monogamen Beziehung, in der eben nicht mit zig verschiedenen Menschen gevögelt wird. Zumal da auch selten angesprochen wird, dass man nun mit jemand anderem Sex hat, sondern dies eben heimlich geschieht und das geht nunmal nicht bei einer Vertrauensbasis. Wenn dies nun abgesprochen ist, spricht kaum noch jemand von Verrat, Betrug oder sonstwas, denn das ist es ja nicht mehr.

Ansonsten erwarten die meisten Leute wohl Exklusivität, weil es ihnen so beigebracht wurde.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin ein Mensch, der zu Gefühlen fähig ist.
Wieso verwechseln viele Sex mit Liebe, und Untreue durch Sex als Verrat der Liebe?

Weil die meisten von uns von klein auf so erzogen wurden und werden, und es - zumindest offiziell - ständig vorgelebt bekommen: "Eine der großen Lügen, die wir Kindern erzählen, ist, dass Sex für Liebe steht. Menschen nutzen Sex, um alle möglichen Gefühle und Motive auszudrücken, etwa Abenteuerlust oder Fürsorge, aber auch Wut oder Verachtung." (Dr. David Schnarch, Sexualtherapeut)

Inkl. der sonstigen Sexualmoral der alttestamentarischen Religionen: Sex nur in einer Ehe vor Gott, zw. Mann und Frau zum Zweck der Fortpflanzung, unauflöslich bis zum Tod.

Deswegen fingen die Christen sofort an, Homosexuelle auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen, Ehebrecher hinzurichten, Scheidung nicht zu erlauben, Sex außerhalb der Ehe zu kriminalisieren, jede Form der Sexualität ohne Zeugungsabsicht auch in der Ehe als "pervers" anzusehen und ggf. zu kriminalisieren, ebenso Schwangerschaftsabbrüche und Verhütungsmittel noch gleich dazu, Menschen Scham- und Schuldgefühle über ihre Körper und Sexualität anzuerziehen, später auch Jungs genital zu verstümmeln und metallene Unterwäsche und Handschuhe zu erfinden, damit man sich nachts nicht "unkeusch" berührt, ...

... bis in die 1960er Jahre hinein, wobei bis dahin auch einzig die Kirchen für "Sexualmoral" und Sexualerziehung zuständig waren. Gerne auch mit "schwarzer Pädagogik", sprich: Prügeln, bis die Kinder das tun, was man verlangt.

Erst seitdem haben sich Deutschland und Europa massiv gewandelt.

Ist noch nicht so lange her. Ich habe es noch miterlebt. Und den Wandel sogar hautnah. ;)

Und entsprechend ist das Thema auch mit Bedeutung aufgeladen: "Tiere haben keine Lustprobleme, weil Sex für sie keine Bedeutung hat.

Wenn beispielsweise ein Schwein keinen Sex haben will und ein anderes Schwein will, geht das Schwein, das Sex will, weiter und penetriert ein anderes, williges Schwein. Und das erste Schwein schreit nicht: Wie kannst Du mir das antun?" ​(Dr. David Schnarch, Sexualtherapeut)

Bzw. für besonders intelligente Säugetiere, insbes. aber nicht nur unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen, ist Sex auch ein Mittel der sozielen Kommunikation und des Zusammenhalts: Tust du mir etwas Gutes, tue ich dir etwas Gutes.

Aber wann in seiner gesamten Geschichte hat das Christentum jemals etwas Gutes getan bzw. bewirkt?

"The only people who are obsessed with food are anorexics and the morbidly obese; and that, in erotic terms, is the Catholic Church in a nutshell." (Stephen Fry, Schriftsteller, Drehbuchautor, Schauspieler, Regisseur, Journalist, Dichter, Komiker und Fernsehmoderator in seinem legendären Beitrag zur IQ2-Debatte "The Catholic Church is a Force for Good in the World" - Spoiler: War und ist sie nicht.)

"Die bedeutendste negative Leistung des Christentums war die 'Problematisierung' der Sexualität (...) Wir brauchen eine Geisteshaltung, die in der Sexualität kein 'Problem', sondern ein 'Vergnügen' sieht. Den meisten Leuten fehlt dazu die Sicherheit - und oft auch die Liebe." (Dr. Alex Comfort, Arzt, Psychologe, Wissenschaftler und Schriftsteller)

Ist es dann immer noch ein Bruch des Vertrauens oder gar der Liebe, wenn man dies am Ende dennoch tut, aber halt mit dem Wissen der anderen Person?

Nein, natürlich nicht.

Und auch diesen Ansatz findet man in der Welt (u.a. im Buddhismus).

Aber UNSERE Kultur ist halt immer noch christlich geprägt.

Es ist kein Betrug, wenn der Partner bescheid weiß und sein OK gibt. Man hintergeht seinen Partner ja nicht.

Ich denke offene Beziehungen sind nicht mehr so selten.