Wieso glauben Juden nicht an das Neue Testament der Bibel?

9 Antworten

Nun, das Judentum hat drei Hauptprobleme mit der christlichen Theologie. Problem Nummer eins ist die Gottheit, die Trinität und das Konzept von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Unser Problem damit ist, dass wir glauben, dass G-tt niemals eine menschliche Gestalt angenommen hat und auch niemals annehmen wird, denn sobald man sich mit der Gottheit der Bibel beschäftigt, verletzt man buchstäblich den Grundsatz, dass G-tt unendlich und nicht-materiell ist, was mit der Gottheit zusammenhängt und das war eine spätere Entwicklung im Christentum.

Außerdem akzeptiert die klassische jüdische Literatur nicht die Vorstellung eines zweiten Kommens. Das heißt, dass der Messias, sobald er sich offenbart, eine bestimmte Mission erfüllen wird, nämlich die Juden nach Israel zurückzubringen, den Tempel wieder aufzubauen und ein für alle Mal den Weltfrieden herzustellen. Doch Jesus wurde gekreuzigt, Jesus wurde ermordet bevor er irgendetwas von diesen Dingen vollenden konnte. Deshalb hat das Christentum die Vorstellung von der Wiederkunft Jesus entwickelt, die besagt, dass Jesus wiederkommen und die Mission vollenden wird. Lait dem Judentum wird der Messias wenn er kommt seine Aufgabe zu Ende bringen. Er wird nicht sterben und dann zurückkommen, nein, er wird seine Aufgabe sofort zu Ende bringen.

Das dritte Problem ist die Vorstellung im Neuen Testament, dass Gott seinen Bund mit Israel aufgekündigt hat und dass Gott die sinaitische Offenbarung durch die Rechtfertigung durch den Glauben ersetzt hat, was in Wirklichkeit eine Innovation von Paulus ist. - Rechtfertigung durch den Glauben. - Das ist ein theologisches Postulat, das mit der Ewigkeit und Göttlichkeit der Torah absolut unvereinbar ist.

Sogar in der christlichen Bibel gibt es Erzählungen in denen Jesus andeutet, dass bestimmte Gebote nicht mehr verbindlich sind, und sicherlich vertrat Paulus den Standpunkt, dass keines der Gebote verbindlich ist und das ist ein Postulat, das wir nicht akzeptieren können, denn wie Maimonides in seinem Glaubensartikel schreibt, wird selbst der Messias die Torah nicht aufheben oder ersetzen.

Die Torah sagt uns, dass wir die Gebote G-ttes einhalten sollen. Dann kommt das Neue Testament und sagt uns, dass die Gesetze uns nicht retten werden. Das widerspricht der Torah.

Und das ist unser Problem mit der christlichen Theologie.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Geboren als Jude, Sterbe als Jude.
Habilzupot  08.04.2023, 13:35

Im judentum kommt der Messias auch nicht im für die sünden der Welt zu sterben

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Dann wären es keine Juden mehr.

Das ist ja die Grundlage des jüdischen Glaubens.

LoveinChrist  12.01.2023, 14:12

Nein, die Grundlage ist das Wort Gottes. Jude zu sein, bedeutet, zu Gottes auserwähltem Volk zu gehören. Viele Juden lesen Matthäus und verstehen, dass Jeshua durch alle Propheten angekündigt wurde.

Es gibt auch andere, die es nicht sehen können, und das sind noch auch die meisten. Aber andere können es sehen. Diese nennt man auch messianische Juden, was Juden total ablehnen, die nicht an Jeshua als ihren Messias glauben.

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Es betrachteten sich doch die ersten Christen als Juden

Richtig. Zu Beginn war das Urchristentum nur eine von vielen, sehr unterschiedlichen jüdischen Gruppen. Die Abgrenzung geschah auf beiden Seiten. Entscheidende Faktoren waren dabei

  • Die Frage nach der Person Jesus
  • Die Öffnung der Christen für Nichtjuden
  • Die Ablehnung alles apokalyptischen im Judentum nach der Katastrophe des jüdischen Kriegs.
  • Das pharisäische Judentum war die einzige Gruppe, welches den Verlust des Tempels inhaltlich verkraften konnte (sie waren bereits vor dem Krieg Tempelkritiker).
Warum kann ich nicht ein religiöser Jude sein

Als Jude kann man das durchaus. Nur das Jude werden kann man halt nicht selbst beeinflussen.

Weil Juden aus ihrer Mitte mit Gottes Geist der Wahrheit bedacht wurden, die später als Apostel und Nachfolger Jesu bekannt waren, während die anderen Juden es nicht waren. Die Feindschaft besteht seit Kain und Abel. - 1.Moses 3:15

Sie betrachteten sich nicht nur als Juden, sondern sie waren Juden, wie Jesus selbst Jude war.

Dass nicht alle Juden zu Christen wurden, ist doch logisch, denn Jesus hat sich NIE selbst als "Gottes Sohn" bezeichnet, sondern dieser Hype wurde erst nach seinem Tod von seinen Anhängern gemacht.

Der Rest hat in ihm nicht den erwarteten Messias erkennen können und wartet immernoch auf dessen Kommen. Das ist allgemein bekannt. Weshalb nicht DIR?

Deine Frage, die sich Dir nun stellt, nämlich:

"Warum kann ich nicht ein religiöser Jude sein, an die Tora glauben und trotzdem Jesus als Messias oder sogar als göttliches Wesen ablehnen ?"

entbehrt nicht einer gewissen Sinnfreiheit. Denn gläubige Juden lehnen Jesus nicht "trotzdem als Messias und göttliches Wesen ab", sondern gerade deshalb, WEIL die gläubig sind. Gläubige Juden, die nach wie vor auf den Messias warten. Was ist daran für Dich so schwer zu verstehen? Das ist doch nur logisch!

"Warum tun Juden das?", schreibst Du. Ich frage Dich: Warum kannst Du nicht akzeptieren und vor allem RESPEKTIEREN, dass Juden etwas anderes glauben als die sogenannten "Christen", die in der Regel nicht einmal wissen, was und woran sie glauben, weil sie nichts überprüfen; auf Denken bereits im Vorfeld verzichten sondern stattdessen lieber kritiklos nachplappern, was ihnen der jeweilige Pope der unzähligen "christlichen" Splittergruppen erzählt.