Wieso bejubelte man damals Napoleon als er "Deutschland" einnahm und in Berlin "einmarschierte"?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet


Soweit es nur den Einzug in Berlin betraf, ist die Darstellung von hemmungslos jubelnden Einwohnern doch ein wenig unrealistisch.

Der Einzug Napoleons an der Spitze seiner herausgeputzten Armee, mit seinen Marschällen in Paradeuniform war ein Spaktakel besonderer Art, das man nicht jeden Tag zu sehen bekam. Für die neugierigen Berliner war das sicher Grund genug als Zuschauerkulisse zu fungieren.

Hinter ihm folgten die Marschälle und Großwürdenträger, dann die Grenadiere und Jäger der Garde zu Pferd. Unmittelbar beim Kaiser befanden sich die Marschälle Davout, Berthier und Augereau sowie der Großmarschall Duroc. Die angetretenen Truppen von den bereits in Berlin eingerückten Korps empfingen ihren Kaiser mit begeisterten »Vive l’empereur!«-Rufen.

Auf Befehl des französischen Stadtkommandanten Hulin hatten sich der Magistrat und die Behörden sowie die uniformierte Berliner Schützengilde am Brandenburger Tor zum Empfang aufgestellt. Unter den Linden waren zwar zahlreiche Berliner zusammengeströmt, um das Spektakel zu genießen. Massen waren es aber nicht, da der Zeitpunkt des Einzugs von Napoleon zu wenig bekannt gemacht worden war.

Unter dem angeordneten Glockengeläut – obwohl der Kaiser diese Töne nicht liebte – überreichte man Napoleon den noch in Potsdam zurückgewiesenen Schlüssel der Stadt. Der ebenfalls angeordnete Begrüßungsruf »Es lebe der Kaiser!« ertönte aus den Reihen der Berliner nur sehr spärlich, vorrangig riefen ihn dafür von den Franzosen extra bezahlte Personen. Stadtkommandant Hulin hatte außerdem das Schwenken von Tüchern durch die Berliner Frauen aus den Fenstern angeordnet. Das jedoch wurde fast komplett boykottiert, auch wenn Gemälde und Zeichnungen dies zeigen. »Man muß zum Lobe dieser Damen gestehen, daß ihr Benehmen große Neugier verriet, aber es zeigte sich auch tiefe Trauer auf ihren Gesichtern, die meist mit Tränen benetzt waren«, so der französische General Savary in seinen Memoiren.

http://www.berlinstory-verlag.de/programm/leseprobe/189-Napoleons_Einzug_in_Berlin.html

Die Franzosen hatten nichts dem Zufall überlassen, und dafür gesorgt, dass ihrem Kaiser ein freundlicher Empfang bereitet wurde, den man auch propagandistisch ausschlachten konnte.

PeVau  08.05.2015, 11:51

Danke für den Stern!

2

Deutschland gab es zu dieser Zeit noch gar nicht. Deutschland war zu dieser Zeit keine geeintes und selbstständiges Land, sondern bestand aus vielen kleinen Fürstentümern die sich ständig gegenseitig bekämpfen. Die einzigen grösseren Staaten auf deutschem Gebiet waren Preußen und das Königreich Bayern die sich ebenfalls nicht ausstehen konnten. Napoleon brachte dadurch das er allles unter seiner Herrschaft vereinte eine allgemeingütige Ordnung in das Chaos. Das gefiehl natürlich dem einfachen Volk, das sich nach ordnung und Sicherheit sehnte ... den antmachteten deutschen Fürsten und herrschern natürlich weniger. Allerdings wisch aufgrund der französischen Gewaltherrschaft und Unterdrückung die Begeisterung der Volkes recht bald und führte nach der Schwächung Napoleons durch den gescheiterten Russlandfeldzug zu den Befreiungskriegen und in Folge dessen zu Vereinigung und zu Gründung des ersten wirklichen deutschen Staates.


In Frankreich hatten mit Hilfe der Bevölkerung die auch die Macht wollte, die Kapitalisten die Macht von den Feudalisten und dem Volk übernommen.

In Deutschland herrschte ja immer noch Feudalismus, obwohl es auch schon viele Kapitalisten gab.

Napoleon konnte die ja in die Schranken verweisen. Auch die kapitalistische Bewegung in Amerika - gegen den britischen Feudalismus - wurde ja von Frankreich unterstützt - auch mit der Freiheitsstatue .

NeueFreiheitsstatue - (Deutschland, Geschichte, Französisch)

Die Französische Revolution hatte auch in Deutschland viele Anhänger, zumal die alte Ordnung des Heiligen Römischen Reiches allenfalls nur noch formal existierte und in vielen deutschen Kleinstaaten Willkürherrschaft regierte. In Napoleon sah man damals noch den Garant für die Errungenschaften der Französischen Revolution.

Haldor  30.04.2015, 13:01

Als dann Napoleon Preußen radikal verkleinerte (Friede von Tilsit), die Königin Luise brutal beleidigte (wegen ihrerer "empfindsamen" Briefe an den jungen Zaren) und vorwiegend aus deutschen Landen die Soldaten seiner Grande Armee, die gegen Russland zog, (zwangs-)rekrutierte (woraufhin massenweise junge Deutsche in den Weiten Russlands elend umkamen), hatte es ein Ende mit der Sympathie für Napoleon. In der Schlacht bei Waterloo wurde er denn auch gerne als "das Ungeheuer" bezeichnet; Marschall Blücher, der auch für die Ehre seiner (inzwischen verstorbenen) Königin focht, hätte ihn am liebsten, wäre er ihm direkt begegnet, erschießen lassen.

0

Zunächst einmal schaffte er die Feudalordnung ab, was natürlich bei den Massen gut ankam.

Später fiel er in Ungnade, weil er seine Soldaten im deutschsprachigen Gebiet einquartieren ließ, weil er Lebensmittel für seine Feldzüge beschlagnahmte, weil er Menschen auch hierzulande zum Militärdienst zwang und damit einhergehend zur Kriegsverwendung.