Wie würdet ihr als Betroffene Person Asperger Autismus beschrieben?


16.05.2025, 23:43

Edit.

Hätte ich nicht den Beitrag anders formuliert am Ende, wäre das anders rüber gekommen.

Alles gute Leute. Bin ein netter Mensch, ich mach nur viel misst.

3 Antworten

Ich finde meinen Autismus nicht schlimm. Er ist halt ein anderes Betriebssystem im Kopf.

Das ist wie bei Computern: Die meisten haben Windows, aber manche haben auch Linux. Wenn ein Windows-PC mit einem Windows-PC kommuniziert, klappt das meistens gut. Wenn ein Linux-PC mit ei Em anderen Linux-PC kommuniziert auch. Wenn aber ein Windows-PC. It einem Linux-PC kommunizieren will, gibt es auf beiden Seiten Probleme. Beide brauchen Unterstützung. Trotzdem sagt man nicht, dass Linux ein Virus ist und alle Computer Windows haben müssen.

Nur beim Menschen macht man es leider anders. Bei Menschen heißt das nicht "Betriebssystem", sondern "Neurotyp". Die Menschen mit Windows im Kopf heißen "neurotypische Menschen". Man hat versucht, den Autismus aus Menschen rauszuprügeln, und das meine ich leider wörtlich. Wenn die Welt nicht so feindlich gegenüber autistischen Menschen wäre, wäre ich niemals an Depressionen erkrankt.

Ich bin unglücklich, weil ich meinen Autismus sehr oft verstecken muss. Ich kann zum Beispiel kein harmloses Stimming - also Verhaltensweisen, die meine Sinne ansprechen und die mich zum Beispiel beruhigen - betreiben, ohne dass ich gemobbt oder zumindest schief angeguckt werde. Wenn ich über meine Spezialinteressen rede, muss ich mir anhören, wie "nervig" und "besessen" ich sei - aber ein neurotypischer Mensch darf natürlich jederzeit über seine Leidenschaften reden. Wenn ich keinen Blickkontakt halte oder in zu hellen geschlossenen Räumen eine Sonnenbrille trage, nennt man mich schnell "unhöflich", obwohl ich doch niemandem schade. Das war schon als Kleinkind so und das ist auch jetzt, mit 27, nicht anders. Es ist eher schlimmer geworden als besser. Dieses Verstecken nennt man Maskieren und es ist gar nicht gesund.

Hinzu kommt noch, dass sich viele Psychiater*innen und Therapeut*innen überhaupt nicht mit dem Thema auskennen. Die wollen mich dazu bringen, dass ich meinen Autismus noch mehr verstecke. Das ist aber gar nicht gut für mich. Es kann zu Depressionen bis hin zu einer Sonderform eines Burnouts führen.

Außerdem gefällt mir nicht, dass Autismus immer noch rein über seine Schwächen definiert wird. Er bringt auch Stärken mit sich, aber die werden in den Diagnosekriterien gar nicht erwähnt. Autistische Menschen sind zum Beispiel häufig sehr empathisch. Sie zeigen das nur anders als neurotypische Menschen, was leider häufig missverstanden wird.

Meine offizielle Diagnose lautet übrigens "Asperger-Syndrom", aber ich mag den Begriff nicht besonders, weil Hans Asperger ein Nazi war. Er hat über 30 Kinder an eine Tötungsanstalt in Österreich überwiesen und die NSDAP hat ihn als "moralisch einwandfrei" eingestuft. Deswegen sage ich lieber: "Ich bin Autist."

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Autist und habe vermutlich ADHS.

Als erstes streiche ich das Wort "Asperger", denn für mich gibt es nur noch Autisten seit ich den ICD 11 kenne.

Ich wusste erst mit 50, dass ich Autistin bin.

Meine Kindheit verlief wie bei den meisten, die in den 1960ern geboren wurden.
Da dachte keiner daran, dass das Kind Autist sein könnte, wenn es sich (etwas) auffälliger verhielt als Gleichaltrige.
Es wurde keine Rücksicht darauf genommen.
Du warst eben die (stille) Verschrobene, mit der nur sehr wenige etwas zu tun haben wollten.

Die Pubertät war mehr oder minder heftig, was nicht nur am unentdeckten Autismus, sondern auch an der damaligen Erziehung lag.

Arbeitsleben verlief relativ unauffällig.
Hatte das Glück in einem großen Konzern zu arbeiten, in dem meine Eigenarten nicht allzu sehr auffielen.

Dass ich überhaupt eine ASS-Diagnose bekam, lag daran, dass meine Tochter diagnostiziert wurde und ich etwas von "Vererbung" gelesen hatte.

Beziehungen hatte ich mehrere - manche hielten etwas länger, andere kürzer.
Meistens hatte ich mich getrennt, wenn ich merkte, es zieht mich runter.
Seit 2007 bin ich ohne Beziehung und das ist auch gut so.

Drogen nehme ich keine. Rauche nicht, weil es u. a. extrem stinkt und Alkohol trinke ich selten.

Ab und an bin ich unter Menschen.
Meistens, weil es sich nicht vermeiden lässt wie beim Einkaufen, da es in unserem Dorf keinen Lieferdienst gibt.
Manchmal, weil ich in einen Park, in den Zoo oder ins Museum gehen will.
Je nachdem, wieviel Menschen auf einem Fleck sind und wie es mit Ausweichmöglichkeiten aussieht, brauche ich danach mindestens 1 oder 2 Tage Erholung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema

Mein Sohn hat Asperger, er hat studiert und ist mit seinem Leben als Einzelgänger glücklich ,er lebt in seiner Welt