Wie werde ich Philosopher?
Wie werde ich ein Philosoph? Könnte ich einfach als Philosoph bezeichnet werden, wenn ich ein erfolgreiches Buch über Philosophie veröffentliche? Oder könnte ich mich auch als Philosoph bezeichnen, obwohl ich nichts getan habe?
Wann wird man Ihrer Meinung nach als Philosoph anerkannt und warum gibt es keine spezifischen Qualifikationen für Philosophen?
2 Antworten
Es gibt Philosophieprofessoren an den Universitäten. Das sind aber noch keine Philosophen. Schopenhauer hat sie verachtet, und die Professoren haben das Genie Schopenhauer jahrzehntelang ignoriert.
Ein Philosoph muss geniale Werke geschrieben haben. Wirklich gute Bücher genügen nicht. Die Werke der Philosophen müssen wie der Blitz einschlagen oder gemäß dem Gedicht von Eichendorff „Die Wünschelrute“ müssen sie die ganze Welt „durch ein Zauberwort“ zum Singen bringen: „Und die ganze Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort.“
Bei Schopenhauer, als er plötzlich in aller Munde war und von allen an Philosophie Interessierten gelesen wurde, waren die Leser zum größten Teil hingerissen. Richard und Cosima Wagner nannten sich „Will“ und „Vorstell“, Tolstoi rühmte den Philosophen „als den genialsten aller Menschen“; Goethe hat wohl das Genie schon früh geahnt und öfter mit ihm diskutiert (Jahrzehnte, bevor Schopenhauer als der Riese erkannt wurde); aber er hat den Kontakt abgebrochen, denn er ahnte wohl gleichzeitig den Pessimisten, was ihm, dem Optimisten, gegen den Strich ging. Wilhelm Busch sah in Schopenhauer einen Geistesverwandten, sein (komisches) Werk ist angewandte Schopenhauerphilosophie u.a.m.
Bei Kant ist es das „Ding an sich“, das wie der Blitz eingeschlagen hat; die kopernikanische Wende seiner Philosophie besagt, dass der Mensch die Dinge nur als Erscheinungen, nicht aber in ihre wahren Gestalt („an sich“) sieht. Desgleichen hat der kategorische Imperativ ungeheure Wirkungen entfaltet.
Bei Nietzsche ist es der „Wille zur Macht“ (in „Zarathustra“, Jenseits von Gut und Böse“ und aus dem Nachlass), der Nietzsche berühmt gemacht hat.
Ach so, jetzt wird es klarer. Ein Philosoph bezieht sich nicht ausschließlich auf die Ideen anderer, sondern er generiert auch eigenständige, originelle Gedanken.
Um es präzise auszudrücken: Ein Philosoph ist ein tiefgründiger Denker mit einer ausgeprägten Fähigkeit zur Konzeption von innovativen Ideen.
Jeder Mensch ist ein Philosoph.
Der eine öfters, der andere seltener.
...und einige sind zu strunzendämmlich dafür.