Wie weit lasst ihr zu, dass politische Themen eure Freundschaft beziehungsweise eure Familie beeinflusst?
19 Antworten
Naja, bei der Familie kann ich es mir ja nicht aussuchen.
Bei Freundschaften und romantischen Beziehungen ist mir das Thema aber sehr wichtig. Denn politische Meinungen haben auch sehr viel mit Grundwerten und einer allgemeinen Weltanschauung zu tun. Wenn man seine Freunde oder seine Partnerin wie ich gerne auf einem sehr innigen Level kennenlernt und nicht bloss über oberflächliche Dinge wie den Musikgeschmack oder die Lieblingsfarbe, sondern vor allem auch gerne über wirklich tiefschürfende Themen diskutiert, dann lassen sich politische Meinungen praktisch nicht umschiffen. Selbst wenn man nicht explizit über Politik spricht, wird man irgendwann dort landen, weil halt alles auf dieser Welt irgendwie politisch ist (was ja auch sehr spannend ist).
Und da gibt es einfach Einstellungen, mit denen ich in einer engen Freundschaft oder in einer Beziehung nichts zu tun haben will. Für mich ist z.B. die extreme, sozioökonomische Ungleichheit ein grosses Thema. Ich bin körperlich behindert und habe daher aktuell keinen Job (ich beziehe eine kleine Rente). Ich bin zwar gut gebildet, aber ich muss mit sehr wenig Geld klarkommen. Ich hatte schon Freunde, die der Meinung waren, jeder könne reich werden, wenn er nur hart genug arbeite und den Sozialstaat müsse man eigentlich abschaffen, weil das sowieso alles nur Schmarotzer seien. Als Betroffener ist es natürlich sehr verletzend, sowas zu hören. Vor allem, wenn es noch von jemandem kommt, den man bisher als seinen Kumpel betrachtet hat. Am liebsten würde ich solchen Leuten dann die Fresse polieren. Stattdessen hab ich den Kontakt einfach abgebrochen. Ich erwarte nicht, dass mich mein Umfeld bemitleidet, aber wenn man keinerlei Empathie für mich und andere Menschen in meiner Situation aufbringen kann, dann will ich nichts mit der Person zu tun haben. Ich bin der festen Überzeugung, dass Armut keine Schande ist und ich möchte Freunde und eine Partnerin, diese diese und ähnliche Meinungen mit mir teilen.
Familie kann man sich nicht aussuchen, Freunde schon.
Freundschaften mit Menschen die vollkommen andere Meinungen haben funktionieren nicht, mit solchen Menschen möchte ich dann auch nicht zusammen sein.
In der Familie, versuche ich diese Menschen zu meiden, ganz entfernen aus dem Leben kann man sie ja nicht, spätestens bei Omas Geburtstag trifft man sie ja.
Das stimmt.
Wobei die wechselnden Ansichten ja eher bereichernd sind. Freundschaften hören bei mir allerdings auf, wenn die Ansicht so / zu extrem wird, das ich das nicht mehr mit meinem Bild vom Menschen oder der Welt vereinbaren kann.
Ich habe das Glück das meine Familie, meine Freunde und Partnerin alle "Fast" der selben Meinung sind.
Und selbst wenn nicht, es beeinflusst uns nicht, wir sind trotzdem Freunde und Familie.
Wundert mich das es Menschen gibt die wegen sowas, kontakt zu ihren Freunden oder Familien abbrechen.
Wie weit lasst ihr zu, dass politische Themen eure Freundschaft beziehungsweise eure Familie beeinflusst?
Gar nicht.
Mir sind die Ansichten von Freunden etc egal.
Ich habe in Freundeskreis und bei Bekannten unterschiedliche politische Ansichten und auch Leute von denen ich die politischen Ansichten gar nicht kenne (wahrscheinlich zumindest) und auch Leute die gar nicht politisch sind.
Selbes Spiel mit die Familie.
Meine Eltern waren nie glücklich mit meinem Engagement weil sie es lieber gehabt hätten ich wäre zu CDU&V oder Open VLD gegangen, aber das war mir ,,damals" mit 15/16 schon egal.
Bewusst beeinflusst es mich gar nicht - unbewusst vielleicht aber schon.
Grundsätzlich gehört politischer Diskurs auch im Freundes- und Familienkreis dazu. Wenn allerdings jemand radikal ist und dabei den Boden unserer demokratisch-freiheitlichen Grundordnung verlässt, fehlt auch eine wichtige Basis für eine Freundschaft.
Natürlich würde ich mit der Person – um der Freundschaft Willen – das Gespräch suchen. Doch wenn sich dabei manifestiert, dass der Mensch für mein Empfinden radikal ist bzw. nur dumpfe Parolen von sich gibt, müsste ich den Kontakt abbrechen.
Zum Glück hat es einen solchen Fall in meinem Freundeskreis bislang nie gegeben.
und dabei den Boden unserer demokratisch-freiheitlichen Grundordnung verlässt…
Genau. Da musste ich doch sofort an die Grünen, die Linken, die in der so genannten Mitte denken, weil die schon lange die demokratische Grundordnung verlassen haben. Man braucht nur zu sagen, man verbietet eine Partei (oder will sie gerne verbieten) oder stellt eine „Brandmauer“ und schon hat man den Boden der Demokratie verlassen.
So etwas ähnliches hatten wir vor wenigen Jahrzehnten im Osten unseres „besten Landes aller Zeiten“ und auch schon vor 90 Jahren. Top aktuelles Beispiel: das Verbot eines Bürgermeisterkandidaten in Ludwigshafen.
Unsere Gesetze sehen vor, dass eine Partei verboten werden kann, wenn diese verfassungsfeindliche Ziele verfolgt und eine konkrete Gefahr für die freiheitlich-demokratische Grundordnung darstellt. Falls es dafür einen Verdacht gibt und man deshalb darüber diskutiert, verlässt man den Boden der Demokratie nicht, sondern schützt diese sogar.
Doch aus guten Gründen sind die verfassungsrechtlichen Hürden für ein Parteiverbot hoch. Deshalb wurden bislang in der Bundesrepublik auch erst zwei Parteien verboten. Dabei handelte es sich um die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) sowie die Sozialistische Reichspartei, welche als Nachfolger der NSDAP galt.
Der Fall Joachim Paul ist komplex, denn seine Kandidatur wurde nicht einfach willkürlich verboten. In Deutschland ist Verfassungstreue eine grundlegende Anforderung für die Kandidatur zum Oberbürgermeister als politischer Beamter. Und der Kandidat Joachim Paul wurde ausgeschlossen, weil der Wahlausschuss Zweifel an dessen Verfassungstreue hat. Wenn Anhaltspunkte dafür vorliegen, ist der Wahlausschuss verpflichtet so handeln.
Grundlage für dieses Vorgehen war ein elf-seitiger Bericht des Verfassungsschutzes. Dieser listet mutmaßlich rechtsextreme Äußerungen von Paul auf. Außerdem nennt er Beispiele für dessen Nähe zur rechtsextremen Szene.
Paul wehrte sich gegen diesen Ausschluss mit einem Eilantrag, der vom Gericht abgelehnt wurde. Bei der Begründung für den Ausschluss von der Oberbürgermeisterwahl habe es – laut Gericht – keinen offensichtlichen Fehler gegeben. Dagegen hat der AfD-Kandidat Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht eingelegt. Dessen Urteil steht noch aus.
Es geht also alles juristisch/rechtlich einwandfrei zu.
wenn diese verfassungsfeindliche Ziele verfolgt
in dem man selbst verfassungsfeindliche Maßnahmen ergreift. Ich verstehe schon! Hier wird unsere Demokratie mit Füßen getreten.
wie gesagt. Das erinnert an braune Zeiten und an die DDR.
Nein, man hält sich an das Grundgesetz und schützt so die Demokratie. Diese muss wehrhaft bleiben, denn gerade Extremisten nutzen die enormen Freiheiten von rechtsstaatlichen Demokratien aus. Was den Umgang mit diesen natürlich schwierig macht.
Wo wird denn aus Ihrer Sicht gegen die Verfassung verstoßen und auf welche Weise?
Ich habe in der Schule gelernt, dass eine Demokratie dann herrscht, wenn verschiedene Meinungen erlaubt sind und die Mehrheit dann entscheidet. Dies, ja, genau dies wird bei uns in unserem Land gerade mit Füßen getreten!
Das ist nicht der Fall. Jeder kann seine Meinung äußern, nur muss er (oder sie) damit rechnen, dass Widerspruch kommt.
So haben wir in Deutschland definitiv Meinungsfreiheit. Denn der Artikel 5 des Grundgesetzes garantiert jedem das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten. Dazu zählt auch die Pressefreiheit, weshalb keine Zensur stattfindet. Von diesem Recht machen Millionen Menschen in Deutschland tagtäglich Gebrauch – unter anderem auf dieser Plattform.
Auch politische oder sonstige Meinungsäußerungen sind grundsätzlich geschützt, selbst wenn sie polemisch, überspitzt oder eben "unbequem" formuliert sind.
Zum Beispiel urteilte das Bundesverfassungsgericht mal, dass die harte Aussage „Soldaten sind Mörder“ unter die Meinungsfreiheit fällt. Zudem ist Satire nicht nur Ausdruck der Meinungsfreiheit, sondern wird darüber hinaus durch die Kunstfreiheit (Artikel 5 Absatz 3 GG) geschützt.
Aber – und auch das wirst Du in der Schule gelernt haben – stößt die Meinungsfreiheit nach bundesdeutschem Recht dort an ihre Grenzen, wo sie mit anderen Rechten und Gesetzen kollidiert.
In logischer Konsequenz ergeben sich unter anderem Einschränkungen aus den Persönlichkeitsrechten, dem Jugendschutz und dem Recht der persönlichen Ehre. Beleidigungen, Hasskommentare, Verleumdungen sowie rassistische, antisemitische und verfassungsfeindliche Aussagen sind Beispiele für strafbare Handlungen, die – zum Glück – nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt sind.
Auch die Verbreitung von Lügen oder sogenannten "Fake News" kann in bestimmten Fällen strafbar sein, etwa wenn sie den Tatbestand der Verleumdung oder Volksverhetzung erfüllen.
Wo bleiben stichhaltige Argumente oder vielleicht Quellen, die dieses "Nein" untermauern?
Natürlich kann das Ihre Meinung sein – weil diese Ihnen, wie jedem Bürger zusteht –, aber als Aussage ist sie nicht sehr fundiert.
Ich beziehe mich in meiner Ausführung einfach auf das Grundgesetz. Und das gilt nun einmal für alle deutschen Bürgerinnen und Bürger. Völlig unabhängig von der jeweiligen politischen Ausrichtung.
Worauf beziehen Sie Ihr "Nein"?
Unabhängig davon, muss Diskurs immer möglich sein. Schließlich werden wir alle – von politisch links bis rechts – auch in Zukunft friedlich zusammenleben wollen.
Es verstärkt natürlich die Bildung von Meinungsblasen. Meine Freunde haben gänzlich andere Ansichten. Manche Themen meiden wir natürlich auch, aber ich halte Freundschaften als viel wertvoller als wechselnde politische Ansichten.