Wie viel Auslastung für Border Collie?

3 Antworten

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Die Devise "viel hilft viel" ist hier absolut Fehl am Platz. 

Ja - der Border Collie ist ein Arbeitshund durch und durch. Und er will arbeiten. Das zeigt sich aber in zwei Aspekten: 1. will er natürlich Bewegung. 2. will er mit dem Menschen arbeiten und ihm gefallen.

Man muss beides erfüllen. Und beides lässt sich nicht dauerhaft durch das Andere ersetzen um einen ausgeglichenen Hund zu bekommen. 

Das bedeutet: Egal wie viel der Hund läuft und rennt und Bällchen holt, wenn du ihn nicht auch geistig forderst und ihm die Möglichkeit gibst, mit dir zusammen zu arbeiten, wird er kein ausgeglichener Hund. Ganz im Gegenteil: Je mehr der Hund dann trainiert wird (also rein körperlich) desto mehr dreht er auch auf, er hat ja mehr Kondition. 

Andererseits kann auch "nur" lernen einen Border nicht glücklich machen. Auch wenn du also den ganzen Tag Tricks mit ihm übst zum Beispiel, braucht er natürlich auch genug Bewegung. Das gilt aber eigentlich eher für jeden Hund. 

Du musst beide Bedürfnisse des Hundes abdecken können. 

ABER man darf es eben nicht übertreiben. Das was ein Border allem voran lernen muss, ist Ruhe. Er kann es nicht von allein. Entspannen und Abschalten ist etwas, das man diesem Hund tatsächlich aktiv beibringen muss. Und es gibt auch einen Grund dafür. 

Wie gesagt, er will immer arbeiten und gefallen. Das schlimmste, das ein Border bei der Arbeit tun kann, ist schlapp machen. Egal wie viele Stunden er schon mit den Schafen unterwegs ist, wenn eins abhauen will, muss er los. Es gibt keine Mittagspause und auch kein "ich hab keine Lust mehr". Aufgeben ist für diese Hunde keine Option. Das darf es nicht sein und ist ganz bewusst weg gezüchtet. Das merkt man sogar beim Ballspielen: Niemals wird ein echter Border von sich aus aufhören den Ball wieder zu bringen. Und wenn er sich mit letzter Kraft wieder zu dir hin schleppt, er wird eher tot umfallen als seinen "Job" nicht zu erledigen. 

Das bedeutet du als Halter musst entscheiden, wann die Arbeit erledigt ist und der Hund ruhen kann/darf/muss. Der Hund wird nämlich bestimmt nicht ankommen und sagen "so, ich bin jetzt ausgelastet, wir können wieder nach Hause gehen". 

Wenn der Hund Ruhe tatsächlich gelernt hat, wird er auch in vielen Situationen ruhig bleiben können. Sowohl unter vielen Menschen, als auch beim Spazieren gehen oder wenn du mal krank bist und nicht stundenlang Powertraining machen kannst. Es ist enorm wichtig, dass der Hund nur dann "aufdreht", wenn es auch gefordert ist. Ansonsten wird der Hund eine tickende Zeitbombe, der permanent unter Stress und Anspannung steht. Nicht ohne Grund sitzen immer wieder Border in Tierheimen weil sie Kinder gebissen und die Wohnung zerlegt haben! Ein Hund schläft und döst bis zu 18 Stunden am Tag. Das gilt auch für einen Border Collie. Er ist auch nur ein Hund.

Ich liebe die Rasse, es sind ganz ganz tolle Hunde. Man muss nur ganz genau wissen, was man tut. Es ist ein schmaler Grat zwischen Über- und Unterforderung, den man erst kennen lernen muss. Der Hund sagt einem nämlich nicht, welches von beidem jetzt der Fall ist.  

emmalul12 
Fragesteller
 18.02.2017, 14:28

Danke erst mal für deine ausführliche Antwort:) Das hat mir sehr geholfen:) Wie oft sollte man dann am Tag Kopftraining und wie oft raus gehen (also ihn körperlich bewegen) und wie lange?

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skjonii  18.02.2017, 19:51

Gerne :) das kann man nicht wirklich pauschalisieren. Natürlich ist es mit drei mal fünf Minuten um den Block nicht getan, aber 6 Stunden und 50 km müssen es natürlich auch nicht sein. Es kommt vor Allem auf den Hund an und das, was du von ihm erwartest. Wenn er "nur" ein Familienhund sein soll, ist es gar nicht nötig von Anfang so viel und so intensiv zu arbeiten wie man es zum Beispiel mit einem Hund machen würde, der professionell Hundesport machen soll. Ich denke, dass man dafür recht schnell ein Gefühl entwickelt, jeder Hund hat da auch andere Ansprüche. Ein Hund der das arbeiten so nie gelernt hat, kann sich zum Beispiel auch gar nicht so lange konzentrieren. Das muss man alles trainieren, wenn man es denn will. Ein junger Hund oder eben ein untrainierter kann sich oft nur wenige Minuten konzentrieren. Dass "die Luft raus ist" merkst du daran, dass er unruhig wird, Übersprungshandlungen zeigt wie Gähnen oder auch "rummeckert" und sich sehr schnell ablenken lässt. Dann sollte man auf jeden Fall eine Pause machen. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten den Hund geistig zu fordern. Agility oder Tricks natürlich, aber ebenso auch einfach das Verhalten in fremden oder neuen Situationen, im Restaurant oder unter vielen Menschen oder ebenso beim Tierarzt! Es ist wichtig, dass man solche Situationen von Anfang an übt (Stichwort Ruhe beibringen) aber man muss sich ebenso bewusst sein, dass man damit den Hund auch enorm fordert. Mein Border war letztens mit mir und einer Freundin in der Innenstadt eine neue Hose kaufen und frühstücken. Viel Bewegung und Konzentration war das so gesehen nicht, trotzdem war er danach natürlich ziemlich müde. Im Normalfall wirst du ja schnell merken, wenn der Hund nicht ausgeglichen ist. Du musst dann nur noch herausfinden können, ob du eben zu viel oder zu wenig machst. Da Unterforderung aber deutlich leichter richtig zu stellen ist als ein einmal überstrapazierter Dauerbrenner, ist es meiner Meinung nach sinnvoll erstmal klein anzufangen und zu probieren :) dann wirst du auch herausfinden, was dem Hund Spaß macht und wo seine Stärken liegen. Wenn er das Abschalten einmal verinnerlicht hat, pendelt sich das alles gut ein. Rein zeittechnisch glaube ich nicht, dass man für einen Border unbedingt mehr einplanen muss als man für jeden anderen auch sollte. Ein gut erzogener Hund kann ja überall mit hin, dann muss man kaum noch extra planen ^^

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Die Frage ist nicht nur wie viel sondern auch welche Auslastung. Der Border Collie ist quasi der Malinois unter den Hütehunden. Ein absoluter Workaholic, der neben einer artgerechten Beschäftigung vor allem eines lernen muss: Ruhe halten.

Ein Hund, der nicht in den Freizeitmodus schalten kann, ist ständig unter Strom und das stresst nicht nur ihn selbst sondern auch den Halter.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selbst Hundebesitzer und ehrenamtlicher Verhaltensberater

Hallo, das läst sich so nicht sagen. Der Ursprung der Rasse hatte den ganzen Tag zu tun. 

Nun versuchen wir Menschen dem Hund das abzuzüchten was wir ihm früher angezüchtet haben.

skjonii  17.02.2017, 09:10

Und er Ursprung der Rasse hat auch den ganzen Winter ohne Arbeit verbracht. So pauschal stimmt das nicht. 

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