Wie überlebe ich das Gymnasium?
Hallo,
schon als Kind wollte ich aufs Gymnasium und Ingenieur werden. In der vierten Klasse wurde mir jedoch abgesagt, dorthin zu gehen. Ich denke, dass Rassismus eine Rolle gespielt hat, weil ich mich unwohl gefühlt habe und dadurch in der Grundschule schlechter war. Ich wusste damals nicht, dass ich etwas dagegen hätte tun können, da mein Deutsch nicht perfekt war. Das hat sich inzwischen geändert.
Da ich nicht aufs Gymnasium konnte, ging ich auf eine integrierte Gesamtschule, also eine Realschule. Anfangs mochte ich es dort gar nicht, besonders bis zur siebten Klasse. Ich wusste nicht, dass man nach der sechsten Klasse aufs Gymnasium wechseln kann. Mein Lehrer meinte vor Kurzem, dass ich eigentlich von Anfang an aufs Gymnasium gehört hätte.
Trotzdem war ich von der fünften bis zur zehnten Klasse der Klassenbeste. Nach der siebten Klasse habe ich mich langsam wohler gefühlt und hatte ab diesem Zeitpunkt fast nur noch Einsen auf den Zeugnissen. Mir war bewusst, dass man nach der zehnten Klasse aufs Gymnasium wechseln kann, und ich wurde vor Kurzem angenommen.
Jetzt komme ich aber nicht damit klar, dass ich fast sechs Jahre auf der Realschule war, was länger ist als meine Zeit in der Grundschule. Gleichzeitig werde ich nur drei Jahre auf dem Gymnasium verbringen. In letzter Zeit stelle ich mir oft die Frage, ob ich anders wäre, wenn ich von Anfang an aufs Gymnasium gegangen wäre.
Ich musste von der dritten bis zur zehnten Klasse nie für Arbeiten lernen, weil ich einfach so gut war. Jetzt frage ich mich, ob ich anfangen sollte zu lernen, da ich es nie wirklich gemacht habe. Mein Ziel war es immer, aufs Gymnasium zu kommen. Jetzt habe ich es erreicht, aber irgendwie kann ich diese Tatsache nicht verarbeiten. Mein Traumberuf war Ingenieur, aber trotzdem weiß ich gerade nicht, wie es weitergehen soll.
Ich habe mir oft eingeredet, dass mir ein Jahr wegen Corona fehlt, nach dem Motto: ein halbes Jahr plus ein halbes Jahr ergibt ein ganzes Jahr. Damit habe ich versucht, mir den Schmerz etwas zu nehmen. Ich habe mich an der Realschule auch nur wohlgefühlt, weil ich dort nicht wegen meiner Hautfarbe schikaniert wurde.
Meine Schule würde ich als Gangsterschule bezeichnen, während das Gymnasium für mich eine Schule für Schlaue ist. In den letzten zwei Jahren musste ich mich zum ersten Mal seit Langem wieder mit Rassismus auseinandersetzen. Trotzdem habe ich aus meinen Fehlern gelernt und es geschafft, vom Gymnasium angenommen zu werden.
Jetzt stehe ich aber vor der Frage, wie es weitergeht. Ich habe wahrscheinlich nicht alles erwähnt, aber ihr könnt mir Fragen stellen. Ich werde sie beantworte, aber nicht alle.
5 Antworten
Gymnasium eine Schule für Schlaue ( und Kinder studierter Eltern) - so war es früher.
Leider sind die Schüler, die zu einem Gymnasium (von den Eltern) geschickt werden, vielfach nicht besonders begabt, wenig interessiert und arbeitsfaul - das Niveau sinkt
https://www.facebook.com/reel/972315997340125?locale=de_DE
Ich wünsche dir viel Erfolg.
Du bist nervös, du betrauerst etwas, ok.
Ja, in den letzten Jahren auf dem Gymnasium, ich schätze schon, dass du dort richtig lernen müssen wirst. Das könnte dir zunächst schwerfallen, weil du es nicht gelernt hast. Lass dich nicht entmutigen, wenn du nicht mehr zu den Klassenbesten gehörst.
Mach dich schlau, was du für Ingenieur studieren müsstest und ob es da Begrenzungen gibt, dass man das nur mit bestimmten Abi-Noten studieren darf. Dann hast du ein konkretes Ziel.
Wenn du ohne Lernen bisher durch die Realschule gekommen bist, kannst du sicher Abi machen, aber es wird schon eine Umstellung sein.
- Als ich Abi gemacht habe, gab's kein G8. Ich habe im selben Jahr Abi gemacht, wie die, die nach der Grundschule auf's Gymnasium sind, während ich trotz Gymnasial-Empfehlung auf die Realschule bin. Weil die Leute auf dem einzigen Gymnasium in der Stadt mir zu hochnäsig waren.
- Du hättest auch eine halbwegs zum Studium passende Ausbildung machen können und dann während der Ausbildung in der Abendschule oder danach in 1 Jahr Vollzeit FH-Reife machen können und einige Studiengänge studieren können.
- Die auf dem Gymnasium meckern dauern, dass man da nicht kochen bzw. handwerkliches lernt. In der Realschule kannst du eines der beiden Fächer oder eine 2. Fremdsprache nehmen.
notting
Hey! Mir ging es ähnlich. bin damals nach deutschland gezogen, meine noten waren super. aufs gymnasium haben sie mich trotzdem nie gelassen. War bis zur 7. klasse auf einer realschule, war dann zwei jahre in der schweiz, und als ich wiedergekommen bin meinte meine alte realschule (bin nur einmal aus familären gründen weggezogen, ist tatsächlich genau der gleiche ort, gleiche schule usw wieder gewesen), dass ich lieber aufs gym sollte.
Hab das dann auch gemacht, 10. klasse absolviert aber dann war es irgendwie nicht das, was ich damals wollte. aufeinmal musste ich fürs abitur lernen, alles war strenger etc. war ich 0 gewohnt.
Ich wäre wahrscheinlich geblieben, wenn ich seit der 5. klasse aufs gym gewesen wäre. Ich hätte mich besser anpassen können.
Ich hatte jetzt den luxus gehabt, dass ich mein hobby zur arbeit umwandeln konnte und somit mein abitur abbrechen konnte.
Mein traum war es, ins lehramt zu gehen. Das abitur war mir aber einfach zu viel. Ich glaube, dass es wiegesagt anders wäre, wenn ich schon die ganze zeit auf dem gym gewesen wäre.
ich bin nicht durchgekommen, abi besteht aber vorallem auf dem gym nur aus lernen und bei paar lehrern lutschen, dann kommst du durch.
Du musst auf jeden Fall anfangen zu lernen. Bei mir war es so, dass die gymnasiale Oberstufe ein ganzes Stück schwerer war als Mittel- und Unterstufe.
Vielen Dank für deine Antwort. Ich werde es mir notieren ✍️